Der sorgfältig geplante und organisierte Partisanenkrieg der UdSSR spielte eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Überfall Hitlerdeutschlands und für den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg

Partisanen werden im September 1941 von Soldaten der Wehrmacht erschossen. Bundesarchiv, Bild 101I-212-0221-07 / Thiede / CC-BY-SA 3.0

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Das bestätigte auch ein jetzt freigegebener Bericht des USA-Geheimdienstes CIA vom 1. März 1949, der sich ausführlich mit dem Partisanenkrieg in den besetzten Gebieten der UdSSR befasste, den das kommunistische Magazin „Contropiano“ am 10. Mai 25 auf seinem Onlineportal wiedergibt. Darin heißt es: Im Gegensatz zur im Westen weit verbreiteten Ansicht über die Spontaneität des Widerstands räume der CIA-Analyst ein, dass die sowjetische Partisanenbewegung von Anfang an in jeder Hinsicht als militärisches Instrument konzipiert wurde. Die Vorbereitungen begannen lange vor dem deutschen Angriff: Schon einige Wochen vor Kriegsbeginn fanden in Cholm unter der Leitung von Wassili Kossolapow, Mitglied des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei (Bolschewiki), Kurse statt, in denen jungen Menschen, darunter auch Mädchen, der Umgang mit Waffen und Sprengstoff beigebracht wurde. Der Guerillakrieg wurde dann nach zuvor entwickelten Plänen geführt und von einem einzigen Zentrum in Moskau aus koordiniert.

Die Amerikaner waren vom Ausmaß der Luftunterstützung für die Partisanen überrascht, so „Contropiano“. Das Dokument liefere konkrete Zahlen: An der Zentralfront dienten in Spitzenzeiten bis zu einem Viertel aller sowjetischen Lufteinsätze der Versorgung der Partisanen! Im Februar 1943 gab es 600 Einsätze (durchschnittlich 20 pro Tag) und in der ersten Maihälfte 1943 bereits über 2.900 Einsätze (ca. 150 pro Tag). „Das waren enorme Ressourcen “, gibt ein ehemaliger CIA-Beamter zu. „Alles, was benötigt wurde, kam auf dem Luftweg: Waffen, Munition, Medikamente, erfahrene Kommandeure und sogar Zahnärzte. Diese Luftschlagader bildete nicht nur die materielle Grundlage für den Widerstand, sondern bot auch enorme moralische Unterstützung: Die Menschen hinter den feindlichen Linien wussten, dass sie weder vergessen noch im Stich gelassen worden waren“.

Der US-Geheimdienst untersuchte sorgfältig, wer genau das Rückgrat der Partisanenbewegung bildete. Der Bericht hebt die heterogene Zusammensetzung der Abteilungen hervor: Berufssoldaten, Parteiarbeiter, Komsomol-Mitglieder und Kollektivbauern. Besonderes Augenmerk wurde auf die Teilnahme 14- und 15-jähriger Jugendlicher, darunter auch Mädchen, gelegt, die Geheimdienst- und Verbindungsaufgaben übernahmen. Eine wichtige Rolle spielten auch Veteranen des Bürgerkriegs wie Kovpak (Sydir Artemovych Kovpak, aus einer Bauernfamilie,  von 1941 bis 1944 Kommandeur der Partisanenbewegung in der Ukraine) oder Makarusov auf der Krim, deren Erfahrungen im Guerillakrieg sich als unschätzbar erwiesen.

Nach deutschen Schätzungen belief sich die Zahl der Partisanen im Mai 1943 auf 129 Großkommandos mit insgesamt 125.000 Mann. Gleichzeitig befanden sich am 1. Mai 1943 61 % aller Partisanen in großen Abteilungen in Weißrussland und angrenzenden Gebieten. Sowjetischen Quellen zufolge waren allein in Weißrussland 340.000 Partisanen aktiv.

Die Vereinigten Staaten geben zu, kommentiert „Contropiano“, dass es den Deutschen nie gelungen sei, ein wirksames Gegenmittel gegen die sowjetischen Partisanen zu finden. Das CIA-Dokument zitiert dazu ein Memorandum des deutschen Generalstabs vom Mai 1943, in dem die völlige Ohnmacht gegenüber der Partisanenbewegung anerkannt wird. Der US-Geheimdienst war sich des komplexen Einflusses der Partisanenbewegung auf den Kriegsverlauf bewusst. Dabei ging es gegen die Deutschen nicht nur um direkte Verluste an Arbeitskräften, sondern auch um:

– Störungen im Kommunikationsbereich, insbesondere im Eisenbahnverkehr;

– Unterbrechung der Wirtschaftspläne für den Export von Lebensmitteln und Rohstoffen (in Belarus machte die Getreideernte nur 40 % der reduzierten Pläne aus);

– die Abzweigung erheblicher Kräfte von der Front zum Schutz der Hinterfront.

Allein für die „Mindestsicherung“ der Eisenbahnen und Straßen im Bereich der Heeresgruppe Mitte wurden nach deutschen Schätzungen 210 Bataillone benötigt!

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