Ein Brückenbauer – Zum Tode von Nuri Karademirli

1969 betreute er seine Mutter bei einer medizinischen Behandlung in Westberlin und nahm hier seinen Wohnsitz. Er studierte in Deutschland und gründete gemeinsam mit seiner Frau Halime eine Elektronikfirma. Mit ihrem Vermögen verwirklichten sie einen Traum und gründeten1998 das Konservatorium für türkische Musik. Das Konservatorium lehrt und pflegt türkische Musik mit Instrumental- und Gesangsunterricht, mit Chor, Orchester, Volkstanz und sogar mit einem eigenen Instrumentenbau.19 000 Musiker wurden hier ausgebildet. Im April dieses Jahres feierte das Konservatorium sein 15jähriges Bestehen mit einer glanzvollen Gala. Eine neue Stufe  soll es mit der Gründung der Global Music Academy zur Ausbildung von Musikern vieler Nationen in den Stilistiken unterschiedlicher Musikkulturen erreichen.

Neuland betrat Karademirli mit der Zusammenarbeit mit Lior Shambadal und den Berliner Symphonikern, in der eine Symbiose von türkischer und europäischer Musik versucht wurde. Karademirli war anerkannt als Dozent der Universität der Künste und als Mitglied des Landesmusikrates. Der Meister konnte Brücken bauen zwischen türkischer und deutscher Kultur in Deutschland. Dennoch blieb ihm die deutsche Politik die Gleichberechtigung schuldig, indem sein Konservatorium nicht die finanzielle Förderung erfuhr wie die deutschen Musikschulen oder indem zu Foren über Probleme der Musikschulen die türkische Schule nicht eingeladen wurde. Diplome des Konservatoriums werden staatlich nicht anerkannt. Die Berliner Zeitung apostrophierte es einst als »Karademirlis patriotisches Konservatorium«. Nuri Karademirli hinterlässt ein Lebenswerk mit internationalistischem Akzent: »Wir kämpfen dafür, dass internationale Musik von internationalem Publikum gehört wird.«

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