Scheinhinrichtungen
Ihm selbst wurde zweimal gesagt, dass er erschossen werden solle: „Die Männer zielten mit Gewehren auf mich und mir wurden die Augen verbunden. Ich war pitschnass vor Angst und stand kurz einem Herzinfarkt.“ Einer der Offiziere sei bei einer solchen Aktion zusammengebrochen.
Nervöse Piraten
Die Piraten seien besonders nervös und aggressiv gewesen, wenn Helikopter über dem Schiff kreisten. „Sie haben uns“, so Kotiuk, „ als menschliche Schutzschilde missbraucht.“
Auch von der kurzfristig abgesagten Befreiungsaktion der GSG 9 habe er an Bord gehört, die Piraten hätten den geplatzte Einsatz über BBC Somalia mitbekommen.
Kotiuk dazu: „Die Befreiungsaktion hätte keinen Erfolg gebracht, im Gegenteil, es hätte ein Blutbad gegeben. Unsere ganze Mannschaft war ja auf der Brücke verteilt, es hätte viele Tote gegeben!“
Katastrophale Versorgung
Seit Ende Mai hätten die Seeleute kein normales Essen mehr gehabt und von den Piraten Reis bekommen, den sie aus den geladenen Containern gestohlen hätten.
Hin und wieder hätten Somalis Ziegen auf das Schiff gebracht. Die Besatzung habe davon nur wenig abbekommen. „Das waren maximal zwei Kilo Fleisch und ein paar Knochen, für 24 Mann.“
Wasser habe es an Bord nur von schlechter Qualität gegeben. Man habe das Schwitzwasser aus der Klimaanlage gesammelt. Zum Duschen und Putzen reichte es nicht.
„Alles war sehr dreckig. Wir mussten uns mit 40 Personen eine Toilette teilen, die war ständig verstopft und wurde nie gesäubert.“
Generell ginge es dem Kapitän und seiner Mannschaft dem Umständen entsprechend gut. „Wir sind alle sehr müde und froh, dass es vorbei ist. Das hat einfach zu lange gedauert.“
Unmoralisches Angebot
Am 3. August hatten die Piraten den Frachter verlassen. Die Reederei hat l 2,75 Millionen Euro Lösegeld gezahlt. „Mir wurde von der Reederei ein Schmerzensgeld in Höhe von 6000 Euro angeboten“, berichtet Kotiuk, „pro Tag hätte ich das genommen“. Übrige Crewmitglieder wurden mit 300 Dollar abgespeist.
Kapitän Kotiuk habe dankend abgelehnt und werde seine Forderungen einklagen. Auch die, wie er meint, verzögerte Verhandlungstaktik.
Die „Hansa Stavanger“ war am 4. April 2009 von Piraten gekapert worden. Vier Monate lang befand sich das Schiff in der Hand der Seeräuber.