Die fliegende Meeri – „Himbeeren mit Senf“ von Ruth Olshan

Die fliegende Meeri im Film "Himbeeren mit Senf" von Ruth Olshan. © Zischlermann Filmproduktion und "farbfilm verleih" (Eigenschreibweise), BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Waldläufig beginnt der Farbfilm „Himbeeren mit Senf“. Statt Lola rennt die 13-jährige Meeri (Leni Deschner), Tochter von Ernst Ehrlich (Luc Schiltz), aber nicht ums Leben, sondern ihren Frühlingsfühlen hinterher. Doch der Bub ihrer Begierde ist der falsche. Scheiße passiert.

„Du kannst einen Helm aufsetzen, einen Sicherheitsgurt umschnallen oder jeden Tag einen Apfel essen“, doch gegen die Liebe, die wohl wie eine Brause Flügel verleiht, kann man sich nicht schützen. Weitere Weisheiten wie „Herzklopfen ist die schönste Musik, vor allem dann, wenn man verliebt ist“ werden gegleich zu Beginn gereicht sowie Natur- und Kulturlandschaften mit Dorfidylle beziehungsweise Kleinstadtidylle, in der – wie im Film – vor allem geliebt und gestorben wird.

Papa ist alleinerziehend. Mama verstarb. Immerhin hat Meeri noch einen kleinen Bruder, der Luc heißt und ein Lümmel scheint. Alle drei passen noch in ein Bett, wenn’s sein muß. Das paßt für einen Kinderfilm mit jugendlichen (An-)Sprüchen und juvenilen Postadoleszenten.

Das Plakat zum Film „Himbeeren mit Senf“. © „farbfilm verleih“ (Eigenschreibweise)

Meeri, die an ihre verstorbene Mutter Briefe schreibt, die sie zu den Toten in die Särge ihres Vater, der als „Totengräber“ genannter Bestatter arbeitet, steckt, teilt mit, daß sie fliegen könne. Und sie fliegt auf den 16-jährigen Klettermaxe Rocco (Jonas Kaufmann), doch der hängt am Seil und stürzt lieber nich ab. Immerhin bleibt dem Schmetterling noch ihre allerbeste Freundin Klara (Sophie Zeniti), ein Kirchgängerin mit Passion fürs Pfaffendasein. Nicht nur gut gekleidete und geschminkte Leichen und eine tote Mutter pflastern Meeris Weg, sondern auch Grete, die eines Tages unter einem Apfelbaum zwischen ihren Hühnern stirbt. Für ihre Reise in den Himmel bekommt sie ein Picknick mit auf den Weg: „Himbeeren mit Senf“.

Und dann ist da noch Matti, der eine Zeit lang „kein Brathuhn mehr essen“ kann, aber Meeri „lieb und hübsch“ findet. Die fliegt weiter, bis sie Rocco mit einer anderen knutschen sieht und abstürzt. Wenn noch am Grab von Grete gesungen wird, dann ist’s ein wenig wie im Film „Harold und Maude“ (freue sich, wer’s kennt), nur kindlicher, aber nicht weniger gereift.

„Folge Deinem Herzen, aber nimm‘ Dein Hirn mit“, lautet eine weitere Weisheit, die Grete sei Dank zum Ausdruck kommt. Am Ende wird alles gut am schönen Himbeerstrauß. Wahre Liebe!

Filmographische Angaben

  • Titel: Himbeeren mit Senf
  • Staat: BRD, Schweizerische Eidgenossenschaft, Luxemburg, Königreich der Niederlande
  • Jahr: 2021
  • Regie: Ruth Olshan
  • Buch: Heike Fink, Ruth Olshan
  • Kamera: Michael Saxer,
  • Schnitt: Isabel Meier, Christiane Schniebel
  • Musik: Helge Slikker,
  • Originalton: Patrcik Storck
  • Darsteller: Leni Deschner, Luc Schiltz, Jonas Kaufmann, Fabienne Hollwege, Sophie Zeniti, Benedikt Jenke, Ben Bernar und Inge Maux  u.v.m.
  • Produktion: Zischlermann Filmproduktion und Amour Fou
  • Dauer: 88 Minuten
  • Kinostart in der BRD: 20.4.2023
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