Dreharbeiten im Drohwald – Schauspielerin Isabelle Huppert und Regisseur Brillante Mendoza präsentieren Entführungsfilm „Captive“ im Wettbewerb der Berlinale

Kein Wunder! Denn der 1960 in San Fernando auf den Philippinen geborene Regisseur Brillante Mendoza hetzte die Huppert kreuz und quer über den Archipel im westlichen Pazifischen Ozean. Er stelle sich schonungslos der Realität. Die 58-Jährige spielt in dem Streifen des bereits 2008 mit dem Film "Tirador" in der Berlinale Sektion Forum präsent gewesenen und mit dem Caligari gepriesenen Filmemachers eine Geisel.

"Captive", der im Wettbewerb läuft, lehnt sich an reale Ereignisse 2001 an. Mitglieder der muslimischen Abu-Sayyaf-Gruppe, nebenbei bemerkt: nur 4 von rund 100 Millionen Einwohnern sind muslimischen Glaubens, dringen in ein Hotel auf den Philippinen ein und entführen ein Dutzend Ausländer, darunter Touristen und christliche Missionare, die den über 80 Prozent Katholiken unter den Filipionos als Hirten im Hause des Herrn weitere Schäfchen zuführen.

Eigentlich sollte der Anschlag Mitarbeitern der Weltbank gelten, die auch in Südostasien allzeit bereit ist, zuzuschlagen und zu helfen, doch die Bänkster sind vor den Banditen abgereist. Also müssen die Reisende durch den Regenwald. Entführer und Entführte marschieren monatelang gemeinsamen gegen die Unbilden des Urwalds.

In einem Krankenhaus zwingen die Kidnapper später zudem mehrere örtliche Krankenschwestern mit auf den langen Marsch durch den Wald. Hass und Vorurteil im tropischen Klima der Angst ist der aparte Mix eine Bedrohung von Mensch und Natur, was kein Gegensatz ist, den Mendoza anrührt, um sein Publikum gleich mit in Geiselhaft zu nehmen. Der Urwald wird zum Drohwald und der Mensch zum Tier. Die Magie der Mischung liegt im Unheimlichen.

Die Dreharbeiten mit professionellen Schauspielern und Laiendarstellern an Originalschauplätzen seien natürlich "kein Zuckerschlecken" gewesen, berichtete Huppert. Sie hätten im Dschungel stattgefunden und auf einem Boot. "Wir hatten zwischendurch auch Angst, es würde geschossen", sagte sie zum Real Fake, den Mendoza da abgezogen hat. Ihm sei es gelungen, die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu verwischen. Jeden Tag sei die Situation anders gewesen, es habe immer Überraschungen gegeben. "Wir wussten nie genau, was gleich passieren würde." So seien auch die Schauspieler vor Drehbeginn nicht miteinander bekannt gemacht worden. Sie seien hineingestoßen worden, so wie das auch in der Wirklichkeit der Fall gewesen sei.

Mendoza berichtete, dass Huppert ihn einmal gefragt habe, ob einige der Abu-Sayyaf-Mitglieder in dem Film echt seien. Er habe überlebende Geiseln interviewt und auch mit Militärs und Mitgliedern der Abu Sayyaf gesprochen und somit die Darstellungen der verschiedenen Seiten gekannt, sagte Mendoza. Seit 2001 habe es einige Fälle dieser Art gegeben. Er finde es wichtig, zu thematisieren, dass in der Region ein Problem bestehe, dass angegangen werden müsse. Keine Frage, die Philippinen sind ein Land zwischen Marcosdiktatur ab den 70er Jahren des 19. Jahrhundert und Massaker wie in Maguindanao 2009, in dem Hunderte politische Morde allein in diesem Millienium, Wahlfälschungen, Staatsterrorismus und Putschversuche zum politischen Alltag gehören wie Huppert in den Urwaldfilm.

Mit Material von Berlinale, dapd

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