Der Meister der Mischungen war ein innovativer Maler! Jacopo da Bassano alias da Ponte aus Bassano del Grappa

Die Brücke in Bassano del Grappa

Und da Bassano wiederum einen lieblichen Fluß als Begrenzung hat, die Brenta, die zu der Schneeschmelze zu einem reißenden Gebirgsfluß anschwillt, ist auch verständlich, daß dieser Ort zwar in das Gebiet und den Einflußbereichs Venedigs gehörte, Padua verbunden blieb und heute in die Provinz Vicenza eingegliedert ist, daß aber Bassano bis heute stärker gebirglerisch erscheint und auch ist, als ideologisch der weiten und offenen Ebene des Veneto zugehörig. Und das gilt auch für den 1510 dort geborenen Maler Jacopo Bassano. Zwar lernte er in Venedig bei Tizian und Bonifazio und seinen Bildern sieht man das auch an, aber auch, daß er Rafael im Blick hatte und Savoldo und Moretti, denn die Druckkunst war längst erfunden und Gemälde nicht mehr exklusive nur an Ort und Stelle zu besichtigen, sondern über den Stecher Marcantonio Raimondi und den Drucker Aldo Manutius in aller Welt verteilt.

So fingen Bassanos Gemälde mit bunten Farben und sanften Formen an. Das kann man am besten im Museum Civico sehen, wie das Stadtmuseum im alten Zisterzienserbau S. Francesco heißt, das das älteste des Veneto, ja ganz Oberitaliens ist, wo auch eine Bibliothek und ein Archiv Unterschlupf gefunden haben und nur noch die angefügte Kirche S. Francesco in sehr schlichter Ausstattung, die gemäß der originalen Bebauung architektonisch rückgeführt wurde, religiöse Bedeutung hat. Obwohl – das sollte man sich vor der Besichtigung der Mittelalterabteilung, die mit wundervollen mittelalterlichen Gemälden bis zur Renaissance reichend und einem phänomenalen Kruzifix von Guariento, auf dem der Übergang vom romanischen Vier-Nagel-Typus zur gotischen S-Linie mit den drei Nägeln an der ungeschickten Stellung der Füße paradigmatisch zu sehen ist – , obwohl also noch damals fast alle Malerei religiös motiviert war, weil der Auftraggeber in der Regel die Kirche war oder Religiöses an den Gemäuern der Noblen hing. Dies zeigt die erste Abteilung des Museums einem noch einmal so richtig, dessen zweiter Schwerpunkt dem Jacopo Basano gilt, dem sich noch die Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts anfügt und das gewaltige Konvolut von über 2000 Zeichnungen des Canova, das der in der Nähe geborene Bildhauer dem Museum vermachte.

Dieser große Raum voll der Bassanos macht einem schon auf den ersten Blick die Entwicklung des Malers von den frühen klassischen Formen und Farben über eine immer dunkler werdende Palette und wie in der „Anbetung San Vittorio und Corona“ von 1568, die an Tintoretto erinnert, oder dann ein „San Giovanni Battista“ von 1588, der im manieristischen Duktus El Greco ähnelt”¦klar – sollte es weitergehen -, daß Bassano im Stil seiner Zeit Einflüsse aufnahm und sie in geschickter Weise amalgamierte und ein Modemaler der Zeit wurde. Halt, muß man da sagen, denn El Greco, kam später. El Greco war es, der den Maler Bassano aufsuchte und bei ihm vieles abschaute, was dann zu seinem eigenen, völlig unverwechselbaren Stil führte.

Und so geht es auch mit den Nachtbildern, den völlig dunkel gehaltenen Bildern, in denen das Licht von innen her durch Kerzen oder sonstigen Schein die Bildregie übernimmt, wie in „Jesus im Garten Gethsemane“, seinem letzten Bild, das man für die Nachfolge von Caravaggio hält, wenn nicht dieser wiederum erst später seine Nachtbilder gemalt hätte. Roberto Longhi, der große italienische Kunsthistoriker schreibt, daß Caravaggio extra nach Bassano gekommen sei, um dessen Werk hier original zu studieren. Das rückt das Bild vom „Modemaler“ schon einmal zurecht, aber es sind nicht nur die genuin malerischen Mittel durch die Jacopo Bassano hervorsticht, sondern auch seine Sujets. Er ist es, der die Landschaft als Träger des Bildes in zuvor nicht dargestellter Weise einbringt. Es ist seine Bodenständigkeit in Bassano, die hier zum Ausdruck kommt, denn neben den Landschaften sind es auch genrehafte Szenen, die, dem einfachen Leben entsprungen, hier zu göttlichen Gestalten werden, die Innigkeit und Einfachheit aber beibehalten. Ein menschliches Format sozusagen ist es, was das Personal auf seinen Bildern auszeichnet.

Sein Sohn Francesco, der völlig im Stil des Vaters malte, starb im Todesjahr des Vaters 1592 und sein Sohn Leandro setzte die Schule fort, verlegte sich aber auch auf Porträts. Es gibt weitere Malersöhne, über die aber nichts Überlieferungswertes bekannt ist. Wer Jacopo Bassano wirklich war, als Mensch und Bürger seiner Zeit, verschwindet hinter dem umfangreichen Werk, daß dieser fleißige und gottgläubige Meister hinterließ. Er gilt immer als derjenige, der in besonderer Weise seine Zeit in ihren Stilen zusammenmalte, eine Mixtur der beliebtesten Sujets und Malweisen zusammenbrachte und ein Modemaler seiner Zeit wurde. Das ist nicht falsch. Es läßt den Maler aber völlig unterbewertet, was seine Innovationen angeht, von denen hier die Beispiele El Greco und Caravaggio angeführt wurden. Es gibt mehr. Das alles wird sicherlich die große Jubiläumsausstellung zum 500. Geburtstag im Jahr 2010 vorstellen, die man sich schon heute im Kalender rot anstreichen sollte. Zudem eine gute Gelegenheit, sich diesen immer noch pittoresken und gar nicht touristisch aufgemotzten Gebirgsflecken anzuschauen, dessen Brücke, die auf den Pfeilern von Palladio ruht, das Wahrzeichen der Stadt ist.

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Internet:

www.museobassano.it

www.vicenzafiera.it

www.gitando.it

www.vicenzae.org

Mit freundlicher Unterstützung von ENIT, der italienischen Zentrale für Tourismus in Frankfurt am Main, der Tourismusorganisation in Vicenza, der Lufthansa und dem Hotel Da Porto in Vicenza.

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