Meldungen und Zustandbeschreibungen, die einem bekannt vorkommen. Aus vergangenen Tagen, in denen oft solche oder ähnliche Achterbahn-Fahrten die Fans irritierten. Und die Männer um den aktuellen Kapitän Andre Rankel dann doch zuletzt drei Titel in Folge und sieben insgesamt zustande brachten!
Also eigentlich das gewohnte Ritual – oder?
Nicht ganz. Wobei nach sechs von 52 Hauptrunden-Partien in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), lediglich zwei Siegen und Rang zwölf das nicht unbedingt das Problem ist. Stürmer Darin Olver hat irgendwo recht, wenn er meint, wäre das zwischendrin „in Spielen 31 bis 36 passiert“, würde sich die Aufregung in Grenzen halten.
Wenn aber der erfahrene Nationalmannschafts-Verteidiger Frank Hördler, WM- und Olympiastarter, wie am Sonntag nach dem 1:3 gegen Köln in der O 2 Arena anmerkt, man dürfe „jetzt nicht in Panik verfallen“, dann zeigen sich doch gewisse Befürchtungen auch innerhalb der Mannschaft.
Wer auf die Idee kommt, vor Panikmache zu warnen, dem ist durchaus bewusst, dass man von solch einer Situation nicht weit entfernt ist.
Denn es sind nicht allein die Ergebnisse, die Anlass zum Zweifeln an der momentanen Wettbewerbsfähigkeit der Berliner mit anderen DEL-Spitzenteams geben. Es ist die Spielweise, es ist die mentale Verunsicherung und das lädierte Selbstvertrauen – Dinge, die nicht einfach mit einem Zug am richtigen Hebel zu ändern sind.
Der neue Cheftrainer Jeff Tomlinson als Nachfolger des Fünffach-Meistertrainer Don Jackson hat bei Amtsantritt verkündet, das bewährte Offensiv-Hockey fortführen zu wollen. Nur wenig am Spielsystem zu ändern, lediglich an Details wie Überzahl- und Unterzahlspiel sowie „generell an der Defensive“ arbeiten zu lassen.
Durfte man nach dem 7:5 über Iserlohn noch konstatieren, die Angriffskraft (sechs verschiedenen Torschützen der Eisbären) sei wie üblich stark und die Abwehr „in schlechter Angewohnheit“ wie vormals löchrig, so verlor die gefürchtete Torfabrik der Berliner in drastischer Weise ihre Reputation. Lediglich drei Treffer in den drei letzten Begegnungen schlugen zu Buche.
Gegen Köln lautete die Torschuß-Statistik 17:34!!!
„Die Spieler sind mental blockiert, spielen verkrampft und haben ein viel zu hartes Handgelenk beim Torschuss“, analysierte Tomlinson. Und forderte: „Wir müssen einfacher spielen, sicher passen und Puckverluste meiden.“ Er sei dennoch überzeugt, dass die Torgefährlichkeit zurückkehre, denn „dass die Jungens es können, haben sie ja in der Vergangenheit oft genug bewiesen.“ Und er hoffe auf den Ketchup-Flaschen-Effekt: „Da kommt erst gar nichts, aber wenn die Soße kommt, dann läuft sie.“
Drei von sechs Abwehrspezialisten, mithin die Hälfte, sind in diesem Spieljahr neu. Zwei Nordamerikaner hatte man ziehen lassen und durch zwei aus jener Region ersetzt: Casey Borer und Shawn Lalonde. Anstelle des wichtigen deutschen Nationalspielers Constantin Braun (wegen Depression in Behandlung) rückte der junge Südtiroler mit italienischem Pass, Alex Trivellato, in die Abwehrformation.
Das Resultat: Die Eisbären haben mit die meisten Gegentore kassiert: 19 in sechs Vergleichen!
Am Beispiel Lalonde lässt sich erkennen, wie schwierig mitunter die vom Kollegen Hördler geforderte „Balance zwischen Risikobereitschaft und Sicherheitshandeln“ zu finden ist. Lalonde ist jung (23), körperlich robust und hat wegen eines Spiels für den aktuellen NHL-Meister Chicago auch den begehrten goldenen Meisterring erhalten. Zweifellos ein Nachweis für viel Talent. Gegen die Kölner markierte er das 1:3, war aber bei Scheibenverlusten, Fehlpässen und läuferischen Nachteilen ein ständiges Sicherheitsrisiko in der Berliner Abwehr.
Der Cheftrainer nimmt ihn in Schutz: „Abwehrspieler haben bei der Umstellung auf die größere Eisfläche in Europa immer größere Schwierigkeiten als Angreifer. Sie müssen hier viel mehr und schneller laufen und ganz anders die Räume absichern.“
Nicht nur Lalonde, die gesamte Eisbären-Menagerie ist angesprochen, dies beim Dreier-Auswärtspack zu beherzigen: Am heutigen Mittwoch in Düsseldorf, am Freitag beim mit großer Euphorie gestarteten Aufsteiger und DEL-Rückkehrer Schwenningen sowie am Sonntag beim gleichfalls schlecht in die Gänge gekommenen Mitfavoriten Mannheim.
Ein paar Erfolgserlebnisse, ein paar Punkte wären schon angebracht, um wieder mit breiter Brust und mehr Selbstvertrauen antreten zu können. Und die erstrebte Trendwende beim nächsten Heimspiel am 13. Oktober gegen Straubing nach Hochziehen des siebenten Meistersbanners unters Dach samt Übergabe der Championship-Meisterringe mit einem positiven Ergebnis zu untermauern.