Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nicht nur Rainald Grebe wußte von Brandenburg, wo nichts los ist, wo man sich leer fühlt, wo so viele weggehen und so weiter und so fort ein Lied zu singen, sondern Daniel Schulz ein 288 Seiten umfassendes Buch mit dem Titel „Wir waren wie Brüder“ zu schreiben.
Schulz hat einen lesenswerten Roman über die 90er Jahre des vergangenen Jahrhundert in der Brandenburger Provinz geschrieben, in dem er kein Blatt vor den Mund nimmt. Aus seiner Sicht der Dinge beschreibt der Autor den Niedergang nicht nur des einen Bundeslandes, daß dem Vasallenstaat und Vielvölkerstaat BRD beigetreten wurde. Das dieser Staat des Kapitals auch ein Apartheidstaat und Kriegsstaat ist, das kommt später.
Daher teilt Schulz über seine Hauptfigur mit: „Am Anfang des Romans ist er ein Idealist und Träumer, der immer auf der Seite des Guten stehen will und Ritter mag. Die DDR verkörpert für ihn dieses Gute, auf eine märchenlandhafte Art und Weise. Im Laufe des Buches entwickelt er sich zu einem Opportunisten, der so gut es geht durch seine Jugendzeit kommen möchte. Er ist von Gewalt fasziniert und fühlt sich zu vermeintlich stärkeren Männern hingezogen, zu solchen, von denen er glaubt, sie könnten ihn beschützen. Was er sich trotz dieses Opportunismus bewahrt, ist eine Widerständigkeit gegen rechtsextreme Überzeugungen.“
Was Daniel Scholz nicht verstanden hat und deswegen nicht erklären kann, ist die Erkennis, daß der neue Faschismus nicht sagen wird: „Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“ Nun, nicht jeder hat Ignazio Silone gehört und gelesen, geschweige denn verstanden.
Schulz steckt im gesinnungsgefüllten Morast, aus dem heraus ihm „die Beschreibungen der Glatzenwelt, das triste Abhängen auf dem Parkplatz, die gescheiterten Lebensentwürfe der Elterngeneration“ (freue sich, wer’s kennt) zu beschreiben vermag. Immerhin.
Bibliographische Angaben
Daniel Schulz, Wir waren wie Brüder, 288 Seiten, fester Einband, Verlag: Hanser Berlin in Hanser-Literaturverlage, 1. Auflage, Berlin, 24.1.2022, ISBN: 978-3-446-27107-4, Preise: 23 EUR (Deutschland), 23,70 EUR (Österreich) auch als E-Buch erhältlich, ISBN 978-3-446-27368-9, 16,99 EUR