Parigne, Frankreich (Weltexpress). Die 8. Weltkonferenz der Strasser Hoofcare-Organisation (WIHH) fand statt vom 25. bis 28. Oktober 2018 in der Bretagne im Chateau du Bois-Guy, das 55 km nördlich von Rennes liegt, idyllisch umrahmt von Feldern, See und einem großen Golfplatz. In dem Schlosshotel gibt es mehrere Konferenzräume. Es wurde vor acht Jahren von einem jungen Schweizer und seinem dänischen Freund gekauft, die es renovierten und in ein Hotel und Kongresszentrum verwandelten.
Die Weltkonferenz
Bei einigen organisatorischen Maßnahmen wurde die Handschrift der Vorsitzenden Dr. Hiltrud Straßer deutlich. Alle Teilnehmer erhielten vegetarische bzw. vegane Kost, die auf französische Weise köstlich zubereitet wurde.
Wie es sich gehört, begann die Konferenz mit praktischer Arbeit am Huf. einem Huftrimming für Trainer. Nach einer kurzen Theorie und neuen Ideen über die Hufpflege-Ausbildung von Patrick Spieleder und Hiltrud Straßer endete die Praxis mit einer Diskussion über die toten Hufe sowie einer allgemeinen Hufbesprechung.
Dieses Konzept hat den gesamten Kongress durchdrungen. Auch während der theoretischen Beiträge kamen Fragen aus dem Zuhörerkreis, wo immer wieder der Praxisbezug hergestellt wurde.
Der theoretische Teil der Konferenz begann am Freitag mit Berichten aus den Ländern Frankreich, Schweden, der Tschechischen Republik, Großbritannien, Österreich, Belgien, Deutschland, Südafrika, den USA, Norwegen und Finnland.
Leider konnte aufgrund des schlechten Rubelkurses ein Huftrimmer aus Russland nicht teilnehmen.
Die Theorie startete Dr. Steve Skinner (USA) mit der Einleitung
„Wir werden Aspekte der Insulinresistenz besprechen, da sie mit anderen Stoffwechselstörungen beim Pferd in Zusammenhang stehen. Die klinischen Aspekte wichtiger Stoffwechselstörungen werden besprochen, einschließlich klinischer Anzeichen, Diagnose und Behandlung. Wir werden diskutieren, wie diese Störungen zusammenhängen mit unserer Funktion als Hufpflegespezialisten“, sagte Skinner.
Wahrheiten und Mythen über Insulinresistenz, metabolisches Syndrom bei Pferden und andere verwandte Störungen seien zudem Themen.
Der Vortrag von Dr. Skinner wird auf der Heimatseite von Bernd Paschel dokumentiert und ist dort honorarfrei abrufbar.
Dr. Skinner ist Präsident und Vorsitzender des Vorstands der nordamerikanischen Strasser Hoofcare-Organisation
Dr. Hiltrud Straßer (Deutschland): Lage der Sehnen und Bänder im Huf – Neue anatomische Befunde beim Pferdefuß
Die veterinärmedizinische Praxis bei der Behandlung von Problemen im Bereich der Zehen beruht offensichtlich auf falschen Vorstellungen über die Situationen in der funktionellen Anatomie. Die Zerlegung von Pferdefüßen gibt neue Aspekte der Funktionen sowohl der tiefen als auch der oberflächlichen Beugesehne und deren Beziehung zu den Geweben im Hufinnern, Aspekte die in der 2. Ausgabe des „Handbuches für Huforthopädie“ (2018) von Dr. Hiltrud Straßer neu publiziert sind.
Patrick Spieleder (Österreich): Huftrimming gemäß den inneren Strukturen
Einleitung: „Da eine Hufkapsel immer an die inneren (anatomischen) Strukturen angepasst werden muss, bedeutet dies, dass selbst bei einer stark deformierten Kapsel die anatomischen Proportionen während des Trimmens im Kopf bleiben müssen. Ich werde diese Proportionen im ersten Teil meiner Präsentation skizzieren und diskutieren. Dazu gehört auch das Ermitteln der individuellen, korrekten Huflänge.
Als nächstes möchte ich über den Weitungsschnitt sprechen, den wir aus der neuen Ausgabe des orthopädischen Buches entfernt haben. Meiner Meinung nach bestand das größte Problem darin, dass die Verbindung zwischen der Eckstrebe und der Wand unterbrochen wurde. Besonders wenn es falsch angewendet wurde, so dass die Eckstreben ihre beabsichtigte Aufgabe nicht mehr erfüllen konnten.
Zum Schluss möchte ich noch über weitere Ursachen sprechen, warum sich die Krone verformen kann, obwohl wir eine Senke gemacht haben.“
Ausflug zum Mont St. Michel
Nach diesen anspruchsvollen Vorträgen war die Belohnung am Nachmittag eine „gemütliche“ Reise zum Mont Saint Michel, wo die körperliche Fitness einiger Teilnehmer während der Besteigung getestet wurde. Zum Glück waren alle nach einem Abendessen, natürlich mit „fruit de mer“, um 20.30 Uhr wieder im Bus.
Hufbeschneiden am Kadaverhuf
Der Samstag war dem Hufbeschneiden am Kadaverhuf gewidmet. Kadaverhufe sind in Deutschland Mangelware aber in Frankreich leicht zu bekommen, da es noch viele Pferdemetzger gibt.
Das bewirkt ein weinendes und ein lachendes Auge bei Pferdefreunden.
Die Arbeit am Kadaverhuf ist für Hufpfleger ein sehr gutes Training, da ein eventueller Fehler keine gravierenden Folgen hat. Zudem macht Übung den Meister und früh übt sich auch in der Hufpflege.
Happy Dinner
Abends entspannte sich die Gesellschaft bei einem Happy Dinner mit Preisverleihung (Strasser Hoofcare Award 2018) und Tanz. Die beliebtesten Tänze waren der Wiener Walzer und Rock and Roll neben dem Bretonischen Volkstanz.
Der Award, von Dr. Straßer gestiftet, wird bei jeder Konferenz an Menschen verliehen, die Hervorragendes für die ganzheitliche Hufbehandlung geleistet haben, in diesem Jahr an die französische Vertreterin von Straßer Hoofcare, Andrea Stöckle, da sie viele Pferdehalter bewegen konnte, die Haltungsbedingungen für die Pferde beträchtlich zu verbessern und extrem viele Pferde in Nordfrankreich auf Grund ihrer Aktivitäten von Eisen an den Hufen und im Maul befreit wurden.
Der Sonntag war noch einmal der Theorie gewidmet und begann mit der Abordnung aus Tschechien, die einen Fall von Hufkrebs darstellte mit Bildern, Röntgenaufnahmen und Videos.
Vaclav Vydra (Tschechien): Bericht über einen Fall von Hufkrebs
Die Stute aus Ungarn litt in der gesamten medialen Hälfte des linken Hufs und teilweise im rechten Huf an einer Proliferationsentzündung (Hufkrebs) Anfangs war sie jedoch im rechten Fuß verborgen. Im Allgemeinen waren die Hufe zu lang gewachsen, mit sehr hohen Trachten und zusammengezogenen Ballen.
In letzter Zeit wird sie einmal in 10 Tagen geschnitten, die Hufe werden mit Wasser abgespritzt und täglich in Apfelessig-Lösung in Wasser gebadet. Das Pferd bewegt sich frei und wird je nach seinem Zustand in einer Laufmaschine bewegt.
Die Stute bringt das Gewicht hauptsächlich auf die lateralen Seiten der Hufe, um Schmerzen zu vermeiden, die durch das mutierte Gewebe überwiegend an der inneren Hälfte der Hufe verursacht werden. Während der Zeit wurde der linke Fuß besser und der rechte verschlechterte sich. Mittlerweile wurde das Pferd erfolgreich in die Herde integriert.
Siehe hierzu auch die Fotoreportage Hufpflege oder zu Besuch bei Vaclav Vydra in Tschechien über die Hufklinik von Vaclav Vydra im WELTEXPRESS.
Andrea Stöckle (Frankreich): Barhuferfolge mit Reha-Barhufpferden
In Nordfrankreich (Bretagne) hatten wir in den letzten 5 Jahren einige schöne Erfolge mit der Reha von zuvor beschlagenen, lahmen und nicht einsatzfähigen Pferden. Auch wegen der großen Reitschulen, die involviert sind, können wir Kinder in der richtigen Pferdehaltung und im richtigen Verhalten gegenüber Tieren beeinflussen. Dies wird – hoffentlich – auch für andere Pferdebesitzer Beispiele geben, um die Situation von Boxenhaltung zu verändern. Das Problem: Wir haben nicht genug professionelle Hufpfleger. Die Ausbildung ist wegen des immensen Wissens schwierig und lang. Die öffentliche Meinung über Hufe stützt unsere Bildungspläne nicht, weil die Bedeutung des Hufes zu gering geschätzt wird. Wir denken über eine neue Ausbildungsstruktur nach.
Dr. Anna Evens (Schweiz): Intuitive Kommunikation mit Pferden: Unterstützung für die Hufpflege
Intuitive Kommunikation mit Tieren besteht darin, unsere natürlichen intuitiven Fähigkeiten durch einen spezifischen Lernprozess zu erwecken. Mit dieser Fähigkeit erweitert man das, was wahrgenommen werden kann, um die Gefühle der Tiere sowohl physisch als auch emotional genau zu erfassen.
30 Jahre Forschung parallel zu klinischen Studien haben mich überzeugt, dass es sich nicht um „Projektion“ handelt, sondern dass etwas außerhalb unseres mentalen Geistes und der Empfindsamkeit des Pferdes geschieht. Dieser Ansatz kann zum Wohl der Tiere und zum Wohlergehen der Tiere beitragen und erweist sich als wertvolle Ergänzung zur direkten Tierpflege und kann die Hufpflege erleichtern.
Hannah Wood (Norwegen): Beschneiden eines Hufrehe-Pferdes mit starker Rotation
Wood sprach darüber, wie die Kenntnisse der Tierärzte über den Huf variieren, über Widersprüche zwischen Tierarzt und Trimmer und die Zusammenarbeit mit einem Tierarzt – die Bedeutung eines unterstützenden Tierarztes.
Ich wurde im April von einem Tierarzt kontaktiert und fragte, ob ich ein laminitisches Fjordpferd trimmen könnte. Das Pferd war in der gleichen Februarwoche 3 Mal von einem qualifizierten Schmied beschlagen worden, der verschiedene Eisen ausprobiert hatte, um dem Pferd zu helfen. Das Pferd wurde nur noch schlimmer. Ich fing an, das Pferd zu trimmen. Dieser Tierarzt brachte den Besitzer dazu, das Pferd am 24. April in einer Klinik zum Röntgen zu bringen. Ich habe Fotos und lange Erklärungen geschickt, was ich getan habe und warum. Der Tierarzt der Klinik sagte, ich hätte zu viel von den Trachten und den Zehen genommen. Die Röntgenaufnahmen zeigten, dass das Hufbein um 30 Grad rotiert hatte, obwohl die Klinikärztin sagte, dass sie nicht sehen konnte, dass der Huf gedreht wurde! Dies veranschaulicht das unterschiedliche und manchmal widersprüchliche Wissen zwischen Tierärzten und Huftrimmern. Es unterstreicht auch die Wichtigkeit einer guten Zusammenarbeit mit einem Tierarzt. Außerdem versuchte der Klinik-Tierarzt den Besitzer zu zwingen, ihren Schmied zu benutzen (was der Besitzer nicht wollte). Dies wurde behoben, als der Tierarzt, der mich kontaktiert hatte, dem Tierarzt in der Klinik sagte, dass er möchte, dass ich das Pferd weiter trimme.
Das Pferd kam sehr schnell voran und zeigte eine große Verbesserung. Der Besitzer war sehr aktiv dabei, das Beste für das Pferd zu tun: Hufschuhe bei Bedarf und viel Bewegung. Das Pferd kann jetzt ohne Hufschuhe gut auf Schotter gehen. Dies war zu Beginn nicht möglich. Sie auch Fotoreportage zum Bericht.
Das Ende
Alle Teilnehmer versammelten sich geschlossen zu einem letzten Foto, bevor einige die Abreise antraten und andere sich noch ein paar Tage Urlaub in der Bretagne gönnten.