Kommentar: Corona – Ein Indianer kennt keinen Schmerz

Es sieht super aus, aber das Gefühl ist beschissen. © Bernd Paschel

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nachdem ich den Politik-Newsletter vom 6.11.2021 gelesen habe, sehe ich im Fernsehen, dass Aldi und Lidl sich verpflichten wollen, dass sie kein Schweinefleisch mehr verkaufen wollen, bei dem durch lange Transporte der Säue der Tierschutz tangiert ist.

Das ist doch ein Schritt in die richtige Richtung, oder?

Bei der Bekämpfung des Corona-Virus gibt es auch Schritte in die richtige Richtung für Leute, die wie ich Angst haben, dass sie durch den Virus infiziert werden, weil sie schon älter und Risikopatienten sind.  Bei den drei Impfungen hatte ich nicht die geringsten Nebenwirkungen, obwohl ich eine Autoimmunerkrankung habe. Das Risiko, an Covid-19 zu erkranken durch Ansteckung und dabei zu sterben erscheint mir um ein Vielfaches höher zu sein als dieser kleine Piks Nebenwirkungen hat. Von Impfgegnern und von Leuten ohne Maske halte ich möglichst Abstand, da bekanntlich die Impfungen kein 100%-er Schutz sind.

Das Impfen ist aus meiner Sicht keine persönliche Entscheidung. Das Verhalten einer ungeimpften Minderheit sorgt dafür, dass der größere Teil der Bevölkerung ständig in seinen Freiheiten beschnitten wird. Ich nenne die Impfgegner nicht pauschal egoistisch oder unsozial, da oft dahinter auch irrationale Ängste stehen. Auch Omicron wird irrationale Angst kaum vermindern. Vielleicht haben wir am Anfang den Fehler gemacht, zu früh zu reagieren, wie man aus dem Beispiel Portugal schließen kann. Dazu ist auch Hegel eine gute Literatur (13. Kapitel). „Der Knecht kommt erst im Angesicht des Todes zum richtigen Bewusstsein“.

Wie ich Weltexpress einschätze, ortet es sich nicht der Yellow Press zu, wie mir schon zu Ohren kam, sondern dem Gonzo-Journalismus. Das kann ich tolerieren, obwohl ich die persönlichen Diffamierungen von einzelnen Politikerinnen persönlich ablehne. Diese Art mit politischen Gegnern umzugehen, kenne ich noch aus der 68-er Zeit.

Dazu fällt mir ein gutes Buch ein: „Wir waren die stärkste der Parteien“, das bei Rotbuch 1977 erschienen und nur noch antik erhältlich ist.  

„Unsere Vergangenheitsbewältigung ist nicht unser Privatproblem, sondern Teil der Kritik an jenem falschen Politikverständnis, das auch heute noch in der Linken (und auch der Rechten-Verfasser) mächtig ist: Nicht nur, weil die K-Gruppen aus ihren Fehlern nichts gelernt haben, sondern vor allem, weil die gesellschaftlichen Grundlagen weiterbestehen, die solche Politikauffassung fördern“.
Diese Aussage gilt immer noch, auch wenn diese Vereine längst Geschichte sind. Ein Blick ins Netz zeigt, dass es nach wie vor solche seltsamen Gruppen gibt, die meinen auf dieser Basis politisch was bewegen zu können.

Es ist nicht so, dass die Befürworter der Corona-Impfungen nicht den Mut haben, sich bei Weltexpress zu Wort zu melden, wie in einem andern Newsletter vermutet wird. Ich bin bereit, auch mit AFD-lern zu diskutieren und Verschwörungstheoretikern, aber sehr viele meiner Bekannten haben mir gesagt, dass sie mit solchen Menschen nicht mehr diskutieren, und in diese Ecke wird von ihnen auch Weltexpress geschoben.

Weltexpress hat mir die Gelegenheit gegeben, kritisch über den Umgang mit Pferden zu schreiben. Unter den Reitern gibt es prozentual noch mehr Menschen, die vor der Realität die Augen schließen. Ich bin sehr dankbar, dass mir der Chefredakteur Stefan Pibnow diese Gelegenheit zur Kritik gibt, aber bei den meisten Weltexpress-Artikeln zu Corona beschleicht mich das Gefühl, dass hier Männer am Werk sind, die wie ich nach dem Motto erzogen wurden: “Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ Bei Frauen traue ich mir als Mann kein Urteil zu.

Ich kann mittlerweile zugeben, dass ich Angst habe wie jetzt bei Corona. Viele Männer verdrängen diese Angst. Bei der Verdrängung der Angst, geht anscheinend auch die Empathie verloren, wenn man um ihr Leben kämpfende Menschen in den Intensivstationen sieht und die Pflegerinnen, die an ihrem Limit arbeiten. Den Leuten, die Angst um ihre Freiheitsrechte haben, kann ich eine Alternative für ihr Protestbedürfnis anbieten, das wahrscheinlich aus ihrer subjektiven Ohnmachtserfahrung heraus in ihrer Familie oder einer unmenschlichen Gesellschaft kommt.

Ich stimme der Aussage nicht zu, wenn gesagt wird, dass eine Minderheit von unsozial denkenden Menschen die Mehrheit bestimmen wollen. In dieser Minderheit sind viele wenig Informierte und vor allen Dingen in den Ostländern Menschen, die nach Kohl enttäuscht sind, dass die blühenden Landschaften ausgeblieben sind.

Da ich selbst aus einer weniger blühenden Arbeiterkolonie im Ruhrgebiet komme, habe ich am eigenen Leib erlebt, wie schwer es ist, sich aus dieser Fessel der sozialen Benachteiligung zu befreien, die auch heute noch besteht und aus meiner Sicht um ein Mehrfaches die freie Entscheidung der Betroffenen in unser „Freiheitlichen demokratischen Gesellschaft“ beeinträchtigt.

Als Horst Mahler von den extremen Linken zu den Rechten wechselte, sagte er, dass nur noch bei den Rechten wirklich revolutionäres Bewusstsein vorliege.

Attac ist mir da sympathischer und Menschen wie Christian Felber, der nicht zu den „Sozen und Christen, Besserverdienenden und Olivgrünen“ gehört.

Mögen die mutigen Autoren in der internationalen, mehrsprachigen Zeitung WELTEXPRESS antworten.

 Ich bin gespannt!

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