Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der Abflug von Boeing-Boss Dennis Muilenburg ist das Eingeständnis, dass The Boeing Company keine sicheren Flugzeuge für die Kurz- und Mittelstrecke anbieten kann, sondern nur profitable, solange diese in die Luft gelassen werden.
Werden sie aber seit Monaten nicht mehr, weil sie nicht sicher sind. Und das ist gut so! Der Rumpf wurde immer länger, die Beine blieben kurz. Die Flügel wurden gestreckt und bekamen Winglets genannte Verlängerungen am Ende. Und die Motoren? Die wurden immer dicker und fette, sie passten nicht mehr unter die Flügel.
Wenn Flugzeuge für Ingenieure nach Pannen aussahen, dann diese von Boeing. Aber: der Profit. Mehr Passagiere konnten auf diese Weise über eine noch längere Strecke bei weniger Spritverbrauch transportiert werden. Wenn das nicht profitabler ist, was dann?
So und nicht anders bei Boeing in den VSA zu verfahren, das hat auch mit der Ingenieurskunst der Airbus-Konkurrenz zu tun. Die erweiterten ihre A320-Familie und verkauften den Kunden ab Ende 2010 diese mit New Engine Option (NEO) und nannte die alten einfach Current Engine Option (CEO). 2016 wurden die ersten A320neo verkauft und zwar in die VSA.
Was tat die Verantwortlichen bei Boeing. Sie versuchten, jede Unzulänglichkeit des Flugzeuges mit dem Programmieren von Rechnern auszugleichen. Die Trimmung der Boeing-Flugzeuge 737 Max erfolgt also automatisch, um das aerodynamisch schlechte Flugzeug so gut wie möglich auszurichten. Und diese MCAS-Software für die Stabilisierung kann man ausschalten. Im Cockpit gibt es jede Menge Schalter. Darunter sind auch die Trim Cutout Switches. Damit schaltet man MCAS in der Max aus. Allerdings werde „innerhalb von fünf Sekunden nach dem Loslassen der Schalter“ der schlaue Scheiß „wieder aktiviert, wenn der Anstellwinkel“ laut Sensoren „immer noch zu hoch ist“. Was, wenn der Sensor genannte Fühler falsch fühlt oder gleich mehrere? Dann bringt MACS eine stabile Max in eine instabile Lage.
Das ist so, als wenn der Spurhalteassistent eines Automobils plötzlich das Fahrzeuge ausscheren und von der Fahrbahn abkommen lässt, obwohl aus Sicht des Fahrers alles in bester Ordnung ist. Das technisch und also rechnerisch Mögliche jedoch kann dann geschehen, wenn ein Sensor falsche Informationen an den Rechner liefert.
Haben die Piloten der Unglücksmaschinen Pech gehabt und die Schalter nicht gedrückt oder nicht lange genug? Keine Frage: Das kann passieren, vor allem dann, wenn man darin nicht geschult ist. Wer drückt schon gerne und das unter Druck?!
Waren die Piloten der Boeing 737 Max der Lion Air, die auf dem Weg von Jakarta nach Sumatra abstürzte, darin nicht geschult? Und wenn die Piloten der Boeing 737 Max von Ethiopian-Airlines, die zwischen Addis Abeba und Nairobi abstürzte, etwas falsch machten, was war das?
Die Lion-Air-Piloten schalteten das MACS der Max nicht ab. Die Ethiopian-Airlines-Piloten taten das, aber das 737 genannte Flugzeug ist so alt und ausgequetscht wie eine Zitrone, so dass nach Abschalten der Elektronik das Trimmrad mit Muskelkraft und Seilzügen bewegt werden muss. Was The Boeing Company bietet, das ist mittlerweile einzigartig, manche Kenner und Kritiker meinen sogar, das sei museal.
In der „Tagesschau“ (29.10.2019) heißt es unter der Überschrift „Ein Jahr Boeing-737-Max-Absturz – Die vermeidbare Katastrophe“ dazu: „Laut Aufzeichnungen des Stimmrekorders meldet der Copilot: „Die manuelle Trimmung funktioniert nicht.“ Wenig später bohrt sich die inzwischen über 700 Kilometer pro Stunde schnelle Maschine mitsamt ihren 157 Insassen in den Boden.“
Was sollen Piloten mit Flugzeugen anfangen, die sich weder mit Computer beziehungsweise Rechner genannten Maschinen, welche die Kopfarbeit der Piloten ersetzen, aber falsch, noch mit Muskelkraft fliegen lassen?
Hinzu kommt, dass, „um die Nase der Maschine nach oben zu trimmen“, der ganze „Heckflügel der Maschine abwärts“ geneigt werden muss. Für „solche Korrekturen“ ist der Heckflügel „vollständig um seine Mittelachse schwenkbar“. „Doch da ihr Flugzeug bei dem Unglücksflug die ganze Zeit mit hoher Geschwindigkeit nur wenige hundert Meter hoch flog, musste die Besatzung das Flugzeug gleichzeitig nach oben ziehen, um einen sofortigen Absturz zu vermeiden. Dabei richtet sich das Höhenruder am Heck der Maschine auf – in der Folge wirken plötzlich starke Kräfte auf den Heckflügel, der vom Luftstrom jetzt nach oben gedrückt wird. So blockieren sich beide Steuerversuche gegenseitig.“
Mit Recht weigerten sich nach den beiden Abstürzen Piloten, mit diesen Flugzeugen von Boeing zu fliegen.
Hans Hofmann-Reinecke rät unter dem Titel „Die unglaubliche Geschichte der Boeing-Max–Katastrophe“ in „Achgut“ (24.12.2019) der Federal Aviation Administration und The Boeing Company dazu, “ das ganze MCAS“ rauszuschmeißen und von den Piloten „für die Max ein Type Certificate“ zu verlangen. Er nennt das „eine saubere Lösung“.
Bei wirklich guten Piloten darf sicherlich so verfahren werden, aber darf man die weniger guten Piloten damit fliegen lassen? So oder so bleibt der Vorschlag eine Zwischenlösung, um die am Boden stehenden Flugzeuge wieder in die Luft zu bekommen, der Profite wegen.
Der Sicherheit wegen müsste Boeing seine Ingenieure ein durch und durch neues Flugzeug für die Kurz- und Mittelstrecke entwerfen lassen, statt in die Trickkiste zu greifen und also Software programmieren zu lassen, um das, was nicht passt, immer wieder passend zu machen. Das wäre wieder nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich wie unter Ex-Boeing-Boss Dennis Muilenburg.
Doch was machen die Aktionäre? Sie holen sich mit David Calhoun eine Heuschrecke der Blackstone Group, dem der Aktionärswert über alles geht. Das ist typisch für die auch Monetarismus oder Shareholder-Value-Kapitalismus genannte aktuelle kapitalistische Gesellschaft. Wenn weiter Kassenwart Flugzeuge baut und nicht der Ingenieur, dann wird sich bei den Abstürzen nichts ändern, oder?
Anmerkungen:
Siehe auch die Artikel Im Zweifelsfall Profit beim Flugzeugbau statt Sicherheit der Passagiere? – Boeing-Boss Dennis Muilenburg fliegt und „Vertuschung“ und „Konstruktionsmängel“ – Massenklage von Piloten gegen The Boeing Company wegen dem Mist mit der 737 MAX und „Grundprinzipien im Flugzeugdesign missachtet“ – Immer mehr Aufrufe zum Boykott von Boeing – Aktienkurs von Boeing auf Sinkflug von Ulf Peter.