Berlin, Deutschland (Weltexpress). Marcel Fratzscher, Chef des deutschen Wirtschaftsinstituts, stellte kürzlich die These auf, dass der ungeregelte Brexit für die Bundesrepublik Deutschland (BRD) die bessere Lösung wäre. Fratzscher erklärte: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende – lieber jetzt ein harter Brexit als eine Hängepartie, die sich noch ein oder zwei Jahre hinzieht.“
Im „Focus“ (6.9.2019) heißt es unter dem Titel „Chaos muss nicht sein – Top-Ökonom Fratzscher: No-Deal-Brexit für Deutschland besser als Verschiebung“ heißt es, dass es hauptsächlich die Unsicherheit bezüglich der politischen Lage sei, welche die Exporte der deutschen Unternehmen zuletzt abgeschwächt hätten. So sagt DIW-Präsident Fratzscher weiter: „Wenn einmal Klarheit da ist und die Unternehmen wissen, worauf sie sich einstellen müssen, kann man auch damit umgehen.“
Auch für die Verbraucher in der BRD sieht der Ökonom laut „Merkur“ (7.9.2019) „keine drohenden Nachteile. Unter dem Titel „Brexit-Chaos in Großbritannien: Churchills Enkel liest Boris Johnson die Leviten“ heißt es: „Bei einem ‚No-Deal‘-Brexit liege der Druck vielmehr auf Großbritannien, sich mit der EU schnell über ein Freihandelsabkommen zu einigen.“
„Wirtschaftlich würde der harte Austritt des stolzen Königreiches hauptsächlich die heimische Wirtschaft treffen: Studien prognostizieren für diesen Fall mindestens einen Konjunktureinbruch, es drohen Exportverluste, ein Währungsverfall, Schließungen von Fabriken und eine höhere Arbeitslosigkeit.“
Philip Plickert merkt in „Frankfurter Allgemeine“ (FA, 7.9.2019) unter „Besser ein Ende mit Schrecken? Ökonomen streiten über No-Deal-Brexit“ an, dass Fratzschers Meinung, dass ein „harte Brexit jetzt … weniger schlimm“ sei „als eine abermalige Verschiebung“, „andere Ökonomen … entschieden … widersprechen würden.
„‚Einen No-Deal-Brexit zu fordern, ist riskant‘, sagte Guntram Wolff, Direktor des Brüsseler Thinktanks Bruegel, der F.A.Z. Eine harte Grenze in Irland würde den Frieden bedrohen und zu erheblichen wirtschaftlichen Einbrüchen dort führen. Zweitens sieht er bei einem No-Deal Brexit große logistische Probleme.“
Auch Clemens Fuest als Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. (Ifo) würde Fratzscher widersprechen: „Nach einer Studie des Ifo-Instituts würde ein harter No-Deal-Brexit alle Seiten sehr teuer kommen. Am schlimmsten wäre Irland betroffen, dessen Wirtschaftsniveau nach der Berechnung mittelfristig um mehr als 8 Prozent fallen würde, wogegen die Briten ’nur‘ 2,8 Prozent einbüßen würden. Für Deutschland errechneten die Ifo-Ökonomen eine Wohlstandseinbuße von 0,7 Prozent.“
In der „FA“ wird als dritter BRD-Bürger Gabriel Felbermayr vom Institut für Weltwirtschaft ins Feld geführt, allerdings ohne Argument.
Am Ende bleibt der Brexit eine Angelegenheit der Briten. Und das ist gut so.