Agro-Gentechnik ist eine Risiko-Technologie – Aktionsbündnis „VIELFALTerleben“ unterstützt öffentliche Petition für ein Anbau-Moratorium von Gen-Pflanzen

„Es kann nicht sein, dass wir zugunsten des Profitstrebens einiger weniger nicht kalkulierbare Risiken für Lebewesen und Umwelt eingehen!“

„Niemand kann heute zweifelsfrei die Folgen von Agro-Gentechnik für Mensch und Umwelt einschätzen“, sagt Felix Prinz zu Löwenstein weiter. „Was die führenden Gentechnik-Nationen wie die USA, Argentinien und Brasilien mit dem großflächigen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen praktizieren, ist nichts anderes als ein großer Freilandversuch mit ungewissem Ausgang.“ In Europa sind bislang nur zwei gentechnisch veränderte Pflanzen zugelassen: Gen-Mais MON 810 und die ausschließlich für industrielle Zwecke verwertbare Gen-Kartoffel Amflora.

Doch nach den Plänen der EU-Kommission soll sich künftig die Agro-Gentechnik auch in Europa weiter verbreiten. „Angesichts der Pläne, weitere Gentechnikpflanzen für den Anbau in Europa zuzulassen, müssen wir jetzt reagieren“, so Felix Prinz zu Löwenstein. Aus Sicht der Gentechnikgegner ist das Moratorium aus fünf Gründen zwingend erforderlich:

  1. Agro-Gentechnik ist eine Risiko-Technologie, deren langfristige Auswirkungen auf die Umwelt mit keiner Studie hinreichend untersucht wurden. Fest steht aber schon heute, dass in Anbauregionen mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) die ökologische Vielfalt zurückgeht.

  2. Die angeblichen Vorteile gentechnisch veränderter Pflanzen, wie zum Beispiel Schädlingsresistenz und verminderter Spritzmitteleinsatz, haben sich größtenteils nicht eingestellt.

  3. Profiteure der Gentechnik sind nur einige wenige weltweit agierende Agro-Konzerne. Demgegenüber stehen Millionen Landwirte, die durch die Patentgesetze bei Genpflanzen in wirtschaftliche Abhängigkeit geraten.

  1. Die Zulassungsverfahren für transgene Pflanzen sind mangelhaft und intransparent, da die Industrie selbst die angeblichen Belege für die Unbedenklichkeit ihrer Produkte erbringt.

  2. Agro-Gentechnik beschneidet die Verbraucher in ihrer Wahlfreiheit, denn mittelfristig ist es nicht möglich, die Kontamination von gentechnikfreien Lebensmitteln mit GVO zu verhindern.

In ihrer Petition kritisieren der BÖLW und die Initiatoren von Vielfalterleben insbesondere das bisherige Zulassungsverfahren für GVO. Denn die zuständige Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) führt keine eigenen Untersuchungen durch, sondern prüft lediglich die von der Agro-Industrie selbst durchgeführten Studien. Aussagekräftige, unabhängige Langzeituntersuchungen zu Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen auf Umwelt und Gesundheit fehlen. Obendrein wird der ESFA fehlende Neutralität beim Thema Gentechnik nachgesagt, denn viele Experten der EU-Behörde haben zuvor für die Agro-Industrie gearbeitet. Selbst die EU-Umweltminister haben 2008 die Prüfverfahren für Gen-Pflanzen als unzureichend bezeichnet.

Schon heute verursacht Agro-Gentechnik massive ökologische, soziale und ökonomische Probleme. Studien mit Bt-Mais zeigen, dass von der Gen-Pflanze abgesondertes Bakteriengift auch gegen Regenwürmer, Schmetterlinge und zahlreiche Nutz-Insekten wirkt. Gentechnik ist in den letzten Jahren vor allem in Entwicklungsländern auf dem Vormarsch; gerade dort geraten Landwirte durch patentierte Gen-Pflanzen in wirtschaftliche Abhängigkeit. Wer sich einmal auf Gentechnik einlässt, ist gezwungen, auch auf die von der Agro-Industrie im Baukastensystem angebotene Chemie zurückzugreifen. Außerdem müssen die Landwirte ihr Saatgut jedes Jahr neu kaufen, weil die Patentgesetze für Genpflanzen das Vermehren des Saatgutes durch Landwirte verbietet.

Agro-Gentechnik bedroht den ökologischen Landbau in seiner Existenz. Denn durch Pollenflug, beim Transport der Ernte oder bei der Lagerung kann es zu ungewollten Kontaminationen kommen. Dadurch ist Koexistenz von Agro-Gentechnik und gentechnikfreier Landwirtschaft so gut wie unmöglich. Im Februar 2011 hat die EU-Kommission darüber hinaus beschlossen, die Null-Toleranz-Grenze für in der EU nicht zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzen zu kippen. Damit dürfen Futtermittelimporte künftig Spuren von transgenen Pflanzen bis zu einer Grenze von 0,1 Prozent enthalten.

Die Initiative Vielfalterleben ist eines der bis dato größten Bündnisse gegen Agro-Gentechnik und für die Förderung und den Erhalt von Vielfalt. Partner der Initiative sind neben dem Petenten BÖLW unter anderem Alnatura, Bioland, demeter, Lebensbaum, Hess Natur, NABU, Rapunzel, Umweltinstitut München e.V., Weleda und WWF.

Oberstes Ziel von Vielfalterleben ist, mit der jetzt beginnenden öffentlichen Petition in den ersten drei Wochen der Zeichnungsfrist ─ bis zum 19. April ─ mindestens 50.000 Unterschriften zu erreichen,damit es eine öffentliche Anhörung des Petenten zu Löwenstein vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages gibt. So soll auf politischer Ebene der Mehrheitsmeinung der Deutschen Gehör verschafft werden, denn nach Erhebung des Bundesumweltministeriums vom Oktober 2010 lehnen 87 Prozent der Deutschen Grüne Gentechnik ab.

„Wir brauchen ein Moratorium für Agro-Gentechnik, weil wir keine andere Möglichkeit sehen, den Schutz einer Landwirtschaft ohne Gentechnik sicherzustellen“, so Felix Prinz zu Löwenstein. „Es kann nicht sein, dass wir zugunsten des Profitstrebens einiger weniger nicht kalkulierbare Risiken für Lebewesen und Umwelt eingehen!“

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Info:

Die öffentliche Petition mit der Pet-ID 16941 und dem Titel „Zulassungsbegrenzung regionales Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen“ kann online auf der Petitions-Website

https://epetitionen.bundestag.de/

des Deutschen Bundestages bis zum 10. Mai gezeichnet werden. Eine Anleitung zur Mitmachen, weitere Informationen über die Petition und die genauen Fristen sind unter

www.vielfalterleben.info

zu finden.

Pressemitteilung des Aktionsbündnisses Vielfalterleben vom 28.03.2011

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