Arbeitssieg in Rosa – Direktberichterstattung vom Punktspiel zwischen den Berliner Eisbären und den Schwenninger Wild Wings 1:0 (0:0, 0:0 1:0)

Berliner Eisbären feiern am 30.10.2016 in heimischer Halle nach dem 1:0-Arbeitssieg gegen die Schwenninger Wild Wings mit ihren Fans. © 2016 Münzenberg Medien, Foto: Stefan Prinow

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Mit zwei Niederlagen in Folge und erneut im rosa Trikot gehen die Berliner Eisbären in die Begegnung mit den Schwenninger Wild Wing. In München verloren die Berliner knapp mit 2:3, in Straubing hingegen setzten sich die Tigers nach sieben Spielen ohne Sieg klar mit 5:2 (2:1, 1:1, 2:0) gegen die Eisbären durch. Die Eisbären sind schon lange kein Angstgegner mehr. Doch sollte der Rekordmeister von der Spree deswegen manchen Mannschaften nur noch als Aufbaugegner dienen?

In der aktuellen Situation scheint nicht mehr möglich. Alle Eisbären, die zur Verfügung stehen, sitzen entweder auf der Bank oder stehen auf dem Eis. Abwehrspieler Frank Hördler sowie die Angreifer Marcel Noebels, Florian Busch und Laurin Braun fehlen weiterhin verletzungsbedingt, während Maximilian Franzreb und Charlie Jahnke in Weißwasser spielen.

Reichlich Rosa ist auch im weiten Rund der hohen Halle an der Spree zu sehen. Warum Rosa? Weil die Berliner Eisbären sich für einen guten Zweck engagieren. Doch die Trikots der ganz in Rosa spielenden Eisbären bieten noch eine lavendelfarbene Schleife. Die Eisbären informiert darüber auf ihrer Webseite (19.10.2016). Dort heißt es: „Nachdem die Eisbären bisher ausschließlich für den Kampf gegen Brustkrebs in pink gespielt haben, unterstützen sie dieses Jahr krebsformübergreifende Projekte.“ Die Aktion „Pink in the Ring“, die Stefan Ustorf 2010 als Spieler der Eisbären ins Leben rief, läuft also weiter und nicht nur viele Fans in Berlin machen mit, sondern auch „andere Team aus der Eishockey-Republik“, freut sich Ustorf, wie „Köln, Dresden, Hannover oder Bad Tolz“. Toll und – mit Ustorf gesprochen – „Hut ab“.

Zum Bericht über das Spiel: Die erste Strafzeit trifft Nick Petersen von den Eisbären. Der bisher beste Neuzugang muss wegen Behinderung auf die Strafbank (5.). Die Gäste gestalten das Überzahlspiel allerdings – gelinde gesagt – unübersichtlich. Wenige Schüsse und die aus offensichtlich purer Verzweiflung werden auf das Berliner Tor abgegeben. So wird das wenig.

Marvin Cüpper, der dieses Mal für Petri Vehanen das Tor der Berliner hütet, muss in letzter Not retten, nachdem ein Wild Wing durch die wenig gute Verteidigung der Eisbären geschlüpft ist, aufs Tor zuläuft und aus kurzer Distanz draufhält (8.). Kein Tor.

Jetzt erhält Simon Gysbers wegen Haltens des gegnerischen Schlägers eine Strafzeit (9.). Das kann man nicht nur, das muss man pfeifen. Erstmals zwei Minuten Überzahl für Berlin. Die Hausherren bemühen sich, doch der Puck will nicht ins Tor.

Wir gucken ein minutenlanges Geplänkel. Zwar geht es hin und her, doch Torraumszenen sind in dieser Phase der Partie wahrlich Mangelware (15.).

Endlich einmal eine pure Ballerei vor dem Tor der Gäste, doch der Puck will nicht in des Gegners Netz zappeln (18.). Schade eigentlich. Ein Tor würde dem Spiel gut tun. Dafür muss Kyle Wilson zwei Minuten wegen Haltens auf der Strafbank schmoren (18.).

Ein paar Dutzend Fans der Wild Wings feiern und sind augenblicklich nicht viel leiser als der harte Kern der Stehplatzkurvenfans der Eisbären (23.). Allerdings warten alle Zuschauer auf Treffer, die doch das Salz in der Suppe sind.

Die Berliner drängen. Über zwei, drei Minuten währt das druckvolle Angriffsspiel, das den Gegner zu einem Foulspiel zwingt (26.). Warum nicht gleich so? Wegen Haltens wird Will Acton von den bis dato umsichtigen Schiedsrichtern Markus Krawinkel und Jens Steinecke auf die Strafbank geschickt.

In Unterzahl gelingt den Gästen erneut ein Konter (27.). Cüpper, der ein richtiger Rückhalt für die Mannschaft ist, kann den Puck abwehren.

Zur Melodie von Pink Panther, die aus den Boxen dröhnt, verschwindet Julian Talbot in der Kühlkammer (33.). Mit dessen Stock war immerhin für wenige Augenblicke etwas hoch an diesem Sonntagnachmittag gewesen. Das Endergebnis – das darf derzeit ohne große Gefahr, falsch uzu liegen, vermutet werden – wird auf keinen Fall hoch ausfallen.

Dass die Berliner auch in Unterzahl kontern können, das zeigen sie endlich einmal (35.). Doch bei der Nullnummer bleibt es an diesem Nachmittag. Mit zwei Angreifern gegen drei Verteidigern gelingt den Gästen eine große Möglichkeit, die Cüpper famos vereitelt (36.).

Strafzeit für Kai Herpich wegen Stockschlags (37.). Werden die Eisbären das dritte Überzahlspiel endlich nutzen? Drei große Chancen werden herausgespielt. Das erste Tor des Tages liegt in der Berliner Luft. Doch dabei bleibt es.

Alex Trivellato, der einst für die Berliner die Schlittschuhe schnürte, bekommt zwei Strafminuten wegen Haltens (39.). Die Zuschauer jedoch bekommen weiterhin keine Tore zu sehen.

Nach zwei Dritteln steht fest, dass dieses Begegnung der Deutschen Eishockey-Liga sich auf einem niedrigen Niveau befindet.

Die Berliner können erneut ein Überzahlspiel nicht nutzen. Schwenningen ist komplett. Weiter steht es 0:0 im letzten Drittel (41.). „Steht auf, wenn ihr Eisbären seid“, singen Hunderte Zuschauer und Tausende stehen auf und spenden dem Geschehen Beifall. Feiern sich die 13.339 Zuschauer selbst?

Was auch immer, die Stimmung scheint übergeschwappt zu sein. Sven Ziegler trifft zum 1:0 für die Berliner (47.). Endlich ist das erlösende Tor gefallen. Wird Schwenningen nur wild und alles versuchen, werden sich Räume für die Berliner öffnen?

Für Micki DuPont öffnet sich wegen Haltens die Tür zur Strafbank (51.) Werden die Männer aus dem Tabellenkeller den Ausgleich schaffen? Nein, werden sie nicht.

Das Überzahlspiel beider DEL-Mannschaft lässt zu wünschen übrig. Bruno Gervais muss für zwei Strafminuten wegen Stockschlags vom Eis. Erneutes Überzahlspiel der Wild Wings. Wollen die Gäste es noch einmal wissen? Wollen sie nicht oder besser gesagt: können sie nicht. Nicht hier und heute und wohl auch weiterhin und anderso nicht. Am Ende schlägt Mittelmaß Niederniveau.

Die letzten zwei Minuten schaut Jerome Samson von der Strafbank zu. Wegen Beinstellen muss der Mann büßen (58.).

Was für eine Möglichkeit. Schwenningen kontert. Wieder einmal. Erneut vereitelt Marvin Cüpper eine Riesenchance auf den Ausgleich (59.). Dafür muss ein Berliner auf die Strafbank. Die letzten Sekunden werden hitzig. Noch ein Spieler verlässt das Eis Richtung Strafbank. Weil er auch eine Disziplinarstrafe erhält, fährt er gleich Richtung Kabine (59.).

Der knappe Sieg der Berliner in einer schwachen DEL-Begegnung geht in Ordnung. Das war ein Arbeitssieg in Rosa und nicht pretty hockey in pink. Null Tore und null Punkte zeigt der Videowürfel unter dem Hallendach für Schwenningen an. Keine Powerplay-Tore stehen für beide Mannschaften in der Statistik.

Der junge Sven Ziegler sorgte vorne für das entscheidende Tor und der ebenfalls junge Marvin Cüpper hält den Sieg fest. Das ist gut so, doch was ist mit den alten Hasen? Cüpper wird von den Eisbären-Fans nach dem Schlusspfiff laut gerufen. Der Berliner Schlussmann darf sich eine Portion Extrabeifall abholt. Die hat er sich verdient.

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