Die Geschichte von Dorothea Lachner entspringt direkt dem Kinderzimmer, da gibt es Zoff ums Spielzeug und schon wandert die Katze aus. Sie kommt nicht weit, denn als sie sich zum Haus umdreht, sieht sie das schwarze Ungeheuer auf dem Dach sitzen und fürchtet um den Hund darin. Zurück im Haus streiten sich die beiden, wie das Ungeheuer am besten zu vertreiben sei. Das wird immer dicker und dicker, bis das Dach anfängt zu knacksen. Die beiden Spinnefeinde bewerfen das Monster mit Klamauk und Gebrüll, bis die Katze versehentlich getroffen wird. Jammer, heul. Da wendet sich das Blatt und der Hund spielt Krankenbruder. Am Ende ist das Ungeheuer fort, ganz einfach so, weil die zwei sich vertragen haben – welch wunderbare Parabel!
Die Krönung dieses kunstvollen Büchleins bildet jedoch die Veranschaulichung Stefanie Harjes. Zeitlos und zugleich modern spielt die Illustratorin mit verschiedenen Techniken und Farbaufträgen, vor allem verniedlicht sie die Figuren nicht. Der Hund ist wirklich Hund, mit spitzen Zähnen und beinah stachligem Fell, sein Kopf ähnelt mehr einem Schaf als einem Hund. Das macht ihn lebendig und grell, vor allem im Kontrast zur gefälligeren Katze, die mit Menschenaugen in die Welt blinkert und ihre Vampirzähnchen zickenartig dazu fletscht. Sie trägt scharfe Krallen und ein Kleid aus Fell mit langem, langem Schwanz. Rote Strümpfe und viel zu große Damenschuhe krönen ihr schräges Outfit. Zwei überlange Schnurrbarthaare stechen ihr jeweils aus beiden Gesichtshälften und ihre Ohren durchspießen den seltsamen Hut wie Hörner. Was für herrliche Schöpfungen! Das Ungeheuer ist ein dicker, und immer dicker werdender grauschwarzer Tuschklecks mit Zähnen und Beinen, gruselig und garstig kommt er rasant heran gerollt und überkringelt das Geschehen. Den sparsam pastellfarbflächigen Hintergrund lockern Kritzeleien, Beklebungen und Stempeldrucke auf. Malkreide, Pinselstrich, Bunt- und Faserstift sind hier wild und wie von Kinderhand geführt zum Einsatz gekommen. Das Bilderbuch ist so spielerisch wie genial umgesetzt und wird Kinder bis ins Lesealter hinein entzücken, ein herausgebrülltes „nochmal“ wird garantiert zum abendlichen Vorlese-Ritual gehören.
Ein Dank an das Schöpferinnen-Team, baldige Fortsetzung erwünscht!
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Dorothea Lachner/Text , Stefanie Harjes/Illustration, Saß ein Ungeheuer auf dem Dach, 32 Seiten, Hardcover, Residenz Verlag, St. Pölten – Salzburg, Januar 2011, 14,90 €