Baseball World Series 2016 – Chicago Cubs, über 100 Jahre kein Titel, von liebenswerten Verlierern zu strahlenden Siegern

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Baseball Faszination für Millionen Foto: Hans-Peter Becker

Kansas City, USA (Weltexpress). Wer vor der Saison Geld auf die Finalpaarung des Jahrgangs 2016 in der Major League Baseball gesetzt hätte, hätte reich werden können. Mit den Clevelands Indians und und den Chicago Cubs standen sich notorische Verlierer-Teams gegenüber. Die Indians hatten 1948 ihren letzten Titel geholt und müssen weiter warten. In einer an Dramatik kaum zu übertreffenden Serie „Best of Seven“ machten die Cubs im alles entscheidenden Spiel 7 im Progressive Field in Cleveland Ohio alles klar. Nach den Titelgewinnen 1907 und 1908, steht nun 2016 in der Vereinschronik für immer und ewig als das Jahr, wo die Meisterschaft zum dritten Mal errungen wurde.

Unglaublich, sie lesen richtig, 108 Jahre hat es gedauert bis die treuen Anhänger der Cubs mal wieder einen Titel feiern konnten. Generationen von Fans haben in der vergeblichen Hoffnung auf eine Siegesfeier inzwischen das Zeitliche gesegnet. „Loveable losers“ zu deutsch liebenswerte Verlierer, das war der Spitzname der Mannschaft. 108 Jahre lang haben sie es probiert, es wurde die längste Durststrecke eines Sportteams in den USA und wahrscheinlich sogar weltweit.

Fast so alt, wie der nun vorletzte Meistertitel ist die Spielstätte in Chicago. Das Wrigley Field, Namensgeber ist die weltbekannte Kaugummi-Marke, wurde 1914 eingeweiht und ist nach dem Fenway Park in Boston das zweitälteste Baseball-Stadion. Seinen Namen bekam das Stadion erst 1926. Zunächst hieß es Cubs-Park, der erste Name war Weeghman Park. Die Wrigley Familie übernahm die Mannschaft 1920. Heute fasst das Stadion 41.072 Zuschauer. Es liegt mitten in der Stadt, ist nicht so ein seelenloser Betonklotz mit riesengroßen Parkplätzen drumherum im Irgendwo. Von den Dächern der umliegenden Häuser hat man eine gute Sicht in das Stadion. Teilweise wurden dort von den Hausbesitzern sogar kleine Tribünen errichtet. Gegen ein entsprechendes Eintrittsgeld können von dort aus die Spiele beobachtet werden.

Das 1. Heimspiel der Serie verloren die Cubs mit 1:0, dadurch führten die Indians in der Serie mit 2:1. Die beiden ersten Spiele wurden in Cleveland ausgetragen, Spiel 1 gewannen die Indians und Spiel 2 ging an die Cubs. Jetzt wurde es dramatisch, den die Indians gewannen im Wrigley-Field Spiel 4 mit 7:2 und zogen in der Serie mit 3:1 davon. Sie hatten jetzt 3 Matchbälle. Normalerweise holt das Team mit diesem Vorsprung auch die Meisterschaft. Aber was war schon normal in dieser Saison. Die Cubs waren das erfolgreichste Team der regulären Saison. Sie holten als einziges Team über 100 Siege, es waren genau 103. In dieser Wertung auf Platz 2 waren die Washington Nationals und die Texas Rangers mit je 95 Siegen.

Spiel 5 und das letzte Heimspiel für die Cubs hätte bereits eine Entscheidung bringen können. Am Sonntag, den 30. Oktober gelang eine kleine Auferstehung. Sie gewannen mit 3:2 und erzwangen zunächst Spiel 6 in Cleveland. Wieder musste die Krönung des Meisters verschoben werden denn die Cubs gewannen mit 9:3. Sie hatten es tatsächlich geschafft und die Serie wieder ausgleichen können. Die verflixte 7, jetzt war alles was bisher passierte nur Makulatur. Ein einziges Spiel blieb übrig. Am Mittwoch, 2. November gegen 20:00 Uhr Ortszeit begann in Cleveland, Ohio im ausverkauften Progressive Field das letzte Spiel der Saison. Es war so dramatisch wie die komplette Serie.

Ein Home Run von Centerfielder Dexter Fowler brachte die Cubs im 1. Spielabschnitt in Front. Im 3. Abschnitt glichen die Indians aus. Nach dem sechsten von neun regulären Spielabschnitten stand es 6:3 für die Cubs. Die Indians konnten ausgleichen zum 6:6. Das Spiel brauchte eine Verlängerung. Es fing an zu regnen und das Spiel musste unterbrochen werden. Im 10. Abschnitt gelangen den Cubs zwei und den Indians nur ein Punkt. Sie hatten es geschafft, Sieg in Spiel 7 mit 8:7 und Gewinn der Meisterschaft. In Chicago, in den Sportbars und überall wo das Spiel verfolgt wurde, war jetzt alles zu spät. In der Serie mit 1:3 zurückzuliegen und mit 3 Siegen in Folge alles umzubiegen, das war zuletzt 1985 den Kansas City Royals gegen die St. Louis Cardinals gelungen. Die Royals waren der Titelverteidiger. Sie schafften es nicht in die Play-offs, 81 Siege reichten nicht. Eine Baseball-Saison ohne Play-offs geht über 162 Spiele.

Das letzte Spiel dauerte 4 Stunden und 28 Minuten, eingerechnet die Regenunterbrechung, dann stand es fest, Sieger der World Series 2016, die Chicago Cubs. Die Trophäe wurde wenige Minuten später zunächst dem Besitzer des Teams Tom Ricketts überreicht. Als die Spieler endlich den etwas unhandlichen Pokal in die Hände bekamen gab es kein Halten mehr.

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