Die Roosters rupfen die Eisbären oder „Nu aba ran an de Buletten“

Richtig, das Eishockey spielende Personal fegten die Düsseldorfer EG am Freitagabend mit 5:3 aus der hohen Halle am Ostbahnhof. Richtig ist aber auch, dass die Rheinländer vor allem eines nicht wollten, sich verletzten und für die Play-off-Spiele ausfallen. Die Gefahr eines Abrutschens auf die Resterampe der DEL bestand nicht mehr und den Meister aus Ingolstadt oder gar die Freezers aus Hamburg verdrängen, das war genau so wenig drin.

Die Sauerländer hingegen kämpften am Sonntagnachmittag um den letzten Play-of-Platz und wurden am Ende belohnt. Brodie Dupont fuhr durch einen von scheinbar vier Eisbären gesicherten wie um Fahnenstangen und schoß das erste Tor für die Gäste (5.). Henry Haase holte hingegen nur den Helm von Richard Jares vom Kopf (7.) und erhält dafür die erste Zwei-Minuten-Strafe des Spiels. Statt die Führung auszubauen traf Julian Talbot in Unterzahl, weil Mathias Lange im Iserlohner Tor den von James Sharrow aus der Distanz geschossenen Puck nur vor dessen Füße abprallen lassen konnte (8.). „So geht Unterzahl“, singen die Fans in der Stehplatzkurve. Überzahl geht bei den Berlinern nicht, obwohl Colten Teubert (15.) und Boris Blank (16.) auf die Strafbank müssen.

Fünf gegen Drei oder Fünf gegen Vier, wie auch wieder zu Beginn des zweiten Drittels, die Berliner bringen beim Überzahlspiel den Puck nicht ins Tor (28.). Zuvor handelte sich Marcel Noebels eine Strafe ein. Die Gäste drückten auf das Berliner Tor (33.). Die erneute Führung gelang Kein Lavallée (34.). Berlin gelang durch Barry Tallackson eine Dezimierung (40.).

Der einzige sehenswerte Spielzug der Berliner an diesem Nachmittag brachte den Ausgleich. Casey Borer vollendete nach feiner Vorarbeit von Barry Tallackson und Darin Olver zum 2:2-Ausgleich (45.). Als Alex Trivellato auf der Strafbank schmorrte, hätte ein Rooster beinahe die Berliner gegrillt (48.). Der Hahnenschrei ertönte allerdings erst, als Brent Raedeke ebenfalls runter musste vom Eis. Eine erneute Strafzeit wurde von den Schiedsrichtern Stephan Bauer und Marian Rohatsch gegen Iserlohn verhängt (57.). Anschließend nahm Krupp Petri Vehanen aus dem Tor, um mit Sechs zu Vier die Führung zu erzielen. Doch das Tor fiel auf der anderen Seite.

Zwar hätte ein Punkt aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber Wolfsburg gereicht, doch in der Schlußminute wurden Dank eines Treffers von Chad Bassen ins verwaiste Eisbären-Tor drei Punkte mitgenommen. Das 3:2 (1:1, 0:1, 1:1) war der i-Punkt, das Sahnehäubchen für den erkämpften Kuchen.

Von ein paar Dutzend Zuschauern aus der knapp 100 000 Einwohner zählenden Stadt des Märkischen Kreises, die als Fans an der Spree weilten, wurde das Erreichte gebührend gefeiert. Torte für das tolle Ergebnis war angesagt.

Dem Rekordmeister bleiben auch in dieser Saison nur die Krümel. Nach Meisterschaften in Serie hinterlassen zwei völlig verkorkste Spielzeiten mittlerweile Kratzer am Lack und stellen nicht nur die Führungsspieler in Frage sondern auch die Führung.

Die meisten Spieler konnten in der Hautprunde genannten Vorrunde über die Dauer mehrerer Monate weder unter dem alten Cheftrainer Jeff Tomlinson noch unter dem neuen Cheftrainer Uwe Krupp mehr bieten als nur Magerkost. Zwar gab es immer wieder wunderbare Wochen wie über Weihnachten und einzelne Partien waren Festspiele, doch am Ende siegten überwiegend die Besseren, die Gegner.

Immerhin verfestigte sich seit dem Trainerwechsel nicht der Eindruck, die Mannschaft würde gegen den Trainer spielen, was im weiten Rund zwar kursierte, doch die Spiele bestimmt nicht taten. Dennoch: Mehr als das eine oder andere Mal mutete das Handeln der Hauptakteure als Leistungsverweigerung, als Unterlassen an und nicht als tatkräftiges Tun. Wenn auch die Muskeln hielten, mental lagen die Männer mehrfach im Tran.

Krupp übernahm eine Mannschaft am Boden, zwischen Baum und Borke und seine Spieler bot am Ende der Saison nicht mehr als zuvor unter Tomlinson, weil der Kader es nicht kann. Selbst das Minimalziel war mit Platz sechs eine zu hohe Hürde.

Bei den Hauptstädter beginnt das Tabellende. Die Kellerkinder verloren mehr Partien als sie gewinnen konnten. Zwischen dem von der Führung der Eisbären vor der Saison und noch bis zur Jahresendfeier ausgegebenen Anspruch, mindestens Platz vier zu erreichen, und der Wirklichkeit, klafft ein Loch so groß wie das im Berliner Budget. Der Name Eisbären klingt womöglich immer noch sexy, aber das Niveau ist arm.

Beinahe wären sogar die Pinguine aus Krefeld an den Berlin Eisbären vorbeigezogen. Der Berliner Kader enttäuschte wie der aus Köln, während man von den drei weit abgeschlagenen Kellerkindern, den Panthern aus Augsburg, den Tigern aus Straubing und den Schwenninger Schwänen (auch Wild Wings genannt) wirklich nicht mehr erwarten durfte.

Vielleicht bietet die Hoffnungsrunde der Hinterbliebenen Trost? Die Leistungen der Mannschaften der deutschen Liga sind limitiert, international rangieren die DEL-Teams als Sparingspartner auf der Resterampe, zum Aufwärmen gelten die Besseren der DEL noch als gut genug. Was international als peinlich betrachtet wird, das wird in den deutschsprachigen Medien als prächtig verkauft.

Zwar zeigte die eine oder andere Reihen der Berliner Eisbären durchaus auch gegen diese internationalen Flop- aber DEL-Top-Teams vor allem in Heimspielen immer mal wieder, dass sie in der einen oder anderen Begegnung bestehen und mitspielen können, wenn die Rahmenbedingungen und Sterne günstig stehen, dann spielen sie gut, doch bei Gegenwind streicht der Kader die Segel.

Wenn die Gegner zum Sturm blasen und die Angreifer aufs Berliner Tor branden, bricht die Abwehr ein wie ein alter Deich.

„Nu aba ran an de Buletten“, richtet sich als Forderung von Fans der Eisbären seit Krupp da ist, nicht mehr an den Trainer oder an den Kader, sie richtet sich an die Führung und an Eisbären-Erfolgsmanager Peter-John Lee. Der Ruf „Mach` die Schatulle auf“ wird lauter!

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