Der Weltexpress im Gespräch mit Krimiautorin Chris Silberer über „Korbleger“ – Serie: Frankfurter Krimiabend im kaufhausHessen in Frankfurt am Main (3/3)

E.R.: Um was geht es bei Ihrem Krimi?

C.S.: Ein Star der Frankfurt Skyliners wird in Sulzbach/Eichwaldhalle umgebracht. Kommissarin Gatti von der Frankfurter Mordkommission ermittelt. Und auch der Spürsinn der zwei jungen Basketballspieler Flo und Marius, die den Toten gefunden haben, ist erwacht. Alles in dem Fall scheint ein bißchen größer als normal: – die Basketballspielerinnen, die über 2 Meter groß sind, – die Monster-Bienen, die Flo nach einem Überfall sieht. Soviel sei schon verraten: Es geht um eine ominöse Wachstumsformel, denn Größe spielt bei Basketball eine entscheidende Rolle. Und dann geht es auch um das Hineinwuchern deutscher Vergangenheit in unsere Zeit.

E.R.: Was hat Sie auf die Idee zu dem Plot gebracht?

C.S.: Das ist ein Basketballthriller, dieses Buch. Es entstammt der Basketballszene, in der mein Sohn Moritz zwischen13 und 18 Jahren zu Hause war und leidenschaftlich Basketball spielte. Für mich war das mit vielen Wartezeiten in Hallen, sowie dem Hin- und Herfahren verbunden und da hatte ich auf einmal diese schöne Idee zu einem Mord in diesem Milieu, mit einer heimtückischen Tötungsart am Basketballkorb selbst.

E.R.: Ich habe eine Menge über Basketball gelernt. Das ist ja schon fast ein Fachbuch. Wie sah es mit der Recherche aus. Weiß man denn sofort Bescheid um die Geheimnisse dieses Sports, wenn der Sohn spielt?

C.S.: Nein, ich muß gestehen, da habe ich mich wirklich peu a peu reinfinden müssen. Es gab auch bis zum Schluß noch einige Fehler, die ich reingepackt hatte, die mein Sohn – „Mama, peinlich!“ – ausgebügelt hat.

E.R.: Am Schluß hat Kommissarin Gatti ja den Mörder überführt. Das ist aber eine sehr ungewöhnliche Kommissarin. Sie ist Synästhetikerin”¦?

C.S.: Ja, sie ist Synästhetikerin und wohl die einzige literarische Krimikommissarin die synästhetische Fähigkeiten hat und Aura sehen kann und dies – ohne daß sie weiter darüber spricht – zur Mordaufklärung nutzt. Menschen mit diesen Fähigkeiten hören zum Beispiel nicht nur Musiktöne, sie sehen diese Töne auch in Farbe vor dem inneren Auge. Genauso ist es mit Buchstaben oder Zahlen, die sie nach einem ganz bestimmten Farbcode sehen. Die Synästhetiker sind also diejenigen, bei denen Sinnesverknüpfungen passieren, die dann stabil bleiben, wie z.B. das B immer blau wahrgenommen wird.

E.R.: Aber was hilft das beim Aufklären von Mord?

C.S.: Die Benina Gatti hat zusätzlich die Fähigkeit, Aura zu sehen. Man sieht ja einem Mörder nicht an, daß er ein Mörder ist. Aber meine Gatti sieht dessen Aura, ob er verwirrt, außer sich und aufgelöst ist oder ob er bei sich ist und in sich ruht. Ein Gesicht kann ein poker-face sein, die Aura ist nicht manipulierbar und gibt Auskunft über die innere Verfassung eines Menschen. .

E.R.: Gibt es schon ein Nachfolgeprojekt?

C.S.: Aber ja, im Juni 2011 soll der zweite Krimi um die Kommissarin Gatti herauskommen. Diesmal geht es um einen Polizeiskandal, den es in Frankfurt wirklich gab. Auch Benina Gatti wird gemobbt”¦

E.R.: Wie verbreitet man, wenn man noch nicht der große Star ist, seine Bücher?

C.S.: Schwierig, im Grunde ist das ’kalte` Akquise. Man geht an die hiesigen Buchhandlungen ran, dort rennt man meistens offene Türen ein, denn es gibt einfach das Interesse und die Szene für regionale Bücher, besonders für Krimis. Natürlich muß man regelmäßig Lesungen veranstalten, auf denen das Buch unters Volk kommt. Das klappt sehr gut, daß die Veranstalter auf uns Autoren zukommen. Und mir gibt das Interesse, ja die Freude der Zuhörer, die dann zu Lesern werden, solchen Auftrieb, daß ich umso lieber mich dann wieder an die einsame Arbeit des Schreibens setze.

E.R.: Viel Erfolg.

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Chris Silberer, Korbleger, crimetime Verlag 2010

Gerd Fischer, Der Mann mit den zarten Händen, Mainbook Verlag 2010

Lutz Ullrich, Tod in der Sauna, Röschen Verlag 2010

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