Deutsche Saubermänner zufrieden und optimistisch für die Zukunft – Wirtschaftspressekonferenz des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel (IKW)

In der Tat gehören diese jährlichen Pressekonferenzen des IKW, die von gut aufbereiteteten Zahlen für den Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmarkt leben, zu den interessantesten, weil in keinem anderen Wirtschaftsbereich sich das private Leben von Menschen so spiegelt wie hier, wo die Statistik die Gewohnheiten in Bad und Schlafzimmer, in Küche und Keller, im ganzen Haushalt und dem Auto dazu auflistet, was geradezu nach einer kulturkritischen Würdigung schreit: einmal im Längsvergleich der Deutschen, ein andermal im Querschnitt im Vergleich mit anderen Ländern. Irgendwann kommt so etwas, was in den Bereich der Kulturanthropologie und Soziologie gehört, wenn Rüdiger Mittendorf seinen Bericht beginnt mit: „Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel repräsentiert eine Industrie, die mit ihren Produkten so nahe am Menschen ist wie kaum eine andere. Unsere Produkte sorgen für Wohlbefinden, Gesundheit und Werterhalt in drei Ebenen des täglichen Lebens – sie sind erstes dazu da, die Menschen selbst zu reinigen und zu pflegen – zweitens ihre Kleidung und Schuhe und nicht zuletzt – drittens ihr Zuhause und ihr Umfeld.“

Jetzt aber zu den Zahlen. Körperpflegemittel gehen geringfügig um 0,3 Prozent auf 12 792 Millionen Euro (2009:12 829) zurück, während Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel um 3,5 Prozent auf 4 304 Millionen (2009: 4159) anwachsen. Daß sich die Leute aber nicht weniger waschen oder ihre Haare, und auch die Schminke so aufgetragen wird wie bisher, zeigen dann die Pro-Kopf-Ausgaben. Denn die erhöhen sich auf 156,87 Euro! Die Leute werden älter und weniger in Deutschland und ihr Verbrauch an Körperpflegemitteln liegt im europäischen Durchschnitt.

Interessant und aufschlußreich für die Marktentwicklung sind dann aber die Teilmärkte, die sich beim Gesamtmarkt Körperpflegemittel unterteilen in Haarpflegemittel (- 2,6 Prozent), Hautpflegemittel (- 1,1), Dekorative Kosmetik (+2,0), Zahn/Mundpflegemittel (+0,2), Damen-Parfums/-Düfte (+2,2) Herren-Kosmetik (+1,2), Bade-/Duschzusätze (-2,2), Deodorantien (+3,2 und höchste Zunahme!), Seifen/Syndets (-1,8) und sonstige Körperpflegemittel um 3 Prozent, zu denen Baby- und Kinderpflege, Fußpflege, Intimpflege, Haarentfernungsmittel, Feuchtreinigungstücher, Körperpuder etc. gehören.

Der zweite Gesamtmarkt der WPR, das sind Wasch-, Pflege- und –Reinigungsmittel, ist nicht nur um 3, Prozent gestiegen, sondern hat bei den Pro-Kopf-Ausgaben um zwei Euro zugelegt auf 52,78 Euro. Auch hier wollen wir uns die Teilmärkte in ihrer prozentualen Entwicklung anschauen: Universalwaschmittel (+3,7), Spezialwaschmittel (-1,1), Waschhilfsmittel, das sind Weichspüler, Waschzusätze und Spezialmittel (+4,0), Geschirrspülmittel (+2,7), Haushaltsreinigunsmittel(+0,9), Wohnraumpflegemittel (-2,4), Lederpflegemittel (+8,0 und in den letzten Jahren rückläufig!) Autopflegemittel (+8,7 Prozent und höchster Zuwachs!), Spezial-Putz-/-Pflegemittel (+8,6).

IKW Geschäftsführer Bernd Stroemer setze fort mit den sich ständig ändernden Rahmenbedingungen, die vor allem durch EU-Harmonisierungen in Form neuer Verordnungen veranlaßt sind: „Der Transparenz gegenüber den Behörden dienen zahlreiche Meldevorschriften. Die Verbraucherinformation wird durch die Angabe sämtlicher Inhaltsstoffe sowie weiterer Kennzeichnungselemente auf den Packungen sowie im Internet gewährleistet.“ In der Kosmetikindustrie geht es derzeit um die Regelung von Nanomaterialien, ab Januar 2013 soll der Einsatz von Phosphaten in Haushaltswaschmitteln EU-weit verboten werden, weitere neue Regelungen stehen an. Am stärksten wirkt auf den Verbraucher die freiwillige Maßnahm der Industrie, wenn auf den Packungen von Nachhaltigkeit die Rede ist (Logo!), während die Bezeichnung „Bio“ keine Wirkung mehr zeigt. Der Charta Nachhaltiges Waschen und Reinigen haben sich bisher 127 Herstellen und Handelsunternehmen aus Europa angeschlossen, 78 Firmen bereiten derzeit ihren Beitritt vor.

Die lebhafte Diskussion zeigte, wie man die aufgeführten Zahlen weiterspinnen kann und muß, um tatsächlich Aussagen über konkretes Verhalten im Alltag zu gewinnen. Wie Andreas Lange für den Bereich der Geschirrspülmittel ausführte, die insgesamt 678 Millionen einbrachten, ändern sich ständig die Prozentzahlen für den Bereich der Geschirrmaschinenspülmittel und Handspülmittel. Das Interessante ist der reziproke Wert, demnach der Umsatz bei Maschinenspülmittel zurückgeht, wenn die wirtschaftliche Lage in der BRD insgesamt positiver ist, weil die Leute mehr Essen gehen und weniger zu Hause kochen. Alles spannende Fragen, die in der ausführlichen Diskussion aufgeworfen wurden.

Zu den Rahmendaten des Verbandes gehören die rund 45 000 Beschäftigten der Verbandsmitglieder, die stabil blieb. Wichtig sind auch die Vertriebskanäle, bei denen bei den Körperpflegemitteln die Drogeriemärkte an der Spitze stehen, gefolgt vom Fachhandel, den SB-Warenhäusern und den Discountern. Letztere führen aber bei den Wasch- und Reinigungsmitteln vor den Drogeriemärkten und den SB-Warenhäusern. Die Private-Label-Anteile bei den Wasch- und Reinigungsmitteln betragen 32 Prozent, bei den Körperpflegeprodukten 21 Prozent. Für das nächste Jahr wäre der Verband mit einem Ergebnis wie in diesem Jahr zufrieden, für die Kosmetik erwartet man eine Steigerung, ein Plus von 0,5 bis 1,5 Prozent.

Im übrigen würde uns mal eine Statistik interessieren, von wem die Körperpflegemittel und erst recht die Wasch-/Pflege-/Reinigungsmittel verbraucht und angewendet werden. Denkt man da zuerst an die Frauen, die waschen und bügeln, kochen und putzen und ihre Kinder pflegen, ist das für den privaten Bereich sicherlich noch so. Aber wie sieht es mit den Reinigungsfirmen aus, die in den letzten Jahren aus dem Boden schossen. Der Fensterputzmarkt ist da ersichtlich in Männerhand, was logisch erscheint. Und in den öffentlichen Putzorgien wie U-Bahnen und Straßen sieht man auch nur Männer. Aber das sagten wir ja schon, daß sich hinter den Zahlen des IKW handfeste Kulturgewohnheiten verbergen. Jedes Jahr wieder. Und wahrscheinlich sitzen auch in den nächsten Jahren wieder vier Männer auf dem Podium. Was wir ihnen auch persönlich wünschen.

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Info:

www.ikw.org

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