„Deutschlands wahre Kraft und Größe liegt am Rhein”¦“ – Ein neuer Epochenbegriff wird mit der Ausstellung „Renaissance am Rhein“ ganz neu interpretiert

Detail des rechten Seitenflügels eines Triptychons (um 1525/30) Umkreis Joos van Cleve, hier der rechte Seitenflügel mit Heiliger Barbara

Das ist neu bei dieser Ausstellung im Landesmuseum Bonn mit dem LVR – Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte. So wird erstmalig das spannende Panorama von Kunst und Kultur der Renaissance am Rhein vom Zufluss der Mosel bis zum Niederrhein mittels einzigartiger Exponate speziell auf das Rheinland in diesem Bereich und in dieser Zeit deutlich. Renaissance hier ist mehr als die künstlerisch stilistische Bedeutung, „Renaissance“ ist ein Epochenbegriff einer kulturellen, politischen und sozialen Erneuerungsbewegung jener Zeit im Rheinland, eben eine rheinische „Renaissance!“. Wer das nicht mit den ausgestellten Kunstwerken aus und für das Rheinland jener Zeit begreift, versteht diese Ausstellung überhaupt nicht.

Das war und ist bis heute wichtig, und genau das schreibt die Schwester des damaligen großen Kaisers Karl V., Maria von Ungarn: „Deutschlands wahre Kraft und Größe liegt am Rhein”¦“. Eine zentrale Stellung nimmt dabei die Stadt Köln ein als dichtes urbanes Kommunikationszentrum, was sich ja eigentlich bis heute nicht geändert hat und was auch in der Mentalität der Rheinländer klar erkennbar ist.

Es ist die spannende Zeit des Humanismus, der die rheinische Kulturgeschichte im Zentrum Europas einzigartig beeinflusst. Die gezeigten Kunstwerke werden als historische Fakten verstanden, sie werden zu Formen der Kommunikation und Träger politischer und sozialer Inhalte. Und genau das macht diese Ausstellung so prall für Geschichts- und Kunstliebhaber und aktuell bis in die Gegenwart: Kunstwerke der Renaissance am Rhein mit Gemälden, Bildteppichen, Skulpturen und Kupferstichen. Architektur, Musik und Literatur werden durch diese Ausstellung in ihrem historischen Kontext verständlich.

Zur Erinnerung: Es war die Zeit der Konflikte um Reformation und Gegenreformation, neue Weltteile wurden entdeckt, der Buchdruck machte die schnelle Verbreitung von Informationen möglich, die Zeitung wurde geboren. Religionskriege und einschneidende historische Ereignisse werden mit dieser „Renaissance am Rhein“ deutlich in einer Umbruchszeit mit ähnlichen Herausforderungen wie heute. Präsentiert werden 350 Exponate von über 120 Leihgebern aus dem In- und Ausland, wie dem Louvre in Paris, der Albertina und dem Kunsthistorischen Museum Wien oder dem Victoria & Albert Museum in London. Durch neue audiovisuelle Medien werden Geschichte, Kunst und Kultur der Renaissance am Rhein verständlich für den Besucher, am Rhein mit seinen Kunstwerken, Erfindungen und Entdeckungen mit den Menschen, die hier lebten, Fürsten, Gelehrte, Künstler, Bürger und Bauern. Damit rückt das lange 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart: „Aufbruch in eine neue Zeit“, also „Renaissance am Rhein“.

Eine prachtvolle Attraktion ist, neben einer CD mit bisher unveröffentlichter Musik der Renaissance aus dem Rheinland, ein umfangreicher Katalog von 540 Seiten in Bildern und Text, Cantz Verlag, 39,80 Euro (im Buchhandel), 39,80 Euro (in der Ausstellung mit CD). (bis 6. Februar 2011)

www.landesmuseum-bonn.lvr.de

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