Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Pandemie scheint im Profifußball Europas, tiefe Spuren zu hinterlassen. Was soll der gerade in die Kurzarbeit geschickte Fußball-Fan denken, wenn er vernimmt, dass die FC Bayern München AG für Trainer Julian Nagelsmann 25 Millionen und für Abwehrspieler Dayot Upamencano 42,4 Millionen Euro an die RasenBallsport Leipzig GmbH überweist. Macht nach Adam Ries 67,5 Millionen Euro.
Dabei hat Nagelsmann (33) noch keinen Titel mit seinen Mannschaften Hoffenheim oder RB Leipzig gewonnen. Zur gleichen Zeit wollten zwölf renommierte europäische Vereine unter ihnen Real Madrid und Juventus Turin eine Privatliga gründen, die von einem US-Unternehmen mit 3,5 Milliarden (!) Dollar gesponsert werden soll. Da ist es verständlich, wenn der slowenische UEFA-Präsident Aleksander Ceferin einen Wutanfall bekommt und die neue Super-Liga verbal in den Boden stampft. Allerdings dürfen Zweifel an der Ehrlichkeit von Ceferins Schimpfkanonade angebracht werden, denn bei Lichte besehen, sah der UEFA-Boss seine Felle davon schwimmen. Die UEFA will ab 2024 die Champions League mit Zustimmung des DFB-Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch renovieren, bei der es dann um ein ähnlich großes Geld gehen soll wie bei der zunächst abgeschmetterten Zwölfer-Liga gehen.
Der Spanier Florentino Pérez fordert als Präsident von Real Madrid die neue Champions League bereits für diese Herbst. „Bis 2024 sind wir tot“, glaubt Perez. Uns kommen die Tränen!
Verständlich, wenn bei dem Millionen-Poker die Stollen unter den Fußballschuhen des Berliner Union-Präsidenten Dirk Zingler wegschmelzen. Zingler fordert in der „Berliner Zeitung“: “Deckel drauf! Ablösesummen, Spielergehälter, Beraterhonorare – Obergrenzen bei den Ausgaben können uns helfen, der tödlichen Wachstumsspirale zu entkommen. Dem Streben nach immer neuen Einnahmequellen entziehen wir die Grundlage, indem wir uns vernünftige Regeln geben.“
Union wendet 30 Millionen im Jahr für die Profiabteilung auf und liegt damit auf dem vorletzten Platz der Bundesliga-Geld-Tabelle. Die meisten Fußballunternehmen und die wenigen Vereine lassen das Vier- bis Fünf- und sogar das Zehnfache in die Profiabteilung fließen. Der blanke Wahnsinn. Bei diesen Geldströmen muss man sich nicht wundern, wenn der FC Bayern München (angeblicher Jahres-Etat über 800 Millionen) ein Dauer-Abonnement auf den Meistertitel besitzt.
Nach Zingler klingt es wie Stammtisch-Witz, wenn man sich darüber unterhält ob Freiburg, Mainz 05 oder Union Berlin einmal Meister werden können. Die Gier könnte den Fußball, den Sport der kleinen Leute, kaputt machen.
Das ist kein Drohen der Neidischen. Ein Beispiel ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Vom Stolz und Glanz des Weltmeister 2014 scheint nicht mehr viel übrig geblieben. Die Vorstellungen bei der WM 2018 und die Jammerauftritte gegen Spanien (0:6) und Nordmazedonien (1:2) zeigen deutlich, wo der Weg sportlich hinführt, wenn die Gier nach der Kohle der einzige Maßstab der Fußball-Bosse ist. Da nimmt es nicht Wunder, wenn der DFB tief zerstritten ist.