Der 1. FC Union Berlin und das Prinzip Hoffnung

Trainer Sascha Lewandowski und Präsident Dirk Zingler vor Fotografen im Berliner Stadion An der Alten Försterei. © Foto: Hans-Peter Becker, 2015
Das Prinzip Hoffnung kann für den 1. FC Union so formuliert werden: „Die Eisernen wollen ständiges Mitglied im Kreis der Aufstiegskandidaten werden und auch mal erstklassig spielen, nicht nur der ewige Zweitligist sein.“ Mit der Verpflichtung von Trainer Norbert Düwel sollte dafür der nächste Schritt getan werden. Dafür wurde die Mannschaft umgebaut.

Der langjährige Kapitän Torsten Mattuschka (seit 2011) wurde erst demontiert und ging dann von selbst. Eine Maßnahme, die schmerzhaft, aber nachvollziehbar war. Die Mannschaft schien in der Spielanlage zu sehr auf seine Person fixiert. Doch durch seinem Weggang wurde die Statik der Mannschaft nachhaltig gestört und der Verursacher Norbert Düwel fand dagegen kein Mittel.

Die letzte Saison wurde einigermaßen versöhnlich abgeschlossen, doch 51 Gegentore waren ein inakzeptabler Wert. Bisher ist nichts besser geworden. Norbert Düwel ist bereits Vereinsgeschichte und der Neue muss mit den Hinterlassenschaften klarkommen.

Der Kader wurde für ein 3-5-2 oder 3-4-3 System zusammengestellt. „Wir haben ein Überangebot von Achtern und Zehnern“ so äußerte sich der neue Trainer Sascha Lewandowski. Mit einer 3er Kette in der Abwehr wollte er bisher nicht spielen lassen. Mit Stefan Fürstner wurde ein Spieler verpflichtet, der auf der Sechser-Position, als Abräumer vor der Abwehrkette fungiert und mit viel Spielübersicht den so wichtigen ersten Aufbaupass spielen kann. Leider gibt es für ihn keinen Ersatz. In Braunschweig war er zwar im Kader, blieb aber, wegen einer Verletzung gehandicapt, auf der Auswechselbank. Für ihn spielte Errol Zjenullahu, vom Spielertyp her alles andere, als ein körperlich präsenter Abräumer. Er wäre eine Option für eine sogenannte Doppel-Sechs bei einem 4-2-3-1 System. Die Probleme sind verursacht durch fehlende Alternativen im Abwehrbereich. Fabian Schönheim als gelernter Innenverteidiger wurde für links-außen umgeschult, ist aktuell verletzt. Verletzt ist auch Toni Leistner, ein weiterer Innenverteidiger. Was ist mit Denis Prychynenko ? Er ist ein gelernter Innenverteidiger, hat sich bisher nicht für einen Einsatz in der Startelf empfohlen. Sascha Lewandowski vertraute lieber auf Michael Parensen. Er spielte mit einem Ellenbruch, geschützt mit einer Spezialmanschette aus Karbon. Bis auf Benjamin Kessel und Robert Puncec konnte in Braunschweig keiner auf seiner angestammten Position spielen. Die größte Problemzone ist die Position des linken Außenverteidigers. Da gibt es nur Michael Parensen und den verletzten Umschüler Schönheim.

Wie man es auch dreht und wendet, es darf einfach nicht passieren, dass Verletzungen, die immer eingeplant werden müssen, einer Mannschaft so arg zusetzen. Man fragt sich auch, ob Norbert Düwel ganz allein für die Planung des Kaders zuständig war?

Das berühmte Kind ist jetzt erst einmal in den Brunnen gefallen. Es passt nicht und so bleibt eben nur das Prinzip Hoffnung. Dieses ersetzt zur Zeit die Mängel bei der Kaderplanung. Spätestens nach dem Braunschweig-Spiel, weiß Sascha Lewandowski, dass da auch einiges an Aufbauarbeit zu leisten sein wird.

Auffällig ist ebenso, dass Union die entscheidenden Gegentreffer fast ausschließlich in den letzten Spielminuten kassierte. Ist es einfach nur Pech, gibt es Mängel im Fitness-Bereich oder reicht die vorhandene Qualität einzelner Akteure nicht aus? Die Eisernen stehen wohl vor einer weiteren Übergangssaison. Dabei gab es nicht wenige, die Union vor der Saison zum Kreis der Favoriten zählten.

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