Hoffnungsland – Ein robust optimistischer Historienroman von Kristín Steinsdóttir

Hoffnungsland
Kristín Steinsdóttir, Hoffnungsland. © C. H. Beck

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ein Zitat aus dem Historienroman Hoffnungsland von Kristín Steinsdóttir: „Wenn Guðfinna weit genug zurückdenkt, kommt es ihr vor, als hätte früher immer die Sonne geschienen. Und sie erinnert sich an helles Lachen. Das war, als ihr Vater noch lebte und sie noch alle zusammen waren. Mama sang, und wenn er zu Hause war, schnitzte Papa Kühe und Pferde für die Kinder. Ansonsten war er zum Fischen auf See, und sie kümmerten sich um die Tiere. Sie waren sieben Geschwister, alle kurz hintereinander geboren und sich einander sehr nahe.“

Der historische Roman Hoffnungsland von Kristín Steinsdóttir erzählt von einer Handvoll starker Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts, die sich in Islands Hauptstadt Reykjavik über den Weg laufen. Sie haben ihre ärmliche Herkunft und die ländliche Enge hinter sich gelassen – doch was erwartet sie in der Großstadt? Reykjavik zählte damals nur ein paar tausend Einwohner, ein paar Geschäfte, die Landvogtei und die heißen Quellen, zu denen Waschfrauen die Kleidung reicher Leute schleppen, um sie dort zu waschen. Weit außerhalb des Zentrums. Junge Mädchen wie Guðfinna und Stefanía waten durch Nebel, Schnee und Dunkelheit, schleppen Bottiche und tunken ihre Hände in das schwefelhaltige heiße Wasser – immer noch besser, als Kohlen tragen oder Fische.

Heute umgibt der Park Laugardalur die heißen Quellen und die Reste der Waschanlage, daneben befinden sich das Stadion und das größte Schwimmbad der Stadt. Die Laugavegur (Waschstraße) führt noch immer zurück zum Hafen, wo unsere Geschichte spielt. Die Mädchen träumen von einer Festanstellung und besseren Zeiten, wohnen zu fünft in einer ärmlichen Hütte und werden von ihrem Wirt Thorfinnur tyrannisiert. Der Historienroman Hoffnungsland von Kristín Steinsdóttir schildert das bedrückende und aussichtslos erscheinende Schicksal der Arbeiterinnen in kurzen, knackigen Sätzen. Malt die Atmosphäre so authentisch, dass wir mit Guðfinna um Stefanía bangen, die ernsthaft erkrankt…

Es klingt wie ein Märchen, was Kristín Steinsdóttir aus einer Geschichte in Island zaubert, die auf wahren Begebenheiten beruhen soll. Ein Buch, welches Mut macht, den eigenen Träumen nachzugehen und aus scheinbar vertrackten Situationen den goldensten Ausweg zu wählen.

* * *

Kristín Steinsdóttir, Hoffnungsland, Roman, Aus dem Isländischen von Anika Wolff, 216 Seiten, C.H. Beck, München, 2017, ISBN: 9783406707216, Preis: 19,95 EUR (D)

Vorheriger ArtikelLeichtathletik-Weltmeisterschaften in London: Auch die Hilfe eines guten Freundes bringt David Storl nicht die erhoffte Medaille im Kugelstoßen
Nächster ArtikelFußball: Die Vorschau auf die Bundesliga – Die 1. Runde im DFB-Pokal und der 1. Spieltag der Saison 2017/18