Ein Fels in der weichgespülten Brandung des Kommerz-Kinos – Das „Lichtblick“-Kino zeigt echte Filmkunst und Dokumentarfilme

Am 30.09.1997 war dann erstmal Schluss. Der Mietvertrag wurde nicht verlängert, weil der Besitzer des direkt daneben liegenden Delta-Kinos (später Arkona) ein Kinocenter errichten wollte, das auch den Saal des Lichtblicks einschließen sollte. Das Kinocenter entstand dann zwar, der Besitzer ging jedoch pleite und das Haus steht inzwischen leer.

Einige Monate später eröffnete mit Unterstützung der Bewohner der Kastanienallee 77 das neue Lichtblick-Kino. Es war nun weitaus kleiner, aber mit Stuck an der Decke und sehr gemütlicher Atmosphäre. Das Programm ist inhaltlich geblieben und auch ein Großteil der Gäste blieben dem Lichtblick treu. Höhepunkte waren seither die wochenlang ausverkaufte Wiederaufführung von »Black Moon«, die Fassbinder-Retrospektive, Pasolini, Buñuel, Fellini, die Filmreihen zur Berliner Surreale und viele Dokumentarfilme oder surrealistische Kurzfilmprogramme. Im April 1999 wurden das „Lichtblick“ von den Lesern des Stadtmagazins »zitty« zum besten Programmkino der Stadt gewählt.

Eine interessante Veranstaltungsreihe ist unter anderem zur Zeit die „AG DOK im Lichtblick“, die am jeweils vierten Dienstag des Monats um 18 Uhr stattfindet. Dabei stellen im monatlichen Rhythmus Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK)Filme vor, die die Bandbreite des dokumentarischen Genres widerspiegeln – ob klassisch-dokumentarische, essayistische oder experimentelle Filme, aktuelle und ältere Werke: in jedem Falle sind es Autorenfilme. Der/die RegisseurIn ist zur Diskussion anwesend, ein Berliner AG DOK-Mitglied moderiert jeweils das Gespräch.

Nächster Film in der „AG-DOK-Filmreihe“ ist MEIN TOD IST NICHT DEIN TOD von Lars Barthel”¨ aus dem Jahr 2006.

Der Regisseur beschreibt darin die Liebes-und Lebensbeziehung zu einer indischen Kommolitonin in der DDR der siebziger Jahre. Chetna, so ihr Name, kam aus Indien in die DDR. Sie war achtzehn, er dreiundzwanzig, als sie an der Babelsberger Filmhochschule zusammen studierten. Zwölf Jahre später starb Chetna, als beide in Indien drehten. Immer wieder wollte Barthel seitdem über ihre Liebe, ihre Zeit in Indien, Westberlin und die DDR in den Siebzigern erzählen. Aber es ging lange Zeit nicht…

Dazu Regisseur Lars Barthel:

„MEIN TOD IST NICHT DEIN TOD" war meine erste Regiearbeit. Als Kameramann war ich vertraut mit verschiedenen dokumentarischen Erzählformen. Keine schien mir für meinen Film passend. Die eigene Biografie ist ein tückisches Material. Wie Abstand halten und Nähe zulassen? Ich suchte nach einer unbekannten Form, die mich motivierte und neugierig machte. Das Kleine Fernsehspiel half mit einem Drehbuchvertrag. Ich begann einen Dialog zu schreiben, mit meiner toten Liebsten. Während der Arbeit am Film wurde sie so präsent, dass sich alle mit ihr solidarisierten. Die Cutterin, die Produktion und am Ende die Zuschauer. Es war wie die Übertragung einer verborgenen Kraft.

MEIN TOD IST NICHT DEIN TOD Ӭ
D 2006, Dokumentarfilm, 16/ 35mm, 85 Min.

Am 26. April, 18.00 Uhr im Lichtblick

***

Info:

Lichtblick-Kino: Kastanienallee 77, Prenzlauer Berg | tel: 44058179 |

www.lichtblick-kino.org

Verkehrsverbindung: Tram M1 | U Eberswalder Str. | U Rosenthaler Platz | Eintrittspreise: 5,00 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, bei Überlänge: 5,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro | Für Mitglieder der AG DOK ermäßigter Eintritt!

Weitere Filme der Reihe bis zur Sommerpause im Juli:

24.05. // KOMMUNE DER SELIGEN

96 Min // D 2004 // Regie Klaus Stanjek

Der Film beobachtet eine radikale Gesellschaft von Wiedertäufern in Kanada, die trotz ihrer fast 500-jährigen Geschichte fast unbekannt blieben. Früher als Ketzer gejagt und verfolgt, leben die „Hutterischen Brüder“ bis heute in kibbuzartigen Gemeinschaften, verweigern den Kriegsdienst und teilen ihren Besitz.

Moderation Tamara Wyss

*

28.06. // DIE SCHLACHT AM TEGELER WEG + 5,5 METER MAL 1,5 METER

45 Min + 13 Min // D 1988 + 1998 // Regie: Barbara Kasper und Lothar Schuster

Die Straßenschlachten, die 1968 aus einer Soli-Demo für den damaligen APO-Aktivisten Mahler heraus entstanden, läuteten für die Filmemacher das Ende der antiautoritären Studentenbewegung ein. „Die Schlacht am Tegeler Weg“ ist ein Rekonstruktionsversuch der Ereignisse. Der zweite Film erzählt die Geschichte eines sagenumwobenen Tisches – quer durch die linke Szene Berlins..

Moderation Dirk Szuzies

Im Juli ist Sommerpause!

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