„Dort, wo jetzt das neugebaute imposante Gebäude des CNA (Centre National de l’audiovisuel) mächtige (Kultur-)Schatten wirft, stand früher das Walzwerk auf einem riesigen Areal“, sagt Serge Koch, Luxemburger Künstler, der dieses fotodokumentierte. „Rauchende Schlote nebelten die Region ein, die heute Vorzeigegebiet ist. Heute stehen nur noch wenige verlassene Gebäude und Hallen dort.“
Im ausgeklügelten, mit Media-Dokumentationen aller nur erdenklicher Art reichlich bestücktem CNA erklärt uns der quirlige, charmante Direktor Jean Bach das Konzept der äußerst attraktiven Zugpferde, die die Fotoausstellungen darstellen werden. Luxemburg ist reich und so wurden die erforderlichen 10 Millionen Euro Umbaumaßnahmen (für die Fotoausstellung nötigen fachmännischen Umbauten samt Lifting und Panoramalift) ohne EU-Fördermittel gestemmt. Auch die Umbaumaßnahmen am Schloss Clervaux kosteten: 5 Millionen Euro.
Château d’Eau – Dudelinger Wasserturm
Im Dudelinger Wasserturm, den ehemals Kühlwasser für die Industriearbeiten durchfloss, wird am 29. Und 30. September 2012 die Ausstellung „Bitter Years“ feierlich eröffnet.
„Bitter Years 1935 – 1941“ von Edward Steichen
1962 zeigte das MOMA (Museum of Modern Art New York) diese Ausstellung, eine Auswahl von 208 Fotografien der „Farm Security Administration (F.S.A.). Diese Behörde gab unter ihrem Direktor Roy E. Stryker, Soziologe, zwischen 1935 und 1942 einem Team von renommierten, engagierten Fotografen den Auftrag, das Landleben auf den Farmen zu dokumentieren. Die Depression erhielt ein Gesicht. Berühmte Bilder der bitterarmen Bevölkerung entstanden. Edward Steichen, gebürtiger Luxemburger (1879), aufgewachsen in New York, traf eine Auswahl und kuratierte als gefeierter Direktor der MOMA-Fotoabteilung diese MOMA-Ausstellung über die bitteren Jahre der amerikanischen Depression. Als Steichen verstarb, wurde die Ausstellung dem Luxemburger Staat vermacht. Nach der ersten Ausstellung in den 1960ern in Luxemburg-Stadt verschwand die Ausstellung erst einmal in Archiven, bis sich Jean Bach der Sache annahme und in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium in Dudelingen diesem grandiosen Werk ein ständiges Zuhause schaffte, ein Wallfahrtsort für Liebhaber exzellenter, sozialkritischer Photographie!
Gerade in den heutigen Zeiten der erneuten Weltwirtschaftskrise ein Mahnmal, zu dem die Banker, die die Welt ins Unglück stürzten zwangsverpflichtet werden müssten zur Fortbildung in Sachen Sozialkompetenz.
Das ehemalige Industrie-Ambiente ist sehr gut gewählt und bietet einen passenden Rahmen zur Aussage der Dokumentation.
Château Clervaux – „The family of man“
Weiter im grünen Norden Luxemburgs liegt Clervaux. Mit der 2003 von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommenen Fotoausstellung „The family of man“ wird eine weitere Kunstdelikatesse, hier in Clervaux präsentiert.
Diese wurde 1955 von Edward Steichen im MOMA in N.Y. unter großem Anklang das erste Mal kuratiert und gezeigt. Ziel dieses von Steichen entwickelten Konzepts ist, dem Menschen die Menschheit zu erklären mithilfe der Fotografie. Hierfür startete er einen großen Aufruf an Profifotografen und Amateure. Unter 4 Millionen Einsendungen aus der ganzen Welt wählte Steichen und sein Assistent 503 Werke von 273 Autoren aus 68 Ländern aus, darunter berühmte Namen wie Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, Anna Riwkin-Brick und Robert Doisneau. Sie alle komponierten „The Family of Man“.
Die Ausstellung umfasst 37 Themen, darunter Liebe, Geburt, Arbeitsleben, Familie, Erziehung, die Kinder, der Krieg und der Frieden. „Sie alle wurden von Steichen in N.Y. in einer bestimmten Art und Weise gehängt. Diese Hängung an der Wand, so die Bedingung, muss erhalten bleiben“, erklärt Jean Bach. „Nur bei der Hängung im Raum besteht etwas Freiheit.“ Die Ausstellung ging um die Welt in alle Kontinente.
1964 bietet die amerikanische Regierung Luxemburg die Ausstellung an. Im Musée National d’Histoire et de l’Art wird die Ausstellung das erste Mal von Steichen in Luxemburg kuratiert. Steichen spricht sich für das Schloss Clervaux als permanenten Ausstellungsort für seine Ausstellung aus, wo sie 1974 das erste Mal ausgestellt wird. Jean Back und seine Expertenteam restaurierten die unter den langen Reisen teils stark beschädigten Werke aufwändig fachmännisch. „1994 wurde das Museum das erste Mal eingeweiht“, erklärt Jean Bach, „Renovierungsarbeiten am Schloss wurden erforderlich, werden derzeit durchgeführt und bieten die Gelegenheit, der ursprünglichen Hängung ein neues Aussehen zu verleihen.“
Beide Ausstellungen, „Bitter Years“ und „Family of Man“ wurden dem Staat Luxemburg vom MOMA N.Y. vermacht auf Bitten von Edward Steichen, der sich immer als „Letzebuerger Jong“ betrachtete. Die Wiedereröffnung wird im Frühjahr 2013 stattfinden. Luxemburg hat mit diesen beiden Ausstellungen sein sowieso schon erstklassiges Kulturprogramm um zwei Diamanten erweitert.
Websites:
www.thefamilyofman.lu
www.cna.public.lu/photographie/bitter-years/index.html
Co-Ausstellung zu „Bitter Years“: www.stephengill.co.uk
www.lcto.lu – offizielle Webseite des Luxembourg city tourist office
www.mullerthal.lu/de
www.visitluxembourg.lu – Landesverkehrsamt Luxemburg
Mit der Luxembourg-Card kommt man für 11 Euro pro Tag kostenlos oder mit Prozenten in Luxemburg herum, Bus, Bahn, Schiff, Museen und vieles andere mehr. www.visitluxembourg.lu/card-de.html
www.artetculture.eu/wp-content/uploads/2011/06/Stand-der-Dinge1.pdf (Ausstellungseröffnung Ende November mit Bildern von www.sergekoch.com vom ehemaligen Stahlwerk-Fabrikgelände in Dudelingen in der staatlichen Galerie Gaasch)
www.luxair.lu – Direktflug Berlin-Luxemburg, bieten sehr günstige Tarife bei einmonatiger Vorausbuchung.