Cyber-Nirwana – Mata-Merkel und 007-Obama im digitalen Nebel

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US-amerikanische Entwicklungen im Silicon-Valley gelangen üblicherweise über Asien (China, Japan, Korea) und Skandinavien in den britischen Bereich und schließlich nach Mitteleuropa und in den Rest der Welt. GOOGLE, MICROSOFT, WIKIPEDIA, GPS sind US-amerikanische Produkte, die weltweit genutzt werden; auch deshalb, weil Konkurrenzprodukte schwächer oder gar nicht vorhanden sind. Ohne die Forschungsleistungen und Umsetzungsimpulse aus den USA wären wir in unzähligen Bereichen im Vergleich zu heute unterentwickelt. Diese Knowhow-Carepakete haben alle gerne angenommen und größtenteils auf eigene Forschungsleistungen in diesem Bereich verzichtet. Vielfalt wäre besser: geschlossene kybernetische Systeme tragen einen Selfkilling-Effekt in sich, da sie von außen kommende, innovationsfördernde Störimpulse nicht zulassen.

Das Handy-Spy-Manöver Merkel-Obama kann als systembedingt nicht zugelassener Störimpuls für das von den USA geschaffene geschlossene kybernetische Cyber-System definiert werden: sozusagen ein Versuch zur Weiterentwicklung dieses Systems in Richtung Vielfalt. Denn nur durch vielfältige Konkurrenz ergeben sich ausreichende Impulse für die erforderlichen technischen Entwicklungen, die auch auf der Basis politischer und soziologischer Initiativen zustande kommen können. Das Bedürfnis nach staatlicher Souveränität und individueller Sicherheit sind Beispiele hierfür. Wann haben wir endlich ein europäisches – oder wenigstens deutsches – google-kompatibles System?

Für Logistik und  Technik wurden international technische Regeln zur Qualität, zum sicheren, umweltschonenden Betreiben, zur Instandhaltung und zur Desinvestition vereinbart. Für die hierbei eingesetzten digitalen Hilfsmittel zur Kommunikation und Information fehlen diese umfassenden Regeln, die in Deutschland von VDI, DIN und PTB unternehmensneutral erarbeitet werden könnten. Die Vereinten Nationen sind hier ebenfalls in der Pflicht, um das Chaos im internationalen digitalen Daten-Tsunami zu bändigen.

In den vergangenen fünf Jahren wurden vom BMBF (Bundesforschungsministerium) Forschungen zum Schutz vor Produkt-Piraterien initiiert und gefördert. Übergreifend in das Gebiet der Information und Kommunikation wurde hierbei auch der Einsatz von RFID (Radio Frequency Identification) betrachtet und weiterentwickelt, der heute bereits selbstverständlich zur Marktsicherung genutzt wird. Ob es möglich ist, Daten wie Produkte, im internationalen Cyberspace, bestimmten Urhebern und Nutzern zuzuordnen, ist wissenschaftlich zu analysieren und zu definieren. Die technischen Regeln werden dann von den Experten erarbeitet; Politik und Gesellschaft sind zuständig für Festlegungen ethischer Prinzipien und Verabschiedung entsprechender Gesetze.

Die enormen wissenschaftlich-technischen Leistungen der USA in der Informations- und Kommunikationstechnik und ihr unbestrittener Vorsprung im weltweiten Bereich hat den USA direkte Vorteile verschafft: so sind über die Datennetze der Betreiber zahlreiche geschäftliche Aktivitäten auf den Markt der USA Konzentriert und werden über diesen abgewickelt. An jedem "Einkauf" – wenn er digital abgewickelt wird – verdient der amerikanische Markt also mit. Das ist historisch bedingt, kann aber auch als Cyber-Kolonialismus bezeichnet werden.

Wer an diesem neuen Cyber-Kuchen mitverdienen will, muß sich technisch auf den erforderlichen Stand bringen. Es reicht also nicht, das EURO-Geld hin und her zu transferieren und systemrelevante Banken zu stützen: systemrelevant ist die Entwicklung von Hard- und Software zur Sicherstellung einer gleichen Augenhöhe auf dem Gebiet der Information und Kommunikation mit amerikanischen – oder auch chinesischen – Systemen. Dazu gehört auch die Sicherstellung abhörsicherer Methoden des Telefonierens per Handy.

Ein Haus sollte von Fremden nicht ungebeten betreten werden, auch wenn es unverschlossen ist; in den USA hat der Besitzer das Recht, jeden ungebetenen Eindringling – notfalls mit der Schusswaffe – zu stoppen. Zur Reduzierung der Gefahr empfiehlt sich der Einbau eines geeigneten Sicherheitsschlosses. Das kostet Geld: Europa sollte endlich gemeinsam die digitale Augenhöhe erhöhen und damit der eigenen IT-Industrie Impulse geben. Bei entsprechender Finanzierung könnten die Standorte sogar in Griechenland, Portugal oder Irland liegen – und dem EURO-Transfer zur Rettung der Staatsfinanzen dieser Länder einen nachhaltigen Sinn geben.

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