Kanadisch-finnisch-russische Mischung – Serie: The Canadian, Kreuzfahrt auf Schienen (Teil 9/10)

Union Station von Via Rail Canada in Winnipeg, Manitoba. Quelle Wikimedia CC BY-SY 4_0 Foto Jessloso

Vancouver, Toronto, Kanada (Weltexpress). Nach Melville – der kleine Ort wurde nach dem Präsidenten der Pacific Railroad benannt, der 1912 mit der TITANIC unterging -, wo erneut die Lokführer wechseln, wird nicht nur die schnurgerade Grenze ins Farmland Manitoba überquert, sondern auch ein imaginärer Punkt passiert: der Mittelpunkt der Transkontinentalreise mit THE CANADIAN. Genau dort, in the middle of nowhere, trifft Zug No 2 seinen Gegenpart mit Kurs Pazifik. Die Loks heulen zur Begrüßung und die Crews winken sich zu. Sie haben eine gemeinsame Heimat: die 600.000-Eiunwohner-Stadt Winnipeg, wo das Service-Personal wechselt.

Die Zeit reicht – trotz satter Verspätung wegen starken Güterzugverkehrs -, um bei zweistelligen Minusgraden einen Rundgang um und durch den Bahnhof zu machen und einen Blick ins Railway Museum zu werfen. Das 1912 gebaute und originalgetreu restaurierte Gebäude ist durch eine Kuppel gekrönt. Man könnte meinen, in einer Eisenbahn-Kathedrale zu wandeln.

Mit noch mehr Verspätung verlässt THE CANADIAN die Hauptstadt Manitobas. Bis sich der Zug weit vor Sioux Lookout über die Grenze nach Ontario schleicht. Unser Frühstücksnachbar versteht nicht, warum die Güterzüge – manche fahren im Hundert-Meter-Abstand – Vorrang vor unserem Schnellzug haben. „Weil CN, Canadian National, die Gleise gehören“, gibt er selbst die Antwort und schaut in die vorbei fliegende Natur. Eine Mischung aus Finnland, Russland und Kanada: unberührte Fichten- und Birkenwälder, immer wieder unterbrochen von vereisten bis zu 100 Kilometer langen Seen, auf denen sich der Schnee meterhoch türmt. Spuren von Elchen und Wölfen geben ihm ein Muster. Dazu als seltene Farbkleckse skandinavisch bunt gestrichene Holzhäuser. Alles bei strahlender Sonne und knackigem subarktischem Frost von – 20 Grad. Beim Beinevertreten auf der Station Hornepayne beißt er einem schmerzhaft in die Finger. „Nice and fresh“, findet ein Kanadier in T-Shirt und mit Badelatschen, „schlimm wird´s erst ab minus 40 Grad“.

Fotoreportage

Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage: Mit THE CANADIAN von Vancouver nach Toronto von Dr. Peer Schmidt-Walther.

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