Die grüne Lunge Italiens oder Wandern an der Riviera Liguriens – Regionalparks in der Levante

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Der Parco Montemarcello Magra an der ligurisch-toskanischen Grenze erstreckt sich längs des Flusses Magra. Ein guter Einstieg beginnt mit einer kleinen Bootstour, Starting Point: Fiumaretta an der Magra-Mündung. Dies einzigartige Biotop mit geschützter Artenvielfalt wird in Umweltprojekten erforscht. Vogelschutzgebiete bieten Vögeln aus Afrika, die mit dem Scirocco-Wind kommen, ein Winterquartier: Bienenfresser, Eisvögel aber auch 550 Kormorane haben hier ihre Brutstätten, um nur wenige aus einer langen Liste zu benennen. Wieder an Land im Fischerdörfchen Bocca di Magra, rechtzeitig zur Tischzeit, werden uns nicht nur lukullische Köstlichkeiten fangfrisch vom Tag geboten, sondern hier befindet sich  auch der Dreh- und Angelpunkt für viele Wandertouren wie beispielsweise geführte Wandertouren in den Carrara-Marmorsteinbruch, in den Botanischen Garten von Montemarcello – einzigartig in seiner Art, auf dem Murlo-Berg (645 m) gelegen –  oder den Panorama-Weg entlang der Küste mit phantastischen Ausblicken auf den Golfo die Poeti, benannt nach Dichtern wie Dante oder Lord Byren, die sich hier inspirieren ließen.

Im Parco dell’Aveto wartet das Wanderparadies des ligurischen Höhenweges, l’alta via dei monti liguri, in den Apenninen. Eine halbe Autostunde von der italienischen Riviera, in Chiavari verlassen wir die Küstenautobahn, um über kurvige Strassen alpin anmutende Landschaften mit saftigen Weiden, Auen und Mischwäldern zu erreichen. Das Panorama über die Apenninen ist grandios.

Unser Nachtquartier ist noch spektakulärer: Im „Hotel dell Lame“ am Gletschersee Lago dell` Lame (Klingensee) gelegen (Mückenschutz nicht vergessen) warten die beiden Besitzer, gelernte Köche und Patissiers mit Köstlichkeiten auf. Insbesondere das Dessert erinnert eher an ein 5-Sterne-Restaurant als an eine Herberge mitten im Apennin gelegen. Mit schöner italienischer Musik verwöhnen die lieben Herbergsväter bei candlelight dinner und mit Blick auf den grünen See die Gäste. Die Zimmer mit Blick auf die Apenninen sind für maximal zwei Personen gedacht, also keine Herberge mit Doppeldeckerbetten. „Individualtouren sind ebenso wie geführte Wanderungen möglich.“ erklärt uns David, einer der beiden Gastgeber. „Besonders schön sind geführte Nachttouren, in denen der Sternenhimmel erklärt wird – vorbei an scheuen Wölfen. Insektenfressende Pflanzen am See gibt es tagsüber zu bewundern.“ Mit einem Blick auf den wirklich klaren Sternenhimmel schlafen wir tief und fest in der Bergidylle.

Nach einem reichhaltigen, guten Frühstück geht es hoch zum Prato Mollo (1500 Meter über dem Meeresspiegel), vorbei an Wasserfällen und einem Attraktionspunkt, dem großen Borghese-Magnetstein, zur schlichten, aber großen Herberge Prato Mollo. Hier führt auch der berühmte ligurische Höhenweg entlang.  Hübsch und pittoresk von den freundlichen, schlichten Wirtsleuten eingerichtet, bietet sie in Mehrbettzimmern mit Doppeldeckerbetten den Wanderern die Möglichkeit, das müde Haupt zu betten. Weiter geht’s zur Gäste-Alm „Malga di Perlezzi“. Die verschmuste Kuh „Karla“ „wickelt uns ein“ und wirkt, als ob sie uns ihre frisch gemolkene Milch und das hausgemachte Ricotta selbst servieren möchte nebst allen herzhaften Gerichten der Region. Die Zimmer der Alm bieten sowohl nur zwei Betten als auch die Mehrbettzimmer mit Doppeldeckerbetten.

Über weite Wald- und Wiesenwege gelangen wir – vorbei an zwei Stauseen – zur Ortschaft Borzone. Nach einer zünftigen Rast in der typischen „Trattoria Peirano“ ist die ca. 500 Meter weiter gelegene Abtei von Borzone aus dem XII. Jahrhundert zu bewundern.
 
Berge und Meer gehören in Ligurien zusammen. Wir fahren wieder Richtung Riviera an die Küste zum Parco di Portofino. Startpunkt ist die elegante Stadt Santa Margherita Ligure, die „Perle“ Liguriens, mit ihrem mondänen Strandleben unter Palmen am Meer. Glühwürmchen funkeln zu Hunderten – ein Zeichen für reine Luft – und leuchten uns den Weg hinunter nach San Rocco di Camogli zu unserem Bed & Breakfast „La Rosa Biancha di Portofino – die weiße Rose von Portofino“.

Wunderschön ruhig gelegen ohne jeden Strassenverkehr holt Renzo, der Wirt, seine Gäste und Gepäck selbst mit seinem kleinen Elektrowagen entlang des kleinen autofreien Küstenweges ab. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Laura, der Innenarchitektin, bewirtet er die kunstvoll umgebaute ehemalige Windmühle. Im Garten liefern die Zitronen-, Mandarinen- und Orangenbäume Rohstoff für die selbstgemachte Marmelade zum Frühstück am nächsten Morgen. Von hier aus  beginnen wir früh eine 3-stündige Küstenwanderung durch den Parco di Portofino ans Meer nach San Fruttuoso di Capodimonte. Nichts für Untrainierte – da der Weg teilweise steil ansteigt – bietet diese Strecke die wunderschöne  mediterrane Artenvielfalt in Flora und Fauna. Durch die Macchia mit Erdbeer- und Eichenbäume begleiten uns die typischen Priesterschmetterlinge. Gott-sei-Dank haben wir auch noch Teleskop-Wanderstöcke dabei, denn der Auf- und Abstieg hat es in sich! Hochgelegene Panoramapunkte über der Bucht entschädigen für das schweißtreibende Klettern – bei klarer Sicht sogar mit einem Blick auf Korsika.

Angekommen in San Fruttuoso di Capodimente, welches nur „per Pedes“ oder Schiff zu erreichen ist, kommt endlich der Badeanzug im Rucksack zum Einsatz. Ein ausgiebiges Bad im Meer zusammen mit den Gästen, die von den Schiffen aus Camogli und Portofino hier Zwischenstopp machen, wirkt herrlich erfrischend. Wer viel Puste hat, kann sich den Tauchern anschließen, die hier in der Bucht, die große Christus-Statue, Cristo degli Abissi, Unterwasser bewundern. Sie wurde 1954 zum Schutz der Seeleute hier ins Meer eingelassen.

So dynamisiert munden die hervorragenden Ravioli mit Pesto und die Fischplatte um so besser, die uns im Restaurant „Da Giovanni“ gleich an der Bucht zusammen mit einem kühlen Vermentino-Wein serviert werden. Gastgeber Allessandro, von Beruf Architekt und  eiter des Klostertourismus, berichtet uns von seinen Projekten in Zusammenarbeit mit der FAI, einer in ganz Italien verbreiteten Umweltschutzorganisation, die Umwelt und Kultur erhalten möchte. Nach dem Essen führt er uns durch das Kloster „San Fruttuoso di Capodimonte“, eines der wichtigsten mittelalterlichen Bauwerke Liguriens, mit seiner typischen schwarz-weiß Architektur und der wechselvollen Geschichte um die Gräber der Familie Andrea Doria. Ein wirklich beeindruckendes Juwel!

Zurück in San Rocco di Camogli werden Diätpläne bei Oma Nina Null und Nichtig gemacht: Die „Cucina di Nonna Nina“ (die Küche der Großmutter Nina) ist im Guide Michelin als „Restaurant de charme“ erwähnt. Welch eine Vielfalt an gefüllten Ravioli mit Fisch, Käse und Fleisch, frittiert und unfrittiert, gekrönt von Caffè und einer hervorragenden Apfeltorte. Ein Amero-Magenbitter „Santa Maria“ aus dem Kloster in Genua beendet den Besuch bei Oma Nina und wir wandern in der lauschigen Nacht zurück zu Renzo und Laura in ihre umgebaute Windmühle de Lux zu den Rosen, Zitronen- und Orangenbäumen.
 
Nach diesem Dolce vita bleibt nur zu sagen: Ciao, bella Liguria! Ci rivediamo! – Wir sehen uns wieder!

Anreise:

Flughafen Christoforo Colombo in Genua mit bspw. Ryan-Air, Lufthansa (Air Dolomiti). Zudem ist eine sehr gute Anreise mit Auto und Bahn möglich.

Unterkünfte:

Herberge: Hotel Lago delle Lame, 3 Sterne, Website: www.lagodellelame.it, Anschrift: Lago delle Lame, IT-16048 Rezzoaglio GE, Telefon: +39 185 – 1908033, Handy David: +39 348 – 3947872

La Rosa Bianca di Portofino Bed and breakfast, Website: www.larosabiancadiportofino.com, Anschrift: La Rosa Bianca di Portofino – Via Mortola, 37 – 16030 San Rocco di Camogli (Ge), Telefon: +39 0185 776666

Camogli: 4-Sterne-Hotel Cenobi die Dogi, Website: www.cenobio.it/deu/Default.asp, Hotel Cenobio dei Dogi Via N. Cuneo, 34 Camogli, (GE) 16032 Italy   
Telefon: +39 0185-7241, Fax: +39 0185-772796, Email: cenobio@cenobio.it

Essen und Trinken:

Sarzana:

„Osteria dei Sani“, (Empfehlenswert:Testaroli al pesto –  aufwändig hergestellte Pasta, Website: www.osteriadeisani.it, Anschrift: Via Torrione Testaforte, 11, IT- 19038 Sarzana – (La Spezia), Telefon: +39 0187 620829  

„Pasticceria Gemmi“, Via Mazzini, 21, IT – 19138 Sarzana, Telefon: 0187/620165 – ein entzückendes Café  mit einer unglaublichen Vielfalt an typischen Kuchen, unbedingt hineingehen – die Fassade läßt das sehenswerte Innere nicht vermuten

Bocca di Magra:

„La Paranza“ – frische Fischplatten vom Fang des Tages, Anschrift: Via Fabbricotti, IT – 238 – Bocca Di Magra, Comune: Ameglia, Telefon: +39 187 65132

San Rocco di Camogli:

„La cuccina di nonna nina“, Website: www.nonnanina.it, gehobene italienische Cuisine, im Guide Michelin: Restaurant de Charme, Anschrift: San Rocco di Camogli, Telefono: +39 185 773835, cellulare +39 347 1546624, Email: lacucinadinonnanina@libero.it

San Fruttuoso di Camogli:

„Da Giovanni“ Ristorante, Website: www.dagiovanniristorante.com, Telefon u. Fax für Vorbestellungen: +39 (0)185- 77 00 47

Sehenswürdigkeiten:

Sankt Fruttuoso Abtei in San Fruttuoso di Camogli, Website: www.fondoambiente.it

Auskünfte:

Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Neue Mainzer Str. 26, 60311 Frankfurt am Main, Telefon: 069/237434, Website: www.enit.de

http://www.turismoinliguria.it/turismo/de/VacanzeAtema/naturaAmbiente.do
http://www.turismoinliguria.it/turismo/de/MediaENotizie/brochure.do

Websites zu den Parks:

www.parks.it
www.parks.it/parco.montemarcello.magra/Gindex.html
www.parcomagra.it
www.parks.it/parco.aveto/Gindex.html

Wanderführer:

Ligurien, Michael Müller Verlag Erlangen € 14,90, Autoren: Becht, Fritz, Talaron

Wandern in Ligurien, Dumont-Verlag € 12,95, Autoren: Henke, Henning

Ligurien (Marco-Polo-Reihe), MairDumont-Verlag € 9,95, Reiseführer mit gutem Kartenmaterial auf mehreren Seiten, gut für einen Wochenendtrip

Kartenmaterial:

Karten, Filme, Fotos auf Deutsch unter www.altaviadeimontiliguri.it/portale/de/download.wp

www.touring.it/detail/39/Guide-e-carte (leider nur auf italienisch – die Karten gibt es in Italien in jedem Buchladen zu kaufen oder im Internet bestellen)

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