München, Deutschland (Weltexpress). Manche Fußball-Vereine und -Unternehmen müssen aus der Not eine Tugend machen. Oft gelten sie den Großadressen im internationalen Fußball als Ausbildungsclubs und Talentschmieden. Der Amsterdamsche Football Club Ajax ist in einer solchen Lage. International ist er zweitklassig, auch wenn er in der Meisterklasse mitspielen darf. Ja, die Champions League (CL) genannte Meisterklasse beziehungsweise der einst ehrenwerte Wettbewerb der Landesmeister wurde vor Jahren künstlich und unnötig aufgebläht und um zweitklassige Unternehmen erweitert. Nicht nur Vizemeister wie AFC Ajax aus der Eredivisie, in der letzte Saison PSV Eindhoven Meister wurde, dürfen mitspielen, sondern auch dritt- und vierplatzierte Mannschaften.
Aus der Eredivisie sind nur zwei Mannschaften dabei, aus der Bundesliga wie aus der Premier League sind es allerdings vier Mannschaften. Für die Fußball-Unternehmen aus der Bundesliga sieht es derzeit wie in den letzten Jahren auch nicht besonders gut aus. Schalke 04 konnte noch nicht gewinnen, die TSG Hoffenheim verlor gestern und Bayern München spielte nur Unentschieden gegen Ajax Amsterdam. Erwartet wurde das nicht unbedingt, aber abzusehen war das.
Für das fußballerische Großunternehmen aus München, das längst wie die Borussia aus Dortmund eine Art Fußball-Fabrik ist und mit mittelständischen Unternehmen aus anderen Branchen mithalten kann, mag das Anlagevermögen für die Bundesliga noch reichen, auch wenn es gegen den FC Augsburg dahoim keinen Sieg gab und bei Hertha BSC im Berliner Olympiastadion sogar eine Niederlage hagelte, für die CL reicht das nicht mehr. Ajax Amsterdam war überraschend stark, Bayern München war weniger überraschend schwach. Louis van Gaal meinte nach dem Spiel als Beobachter der Begegnung allerdings: „Ajax hätte gewinnen müssen. Bayern hat nicht gut gespielt, das war die Überraschung.“
Der „Rentner“ wie er sich selbst nannte, zeigte sich zudem erfreut über die jungen Spieler und Talente im Ajax-Trikot, die noch ein wenig mehr Physis und Stabilität in der Defensive bräuchte. Dem deutsche Rekordmeister attestierte der einstige Meistertrainer sich „immer älter“ werdende Kicker zu leisten. In Richtung Ulrich Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge meine der Mann, dass es versäumt worden sei, „die Mannschaft zu erneuern“.
Dem ist wenig hinzuzufügen.
Offensichtlich hat die Unternehmensführung zu viel in Beton und zu wenig in Beine investiert. Zudem wurde mit Nico Kovac ein Trainer geholt, der als smart gilt, aber noch nichts Entscheidendes gewonnen hat, es sei denn, man zählt den DFB-Pokal hinzu. Doch wenn interessiert das in der CL? Für große Ziele braucht man große Spieler und Trainer.
Das, was bei Bayern derzeit auf dem Rasen steht, ist eine Übergangsmannschaft mit einem Übergangstrainer.
Zeit für den Umbruch, der durchaus behutsam sein darf, aber kommen muss, wenn man den Henkelpott wieder einmal in den Himmel über München heben will.
Dazu siehe auch den Beitrag Das große Bayern München und die kleine Krise oder beim Rekordmeister steht ein Umbruch ins Haus von Jörg Hansen.