Wien, Österreich (Weltexpress). Am Donnerstagnachmittag ereignete sich auf einer der bekanntesten Strassen Wiens, am Rennweg (3. Bezirk) eine Messerattacke auf einen Rabbiner. Dieser wartete an einer Tramhaltestelle; eine ihm unbekannte, auf 50 Jahre geschätzte, rund 170 Meter grosse und mit einem grauen Mantel bekleidete Frau riss ihm den Hut und die Kippa vom Kopf, brüllte antisemitische Drohungen und rannte weg. Die Frau hatte das Messer aus ihrer Handtasche gezogen, bedrohte den Rabbiner damit, stiess ihn ins Bein und schrie laut Aussagen von Augenzeugen „Schlachtet alle Juden!“ bevor sie wegrannte.
Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat die Ermittlungen übernommen. Allerdings gebe es bisher keinerlei Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund, teilte das österreichische Innenministerium mit. Innenminister Nehammer kommentierte die Attacke mit der Aussage, „dass Antisemitismus auch in unserer Gesellschaft besteht“. Er wies darauf hin, dass die verstärkte Überwachung von Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen aufgrund sicherheitspolizeilicher Erkenntnisse seit einiger Zeit angeordnet worden sei.
Der Antisemitismusbericht für das letzte Jahr 2019 verzeichnet insgesamt 550 Vorfälle in ganz Österreich; das entspricht einer Steigerung um 9,5 Prozent binnen zwei Jahren und mehr als einer Verdoppelung binnen fünf Jahren. 2008 waren es noch 46 Meldungen; seit 2017 wurde die Schwelle von 500 Vorfällen überschritten. Knapp die Hälfte der 550 Meldungen sei klar dem rechtsextremen politischen Umfeld zuzuordnen. Registriert werden die Vorfälle von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) und dem Forum gegen Antisemitismus (FgA).