Danke, FPÖ!

Herbert Kickl. Quelle: Wikimedia, CC BY-SA 4.0, Foto: Bwag

Wien, Österreich (Weltexpress). Österreich hat der FPÖ – einmal mehr – viel zu verdanken. Dass in Österreich die Ansteckungszahlen und damit auch der Druck auf Spitäler und namentlich Intensivstationen steil in die Höhe geschnellt sind und die Regierung keinen anderen Ausweg mehr sah, als zu den letzten Mitteln zu greifen – Lockdown und Impfzwang – ist genau jenen geschuldet, welche diese Mittel angeblich mit allen Instrumenten aus ihrer populistischen Trickkiste bekämpfen: der FPÖ. Diese verführt ihre Anhängerschaft mit gefährlicher Polemik: FPÖ-Chef Kickl unterstellt der Regierung diktatorische Machenschaften. Mit diesem Trick versucht die FPÖ, sich durch die Hintertür die allerletzte Waffe zu beschaffen, welche die Demokratie kennt: Den (legitimen) Widerstand gegen das Kippen eben dieser Demokratie in eine Diktatur.

Dabei ist eher das Gegenteil der Fall: Allzu lange hat Ex-Kanzler Sebastian Kurz gegen alle Ratschläge die Gefährlichkeit von Covid verharmlost – und bis zuletzt versucht, die immer dringendere Verschärfung der Maßnahmen zu verhindern. Diese kamen dann letztlich von den Landeshauptleuten, den eigentlichen Machthabern dieser Nation, insbesondere in Zeiten des herrschenden Machtvakuums an der Spitze. Weshalb Kurz ewig zauderte und die Pandemie schönredete war klar: Erstens um sich selbst und die Effektivität seiner Maßnahmen (bzw. Nicht-Maßnahmen) zu preisen und zweitens, mit Seitenblick auf die ppulistische FPÖ, um unpopuläre Maßnahmen, die den Österreichern möglicherweise den Sommerspass getrübt hätten, zu vermeiden. Dafür zahlt die Nation jetzt einen hohen Preis.

Eine gewiße Schadenfreude befiel einen unwillkürlich, als man vernahm, dass der Papst aller österreichischen Anti-Vaxxer, FPÖ-Chef Kickl himself, positiv testete und kleinlaut in Isolation gehen musste. Offenbar hat das von ihm propagierte Pferde-Entwurmungsmuttel Ivermectin ausgerechnet bei ihm, der doch von Pferden so viel versteht, nicht gewirkt. Fast noch amüsanter Ex-Vizekanzler Strache, der jetzt, als Konsequenz seiner Ibiza-Farce, mit dem Hut in der Hand um eine milde Gabe bittet. Deutlich weniger lustig war allerdings, als Strache, Exponent einer Partei mit Wurzeln im Nationalsozialismus, seinerzeit die rechtsextremen Burschenschafter als „die neuen Juden“ etikettierte. Jeglicher Spaß hört sich nun aber auf, wenn Anti-Vaxxer als selbst proklamierte Opfer mit gelben „Judensternen“ – Symbolen der Ausgrenzung und Ermordung unter dem NS-Regime – auf die Straße gehen. Das wäre ganz einfach nur strohdumm, wenn es nicht so grauenhaft zynisch wäre. Verharmlosung und Verhöhnung des Holocaust auf Österreichs Straßen – das hat dieser Nation gerade noch gefehlt. Danke, FPÖ.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Dr. Charles E. Ritterband wurde in „Voralberger Nachrichten“ am 3.12.2021 erstveröffentlicht.

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