Gelsenkirchen, Deutschland (Weltexpress). Fans des 1. FC Union Berlin reisen heute zu Hunderten an und werden sicherlich eine Gruppenstärke von 5.000 in der Mehrzweckhalle mit Schiebedach und – im wahrsten Sinne des Wortes – Rollrasen auf dem Berger Feld in Erle, das mitten in der Großstadt Gelsenkirchen liegt, erreichen. Berger Feld in Erle? Gelsenkirchen-Erle liegt nördlich des Rhein-Herne-Kanals und der Emscher. Von der Hohewardhalde aus betrachtet liegt die Halle im Emschertal zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Adenauer-Allee.
Der Hauptbahnhof Gelsenkirchen liegt südlich davon und auch südlich der Altstadt. Auch wenn`s blau leuchtet, bitte bei der Anreise die Halle der Königsblauen nicht mit dem Klärwerk Emscher verwechseln.
Die hohen Bälle der Eisernen, die am heutigen Abend dort antreten, wird man von der Halde aus wohl nicht sehen können, aber darauf wird es wohl hinauslaufen. Laufen. Fußball ist ein Laufsport und den beherrschen die Berliner. Sie spielen unter Cheftrainer Urs Fischer old english oder auch very british, denn sie lassen den Ball fliegen, statt ihn durch die eigenen Reihen zu schicken, bis er weg ist. Und sie laufen selbst. Ja, oft hinterher, aber immer dem Ball hinterher.
Die Leute im Emscheral, die es nach Erle in die hohe Halle zieht, werden sich wundern. Sie werden keinen Fußball von einem anderen Stern sehen, sondern klassisch Kick and Rush. Wie cool ist das denn?
Die Berliner schießen den Ball nach vorne und laufen hinterher. Das aber tun sie alles andere als plump und prollig. Dorthin, wo große Abwehrspieler stehen, werden die Bälle nicht geschlagen, nein, auf die Flügel weichen die Unioner aus. Weichen? Sie schwärmen aus! Auf diese Weise gewinnen sie, vor allem Robert Andrich und Christian Gentner, auch sogenannte zweite Bälle, wenn Sebastian Andersson diese nicht selbst verwerten oder anderen auflegen konnte.
Darauf werden sich die Königsblauen einstellen müssen und auch auf den 12. Mann: Eiserne auf den billigen Plätzen. Die sorgen für eine Gänsehaut, die im Pott vor allem aus den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt sein dürfte. In Berlin wurde das niemals vergessen und immer noch gelebt.
Dass das Spiel bei den Königslbauen im Emschertal dennoch „eine schwere Aufgabe“ werde, das sagte Union-Trainer Urs Fischer, der laut einer Pressemitteilung des 1. FC Union Berlin e.V. vom 28.11.2019 über Schalke 04 gesagt haben soll: „Die Mannschaft ist sehr organisiert, steht kompakt – mit und ohne Ball. Sie versuchen immer wieder ins Gegenpressing zu gehen und setzen den Gegner unter Druck. Nach Balleroberungen gelingt ihnen ein schnelles, direktes Umschaltspiel. Wir wissen, was uns erwartet und es gilt dagegen zu halten, damit sie ihre Stärke nicht auf den Platz bringen. Wir brauchen einen optimalen Tag, müssen eine sehr gute Leistung abrufen und ich glaube, das Wettkampfglück muss auch auf unserer Seite sein. Aber auch auf Schalke besteht für uns die Möglichkeit zu gewinnen, wir haben ja 90 Minuten Zeit.“
Dafür fehlen dem Schweizer Trainer jedoch Spieler wie Suleiman Abdullahi und Joshua Mees, „die nach ihren Verletzungen noch nicht wieder ganz einsatzbereit“ seien sowie „die Langzeitverletzen Grischa Prömel, Laurenz Dehl und Akaki Gogia, die weiterhin an ihrer Rückkehr arbeiten“.