Derby in Berlin: im leeren Olympiastadion – und dennoch: mehr Spannung geht nicht

Leeres Olympiastadion in Berlin. Quelle: Pixabay, Foto: Markus Christ

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Hertha gegen Union. West gegen Ost, arm gegen reich, mehr geht nicht! Fußball-Derby in Berlin und keiner darf hin.

Hertha Trainer Bruno Labbadia klagt: „Keine Derby-Stimmung.“ Die Hertha wollte wenigstens ein bisschen für Aufsehen sorgen und ließ Hertha-Fan-Fahnen in der Stadt aufhängen. Jetzt droht ihnen ein Bußgeld. Es trifft keinen Armen.

Die Unioner halten sich mit solchen Aktionen zurück Das Image Kiez-Klub gegen Hauptstadt-Klub können die Hertha-Fans vergessen. Es stimmt schon, nach der Wende schlitterten die Unioner von einer Sorge in die nächste. Zu oft drohte der Kuckkuck, in der Alten Försterei anzuschlagen. Viele versuchten sich als Retter, doch die Eisernen rutschen bis in die vierte Liga ab, jagten in Torgelow und Neustrelitz dem Ball nach.

Erst als Dirk Zingler als Union-Präsident das Steuer übernahm, schipperten die Kicker von der Wuhle einen klaren Kurs. Seit vorigem Jahr nun dürfen sich die Blau-Weißen und Rot-Weißen auf lange Zeit nach den Begegnungen Hertha gegen Tennis Borussia (1977) und Union gegen BFC Dynamo (1989) wieder auf echte Lokal-Derbys freuen.

Fußball-Feste in Städten wie München, Leipzig, Köln, Stuttgart, Hamburg (jetzt nur noch in der 2. Liga, aber immerhin ein Derby) oder Dresden sind Vergangenheit. Immerhin hat Berlin noch ein echtes Derby. Zu verdanken ist das ohne Umschweife den Kickern aus der Alten Försterei, die sich nach zehn Jahren in der 2. Bundesliga mit dem Schweizer Trainer Urs Fischer mit einem einzigen Tor Vorsprung vor zwei Jahren in die Bundesliga kämpften.

In Fankreisen heißt es oft: „Geld schießt Tore.“ Das mag stimmen – aber eben nicht immer, wie die Ergebnisse der ersten Bundesliga-Duelle zwischen der „Alten Dame“ aus dem Westend und den Eisernen aus dem tiefen Osten beweisen. 2:1 und 1:0 gewannen die Köpenicker.

Die Herthaner werden es nicht gerne hören. Sie haben Ossi-Wurzeln. Geboren wurde ihr Verein im Osten, genau auf dem „Exer“ an der Eberswalder Straße, wo später Vorwärts Berlin und BFC Dynamo kickten und heute Dynamo und die VSG Altglienicke spielt. Das Alexander-Regiment stellte ihren Exerzierplatz damals der Hertha zur Verfügung.

14 Jahre später bauten die Union-Gründer ihre Tore auf den Spreewiesen auf und Hertha zog an die Plumpe. Diesmal können sich beide Teams in den Weiten des gespenstisch leeren Olympiastadions austoben.

Angesichts des sechsten Tabellenplatzes der Unioner und des 13. von Hertha BSC knurrte Ex-Herthaner Axel Kruse: „Die Unioner sollen sich nicht zu früh freuen.“

Im Stile große Meister lebten die Eisernen noch nie. In der Alten Försterei hat es sich durchaus herumgesprochen, dass die Westend-Hertha dank einer Millionenspritze ein starkes Team formiert haben.

Alles Hin und Wieder, alle Prognosen und Abwägungen schrumpfen in dem Moment zur Makulatur, wenn Freitag der Anpfiff zum dritten Bundes-Liga Ortsderby zwischen Hertha BSC und Union ertönt.

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