Das war eine der oft halbseitigen Anmerkungen von David Foster Wallace, der 2005 über das amerikanische „Maine Lobster Festival“ recherchierte und den Text „Am Beispiel des Hummers“ das oben erwähnte Gourmet-Magazin schrieb. Im Haupttext erfährt der Leser vom Aussehen der Landschaft über das Anmieten von Mietwagen so ziemlich alles, was um das Festival herum passiert, einschließlich des Aussehens und Gebaren der Eingeborenen. Doch faktisch geht es um den Hummer. „Ist es eigentlich in Ordnung, aus reiner Freude am Genuss ein fühlendes Wesen in einen Topf mit kochendem Wasser zu werfen?“
Der Autor dieses leicht und beschwingt verfassten Essays mit Tiefgang hat selbst schwer an den Fragen gelitten, die unser Menschsein ausmachen – und stahl sich letztlich davon. Ohne zu moralisieren untersucht er in diesem knappen Text die Möglichkeiten unseres Umgangs mit den Lebewesen, die uns ausgeliefert sind. Spielt hier gar ein Überbleibsel römischer Vergnügen an Gladiatoren-Kämpfen mit hinein, oder die Belustigung des Pöbels bei öffentlichen Hinrichtungen vergangener Jahrhunderte?
Wallace gibt keine Antworten, sondern hält sich selbst stellvertretend für uns alle den Spiegel vor, das ist wohltuend unangestrengt und unterhaltsam, bei aller kochend heißen Tragik. Die kleine knallrote Paperback-Neulauflage des Hummer-Essays ist die richtige Handtaschenlektüre für S-Bahn oder Frühlingswiese!
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David Foster Wallace, Am Beispiel des Hummers, Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay, 64 S., KiWi Paperback, 2010, 6,95 €