BR Volleys gleichen im Titelkampf gegen Friedrichshafen aus – Kapitän Scott Touzinsky: Niederlage hätte nicht zum Geburtstag gepasst

Foto: Winfried Laube

Berlins Kapitän Scott Touzinsky nahm nach der umkämpften Begegnung und einer kleinen Stärkung im VIP-Raum kurz vor 23 Uhr letzte Glückwünsche entgegen. Zum Sieg und zu seinem 33. Geburtstag. „Danke, danke“, meinte der nun 33-jährige Olympiasieger mit dem US-Team 2008 und wirkte sehr erleichtert. „Ja, eine Niederlage heute passt natürlich gar nicht zu einem Geburtstag. Ich bin sehr froh, dass die Mannschaft alles getan hat, um mir dieses Geschenk zu machen“.

Von Geschenken sprach hinterher auch Stelian Moculescu, Trainer des zwölfmaligen Rekordmeisters Friedrichshafen. Nach erstem Satzgewinn, als die Berliner mit unbedingtem Wollen viele Aufschlagfehler produzierten, hätten seine Männer zu viele „Geschenke verteilt. Wenn du Dankeball-Situationen nicht nutzt, wie beispielsweise dreimal im dritten Satz, kannst du ein Spiel nicht gewinnen“, so der erfolgreichste Trainer im deutschen Vereinsvolleyball.

Diese Sicht negiert allerdings die deutliche Steigerung des Gastgebers im Vergleich zum ersten Finalduell. Da waren die Schützlinge von BR-Trainer Mark Lebedew unter ihrem Topniveau geblieben und hatten in allen zählbaren Elementen – von Aufschlag über Block und Angriff – schlechtere Werte als der Gegner.

Diesmal legten die Volleys vor heimischer Lärm-Kulisse mit der fast dreifachen Zahl auf den Rängen gegenüber dem Besuch in der ZF-Arena vor allem in den mitentscheidenden Elementen Aufschlag und Angriffseffektivität zu. Waren hier erfolgreicher und blieben in der wichtigen Ballannahme auf Augenhöhe mit den Gästen.

Hinzu kam die vom ersten  Ballwechsel erkennbare Einstellung, diesmal als Sieger vom Platz zu gehen. „Einstellung und Kampfgeist waren vorbildlich. Was sich auch im fünften Satz als spielentscheidend erwies“, lobte denn auch Kaweh Niroomand, Geschäftsführer, Manager und Visionär der Volleys. Damit und mit dem Ergebnis sei er zufrieden, mit der gezeigten Leistung aber nicht immer. „Da gab es neben starken Phasen auch immer wieder Dellen im Ablauf.“ Und mit Blick auf das dritte Match hoffe er diesbezüglich auf mehr Stabilität. „Bei der Ausgangsposition hat sich nach dem 1:1 nichts geändert – wir brauchen noch mindestens zwei Erfolge, um den vierten Titel in Folge einzufahren.“

Bankchef Lebedew zeigte sich wie alle im Berliner Lager erleichtert und mit freudigen Emotionen, dass „wir auf jeden Fall den zweiten Heimauftritt erreicht haben“. Bei der Benennung des wertvollsten Spielers beim Gegner hatte er diese Auszeichnung dem VFB-Hauptangreifer Adrian Gontariu zuerkannt. Der rumänische Linkshänder mit den Hammer-Schmetterschlägen markierte die Spiel-Bestmarke von 23 Punkten und war damit ein logischer MVP.

Weshalb Moculescu – jeweils die Trainer benennen den wertvollsten Akteur des Gegners – bei Berlin den Angreifer Robert Kromm dazu erwählte, wird das Geheimnis des gebürtigen Rumänen bleiben.

Zumindest bei den Journalisten war BR-Zuspieler Kawika Shoji an diesem Abend eher der Matchwinner. Der Spielmacher der US-Auswahl machte einen exzellenten Job bei seiner Kernaufgabe, blockte aufmerksam und führte im Tiebreak des fünften Abschnitts nach 8:8 mit seinen Aufschlagkrachern (drei Asse) und fünf Zählern in Folge auf die Siegerstraße!

„Das hat das Spiel heute entschieden“, bestätigte VfB-Kapitän Max Günthör. Im Vergleich zur ersten Begegnung seien die Ballwechsel nun länger geworden, „weil jeder immer besser die Systeme des Gegners kennt. Ich denke, das wird  in der Finalserie so bbleiben. Bisher hat der  Gastgeber jeweils zuhause besser aufgeschlagen und gewonnen. Ich hoffe natürlich, dass sich das fortsetzt.“

Sollte die Meisterschaft über die volle Distanz von fünf Matches gehen, hätte Friedrichshafen dreimal den offensichtlich wichtigen Heimvorteil im Kampf zweier Rivalen, die sich seit 1998 alle Meisterschaften teilten.
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