Chéri
Stephen Frears hat einige wundervolle Filme gemacht: "Mein wunderbarer Waschsalon", "Prick up your ears" und zuletzt den brillianten "The Queen". "Cheri", der nun auch auf DVD erhältlich ist, gehört nicht in diese Reihe. In 100 zähen Minuten langweilt er seine Zuschauer mehr, als dass er wirklich einen auch emotionalen Zugang zur Welt der alternden Kurtisane Léa de Lonval (Michelle Pfeiffer), dem Fin de siècle des Paris um 1900 ermöglicht. Das heikle Genre des Kostümfilms: Wie man’s macht zeigte Frears vor zwanzig Jahren in "Gefährliche Liebschaften", als zwischen den handlenden Personen allerhand spannender Hass und somit Erzählenswertes ablief. Auch wenn das Zeitalter der sogenannten "belle époque von oberflächlicher Gefühlsarmut und versteifter Kälte im Umgang geprägt war, trugen sich doch wahre Dramen im Hintergrund zu. Hier wird das Ganze zu einer Tante-Neffe Beziehung verflacht, im Laufe des Filmes will man immer weniger wissen wie dieses banale Geplänkel denn nun ausgeht.
Einzig positiv: Die Schauspieler und die Ausstattung, wobei letzteres sich eigentlich von selbst versteht. Einen historischen Film ohne überragende Décors und Kostüme zu machen wäre so, als würde man Star Trek ohne Special- Effects verfilmen. Aber Michelle Pfeiffer als fast durchsichtige Protagonistin ist immer (noch) sehenswert, Kathy Bates gibt gewohnt dröhnend die Unsympathin, so dass es dem Zuschauer schwer fällt sie sich als Kurtisane zu denken, und Rupert Friend als gelangweilter Dandy ist ebenfalls gut gezeichnet, auch wenn er mehr wie eine Mischung aus Ian Curtis und Taschen-Oscar-Wilde mit verdrängter schwuler Neigung unterwegs ist. Vielleicht hätte man die Verfilmung des Colette-Stoffes von 1920 lieber den Franzosen überlassen sollen. Schade, denn Frears ist eigentlich wirklich einer von den Guten.
Fazit: Ein enttäuschender, langweiliger Film, der aber hübsch fotografiert ist und einem begrenzten Publikum (Frauen ab fünfzig) durchaus gefallen könnte.
Affären í la carte (Le code á changé)
Noch weitaus blöder als sein eingedeutschter Titel ist der Film "Affären í la carte" der Regisseurin Danièle Thompson. Das einzig positive an dieser klischee-französischen Endloslaberei von "mir-ist-so-langweilig-ich hatte-schon-alles-Menschen" aus der französischen Oberschicht, ist der seit seinem Schti-Film auch bei uns zum Shooting-Star avancierte Grundsympath Dany Boon, der für die blasierte Mischpoke anlässlich eines Treffens traditionell Bigos, ein polnisches Kohlgericht mit weitgehend unbekannter Konsistenz, zubereitet. Doch auch er kann hier gar nichts retten. Denn dieser "wer-fickt-wen"- und wenn doch, warum nicht?, Streifen lässt einen Claude Chabrol-Film wie einen avantgardistischen Action-Film erscheinen.
Endlose Wortfisseleien, null Handlung, nicht der geringste Sinn oder Tiefgang. ein weniger als nichtssagender Blick auf Lachleute und Nettmenschen, die auch nur auf vermeintlich hohem Niveau jammern und mit dem Leben, dem Altern und den überhöhten Erwartungen an das jeweils andere Geschlecht nicht klarkommen. Teilweise namhafte Schauspieler, wie die bezaubernde Emanuelle Seignier, werden in diesem abgestandenen und blutleeren Machwerk geradezu verheizt.
Fazit: ein Film für Leute, die es prickelnd finden reichen Arschlöchern beim schlecht-drauf-sein und wie-ichs-der-Welt-nicht-zeige zuzusehen. Pure Zeitverschwendung.
* * *
Für diejenigen die es trotzdem mal versuchen wollen: Beide Filme sind als Einzel-DVD im März 2010 im Verleih von PROKINO erschienen und im Handel erhältlich.