Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wir lesen es in allen Zeitungen und erfahren es über alle Medien, Angela Merkel, Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deuschland und Bundesvorsitzende der CDU, habe eine empfindliche Schlappe erlitten. Volker Kauder, 13 Jahre treuer Merkel-Vasall und rüde Eminenz, der die Aufgabe hatte, die MdB’s der CDU und CSU, beide Parteien bilden bekanntliche eine Bundestagsfraktion im Berliner Reichstag, auf „Spur“ zu halten und das totalitäre Hohelied der Kanzlerin zu singen, ist der befohlenen Parteidisziplin zum Opfer gefallen.
Merkel vertraute darauf, dass es die gnadenlose Parteiraison schon richten wird und die braven Lemminge aus CDU und CSU dem freundlich angeordneten Vorschlag der Frau Merkel und des Herrn Seehofer folgen würden. Im Grunde genommen hätten sie keine Wahl, schließlich haben mehr als die Hälfte der abstimmungsberechtigten Mitglieder der Fraktion ein Regierungs- oder ein dotiertes Fraktionsamt inne. Kauder sollte nach Merkels Willen erneut zum Chef der Fraktion gewählt werden. Wie sehr Merkel mit ihrem gewohnten Erfolg daneben lag, zeigte das Wahlergebnis, obwohl sie sich noch vor dem Urnengang noch einmal eindringlich für eine Wiederwahl Kauders ausgesprochen.
Auch CSU-Chef Horst Seehofer hat sich klar für Kauder ausgesprochen – wenn auch in einer deutlich kürzeren Wortmeldung. Aber wer weiß schon, wie er tatsächlich gewählt hat. Auch Caesar hätte nie gedacht, dass ihn Brutus zusammen mit seinen Freunden meucheln würde. Nun ja, Merkel hat gerade noch überlebt. Das Siechtum geht weiter. Daher versammeln sich die Sophisten um ihr Krankenbett und schwören – zerknirscht zwar – noch ein wenig Treue.
Merkel hat mit versteinerter Miene das Wahlergebnis zugunsten von Ralph Brinkhaus zur Kenntnis genommen. 125 Abgeordnete haben sich für den „Neuen“ entschieden. Es soll ihr sogar ein wütendes Wort aus der Fäkalsprache entfleucht sein. Gleich nach der Bekanntgabe des Ergebnisses wurde die Fraktionssitzung unterbrochen. Der Fraktionsvorstand zog sich zu einer Sitzung zurück, um über die Konsequenzen aus der Wahl zu beraten. Feuchtfröhlich wird es nicht zugegangen sein.
Merkel ist nur allzu bekannt für ihre Unversöhnlichkeit. Niemand wagte es bislang, ihr zu widersprechen oder sich nicht der Parteiraison zu unterwerfen. Die Karriere eines solchen Parteimitgliedes wäre, und das war jedem bewusst, ziemlich schnell beendet gewesen. Diese Tatsache wirft natürlich ein deutliches Licht auf den inneren Zustand von CDU und CSU in Berlin. Es hatten sich, wie man hört, mehr als ein Dutzend Dissidenten zusammengeschlossen und in aller Stille für die Abwahl Kauders geworben. Und manche Kamera fing ein klammheimliches Feixen und sichtliche Schadenfreude auf.
Auch wenn sich jetzt alle Abgeordneten der Union auf Regierungs- und Fraktionsstühlen sowie auf den hinteren Bänken beeilen zu versichern, dass Merkel nicht beschädigt sei, die Tage für die Kanzlerin sind gezählt. Die Prognosen sind düster. Wahlen in Bayern und Hessen stehen an. Verlieren CDU und CSU weitere Wähler, könnte das Merkelsche Kanzlerende schneller eintreten, als sie befürchtet hatte.
Immer mehr Mitglieder des Deutschen Bundestages ahnen es. Vor allem die Mitglieder von CDU, CSU und SPD. Sie fürchten die Vertrauensfrage und den Abgang der Merkel-Regierung. Damit verbunden wäre das Ende für Dutzende Ministern und Abgeordneten, für Saus und Braus auf Kosten der Steuerzahler.
Einzig die Mitglieder und Abgeordneten der AfD sehen das Siechtum der Kanzlerin, der Merkel-Regierung und der Altparteien gelassen. Ja, sogar mit einer gewissen Häme und auch Vorfreude. Für sie arbeitet die Zeit, und die ist überschaubar.
Anmerkungen:
Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde unter dem Titel „Merkelsche Demokratie – der sichere Weg zur Selbst-Demontage“ im Scharfblick am 27.9.2018 erstveröffentlicht.
