Vogelgezwitscher, dann das Rattern der Straßenbahn. Auch vereinzeltes Motorengeheul und immer mehr Sonnenstrahlen dringen durch ins Großhirn. Guten Morgen Deutschland. In Berlin geht die Sonne auf und Spree-Athen, eine Stadt, die niemals schläft, in der zwar Hochschulen und Akademien zu besuchen und Schinkels Säulen noch zu besichtigen sind, die aber mittlerweile weit weniger mit der griechischen Polis gemein hat, als noch zu Beginn der 19. Jahrhunderts, erwacht ein wenig mit mir und Miss Marple, meine Katze, die sich beim Kriechgang zum Klo sanft um meine Beine schmiegt, zum Leben. Sie maunzt, ich knurre. So tickt das Großhirn der Berliner nicht nur, wenn die Sonne aufgeht. Sechs Uhr in der Frühe ist früh. Zu früh zum Frühstück. Doch spät genug, denn die Berliner S-Bahn versucht mal wieder, Kollateralschäden zu vermeiden. Deshalb hat sie kurzerhand Dutzende Züge aus dem Verkehr gezogen und auch mich ins Verkehrschaos. Nichts gegen eine gute Überpüfung schlechter Räder, doch heute ist das ein echtes Ärgernis. Also heißt es, rechtzeitig auf die Beine, ins Bad und zum Flughafen nach Tegel zu kommen. Mit Sack und ohne Pack, also ausgerüstet mit Foto- und Filmkamera, Laptop und Ledertasche ziehe ich los, Frau und Kinder daheimlassend.
Am Flughafen die übliche Betriebsamkeit. Autos und Busse fahren vor, stoßen ihre Fracht und Feinstaub aus, fahren weiter. In Anzug oder anderweitig eingekleidet eilen liebe Leute mit Tüten und Taschen bepackt durch die Gänge, zu den Schaltern, um dann doch auf den Abflug zu warten. Betont freundlich und doch stereotyp taktet mich eine Lohnarbeiterin der Lufthansa ein, Gepäck aufs Laufband, Ticket in die Hand gedrückt. „Guten Flug, der nächste bitte“, könnte auch vom Band kommen. Ab durch die Mitte im Schongang durch die Sicherheitsorgane. Wie immer piept es beim Cat Walk durch die schlanke Schleuse. „Mach`n Se mal bitte ma den Gürtel uff“, empfiehlt ein kurdischer Kontrolleur in akzentfreier Berliner Schnautze. Mach` ick. Nichts gewesen und weiter zum Warten. Der Abflug verzögert sich um erst zehn, dann 20 Minuten. „Heavy traffic“, klärt der Pilot die Passagiere auf. Übersetzen muß er diese Form der Aufklärung, die Kant ganz bestimmt so wohl nicht gemeint hat, nicht. Nicht nur im Himmel über Berlin ist was los, nein, auch der Charterflughafen Düsseldorf, den ich zum Umsteigen nutzen muß, zeigt sich von seiner ausgelasteten Seite.
Wind Südost, Startbahn 1, wir hören die Motoren. Das Flugzeug hebt ab. Der Flieger ist ein Fuchs und bekam die Erlaubnis, über Berlin eine Kurve zu ziehen. Das teilt er umgehend und frohlockend mit. Daß er das Gaspedal ordentlich durchtreten werde, damit auch ich meinen Anschlußflug nach Manchester bekomme, vergißt er nicht unerwähnt zu lassen.
Statt um fünf nach zehn landen wir um halb elf. Das eingedeutschte Boarding für den „Regionalflug“ nach Manchester läuft seit einer Viertelstunde. Als vorvorletzter Fluggast schaffe ich es noch an Bord des Busses, der uns zum Bombardier bringt. Auf diesem Flug LH 4882, der von Eurowings durchgeführt wird, gibt es wenigstens ein Sandwich, das uns auf England einstimmt. Trocken Toast, nicht geröstet, mit totem Muskel von Pute und sprudelndem Mineralwasser. Immerhin ist auch ein Mini-Mars in der wieder verwertbaren Tüte. Weil ich in der Mitte – gleich beim Notausgang am linken Fenster – sitzen darf, genieße ich ein wenig mehr Beinfreiheit als in der „Economy Class“ üblich. Und auch der Ausblick auf Rhein, Niederlande und Nordsee hebt die Stimmung bis zur Landung in Manchester merklich.
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Berlins bester Berichterstatter meldet sich in Kürze mit einer Direktberichterstattung aus Llangollen. Bleiben Sie – wie wir – am Ball.
Mehr Infos über Flüge von und nach Wales unter www.lufthansa.com.
Allgemeine Infos über Wales unter www.visitwales.com im Internet.