Rainald Grebe plaudert aus dem Nähkästchen – Exklusiv-Interview für WELTEXPRESS

Rainald Grebe © Foto: Egon Pichl

Weltexpress: Herr Grebe Sie wurden in Frechen bei Köln geboren. Sind Sie eine rheinische Frohnatur?

Rainald Grebe: Ich glaube nicht.

Weltexpress: Sie besuchten das Gymnasium in Frechen und machten Abitur. Dann folgte der Zivildienst in einer psychiatrischen Klinik. Welche Erfahrungen und Eindrücke haben Sie dabei gesammelt.

Rainald Grebe: Das war so viel, das waren ja 15 Monate damals, das war rund um die Uhr absurdes Theater. So habe ich es damals empfunden. Man bekommt jeden Tag etwas geboten.

Weltexpress: Wie kamen Sie auf die Idee dort hin zu gehen?

Rainald Grebe: Das war mein Wunsch. Ich glaube ich wollte was krasses Erleben.

Weltexpress: Danach gingen Sie als Straßenkünstler nach Berlin. Haben Sie damals schon eigene Lieder vorgetragen ?

Rainald Grebe: Ich habe eigentlich immer eigene Lieder gemacht. Lieder covern war nicht so mein Fall. Das war schon damals so.

Weltexpress: Dann folgte ein Studium der Schauspielkunst bei „Ernst Busch“ Berlin. Abschluss mit Diplom im Fach Puppenspiel. Wie etwas ganz anderes ?

Rainald Grebe: Ja, das habe ich studiert vier Jahre lang. Das ist ein Studiengang der heißt Puppenspielkunst.

Weltexpress: Steht dabei die Puppe im Vordergrund ?

Rainald Grebe: Da gibt es sehr viele Unterschiede. Es gibt die offene Spielweise, da ist der Schauspieler auch zu sehen, die verdeckte gibt es natürlich auch.Im Prinzip sieht man von sich ab.

Weltexpress: Sind die Puppen dann Marionetten oder Handpuppen ?

Rainald Grebe: Das  ist alles durch die Bank, deshalb studiert man auch so lange, weil es so viele gibt.

Weltexpress: Haben Sie dann auch als Puppenspieler gearbeitet?

Rainald Grebe: Ich habe in vielen Stücken mitgemacht, jetzt immer noch, dieses Jahr wieder mal. Dabei sind Puppen und Menschen zusammen. Das war mein Ding, wo Menschen und Puppen ineinander verwoben sind.

Weltexpress: Dann gingen Sie ins Theaterhaus nach Jena. Welche Stücke wurden unter Ihrer Regie denn dort gespielt ?

Rainald Grebe: Das war ein richtiges Theater.

Weltexpress: Ein traditionelles Theater ?

Rainald Grebe: Das auf keinen Fall. Man würde sagen eine Experimentierbühne, obwohl der Begriff ist doch etwas schwammig geworden. Es war kein klassisches Theater, wir hatten keine Abonnenten, wir mussten auf keinen Rücksicht nehmen, wir konnten machen was wir wollten.

Weltexpress
: Welche Stücke wurden zum Beispiel aufgeführt ?

Rainald Grebe: Zum Beispiel „Fightclub“ nach dem Film und viele Uraufführungen.Wir haben Autoren entdeckt und gefördert.

Weltexpress: Dann kam ein Varietee mit Thomas Hermanns. Titel: “Immer wieder Sonntags“ im Hamburger Schauspielhaus. Was kann man sich darunter vorstellen?

Rainald Grebe: Das war keine Sendung, das waren fünf oder sechs Termine. Das war der Versuch unterschiedlichste Kunstformen zusammenzuführen.Ein Puppenspieler, ein Schauspieler, ein Autor, ein Komiker oder ein Filmemacher.

Weltexpress: Danach waren Sie mit der „Kapelle der Versöhnung“ unterwegs. Was verbirgt sich dahinter?

Rainald Grebe: Die „Kapelle der Versöhnung“ ist eine Kirche, die gibt es wirklich. Die stand auf dem Mauerstreifen und wurde 1985 gesprengt und wurde nach der Wende wieder neu und anders wieder aufgebaut. Ich wohnte um diese Kapelle herum und auf der Suche nach einem Bandnamen stand ich davor und dachte passt. Ost-West war damals immer noch mein Thema,
die anderen Bandmitglieder kommen aus dem Osten und ich aus dem Westen und so kam es dazu.

Weltexpress: Nun sind Sie wieder als Solokünstler unterwegs. Was erwartet den Zuschauer in den Konzerten.

Rainald Grebe: Das ist immer schwierig zu sagen. Spass, gute Laune, verrückte Ideen, die Selbstbeschreibung ist immer nicht einfach, geordnetes Chaos!

Weltexpress: Eines Ihrer Lieder heißt Thüringen. Wie kommt auf einen solchen Text?

Rainald Grebe: Ich war  ja fün Jahre da. So nach dem vierten. Jahr hab ich das Lied geschrieben. Die Sachen die darin vorkommen sind Erlebnisse oder Erzählungen von Leuten.

Weltexpress: Wie entstehen sonst Ihre Texte, haben Sie ein Buch in das Sie alles aufschreiben?

Rainald Grebe: Ja, ich habe ein Buch. Meist entstehen sie unter Druck. Wie jetzt wieder. Ich habe eine Premiere vorzubereiten.

Weltexpress: Woher kommt die Musik?

Rainald Grebe: Die kommt meistens aus den Worten. Worte haben schon eine Musik und danach richtet sich das. Ich bin ein Wortklauber, ich komme vom Wort.

Weltexpress: Sie sind, wie man hört auf der Suche nach Ihrer Vergangenheit?

Rainald Grebe: Ich war lange zuhause bei meinen Eltern und habe Interviews mit denen geführt. Das war Familiengeschichte und daraus wurde das Programm entwickelt.

Weltexpress: Muss Ihr Zuschauer eine gewisse Vorbildung mitbringen?

Rainald Grebe: Ich sag mal jein. Ich habe es immer gern wenn man eine Ebene findet. Es sind immer so Anspielungen drin, wer möchte kann damit was anfangen.

Weltexpress
: Ist Ihr Humor verständlich?

Rainald Grebe: Ich glaube schon das der sehr speziell ist , weil er doch ein paar Kellergeschosse der Bezüge hat. Ich achte darauf das ich nicht  unverstanden wirke.

Weltexpress: Einer Ihrer Hits , ist „Dörte“,gibt es diese Frau wirklich ?

Rainald Grebe
: Es gab eine Uridee, eine Frau, die ich da vor Augen hatte, aber das war nicht die alleine.

Weltexpress: Am 17. Dezember haben Sie eine Premiere mit der "Kapelle der Versöhnung" im Admiralspalast in Berlin .Was darf der Zuschauer erwarten?

Rainald Grebe: Ich schreibe das gerade. Es gibt erst so ein paar Ideen. Ich weiß nur: es wird laut.

Weltexpress: Elektrisch verstärkt?

Rainald Grebe: Funk und Punk! Neue Texte, die stehen noch in meinem Buch drin als Textzeile.

Vorheriger ArtikelEin Hauch von Apokalypse – George Benjamins „Written on Skin“ in der Oper Bonn
Nächster ArtikelCyber-Nirwana – Mata-Merkel und 007-Obama im digitalen Nebel