Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ein wenig Werbung wurde gestern in Berlin getrieben und zwar für die 2. Europaspiele. Europaspiele, nie gehört? Das kann gut sein, denn die ersten Europaspiele fanden 2015 in Vorderasien statt, genauer: in Baku, der Hauptstadt der Hinterwäldlerrepublik zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer, und also am östlichsten Rand des europäischen Kontinents. Dort liegt so viel Öl in der Erde, dass deswegen der Laden läuft. Hinzu kommt noch ein bisschen Bauerntreiben. Das war`s mit Wirtschaft.
Gleich dahinter fangen die asiatischen Stan-Staaten an, im Süden liegen Ayatollah-Territorien, aber politisch scheinen alle Herren rund um das Kaspische Meer auf einer autoritären Welle zu surfen. Versammlungs- und Meinungsfreiheit? Scheiß drauf, aber voll. Brot und Spiele, ja, die kommen den Herrschenden immer recht und sind als dritte Wahl ähnlich wie bei den Pilzen auch noch billig. Dahin, nach Baku, passten die 1. Europaspiele also prächtig, zumal sich sonst keine Sau dafür interessierte und den sportlichen Abklatsch wollte. Wirklich niemand außer Baku wollten dem Mist machen, den Witz über die Bühne bringen.
Geplant waren 31 Disziplinen mit 253 Medaillenentscheidungen, geworden sind es am bitteren Ende weniger Wettbewerbe in 20 Sportarten, darunter wenigstens 16 olympische.
Ein wenig Sambo hier und Aerobic da, ein bisschen Beachsoccer und auch Kinder-Basketball mit drei gegen drei … viel mehr war nicht.
Dass die hochgespritzten Russen die meisten Medaillen holten und Aserbaidschan auf dem zweiten Platz folgte, das machte die Veranstaltung vollends zur Farce. Wer sich nicht lächerlich machen wollte und die Wahl hatte, der nahm an solchen Schweinereien nicht teil. So einfach war das damals, 2015.
Kein Wunder, dass viele Sportler überhaupt nicht vor Ort waren und mehrere Sportarten und -verbände gar nicht nicht da waren. Die sportliche Resterampe machte mit Ausnahmen, die die Regel bestätigen, aus dem Abklatsch eine kleine, aber belächelte Europameisterschaft, für andere war es eine Art Olympia-Qualifikation, doch für die meisten Sportler die Reise nach Baku wohl nur ein weiterer Ausflug mit Wettkampf. Besonders beachten musste man das Spektakel mit dem Sport als Ware nicht.
Und die 2. Auflage der Europaspiele in Minsk statt in Amsterdam und Rotterdam wird nur noch ein müder Abklatsch des Auftakts werden, was auch ein guter Grund für die Niederländer war, den ganzen Schmarrn abzusagen.
Immerhin soll es in Minsk noch 15 Sportarten mit 23 Disziplinen geben, darunter Kata und Kumite, Sambo, Aerobic und Trampolturnen. Toll, oder? Das ganze Theater ist schon jetzt der größte anzunehmende Unfall der europäischen Sportgeschichte und zwar unabhängig von den Austragungsorten. Wer soll solch einen Humbug in der Welt des Sports der Erwachsenen noch ernst nehmen?
Die Antwort ist einfach. Niemand! Vielleicht waren deswegen bei der Werbeveranstaltung am gestrigen Abend im Berliner Hyatt-Hotel vorwiegend Pack statt Presse, ein paar Rentner und Arbeitslose, die sich als Journalisten ausgeben und von den Agenturtanten und dem Agenturonkel trotzdem hineingelassen wurde, Politiker, die kaum einer kennt und Möchtegern-Prominenz, für die das ABC nicht ausreicht. Dazu passten sowohl der lauwarme Schaumwein als auch der überhitzte Rotwein und die kleinen Häufchen mit komischen Kügelchen aus – wie es schien – Fleisch- und Fischresten, die schon während einer Musikdarbietung, der Künstlerin wurde bei lauter Unterhaltung und Geschmatze nur von den Einsamsten an den Stehtischen Beachtung geschenkt, am Zahnstocher rumgereicht wurden.
Wenigstens das Bier war in den schweißtreibend temperierten Räumlichkeiten des Hotels kalt und das brauchte man auch nach der jeden Scheiß weglächelnden Moderation von Norbert König, der sonst für das „ZDF“ auf Mainzelmännchen macht. Darüber hinaus lächelten und talken noch das EX-SED-Mitglied André Hahn (jetzt Die Linke und Stürmer des FC Bundestag), Uschi Schmitz als DOSB-Funktionärin, die die Gurkentruppe der BRD nach Minsk führt, die laut Kritiker vom hiesigen Kapital mit dem Aftergang in den ehemaligen deutschen Ostgebiete bis zum Ural beauftragte Ute Kochlowski-Kadjaia, Sebastian Brendel als Kanute, die Russin Darja Domratschawa, die quasi als bezaubernde belarussische Botschafterin, Ex-Biathletin mit oder ohne Pharmaakte und Frau von Ole Einar Bjørndalen durch die Talkrunde im Halbsichelkreis gewunken wurde, und Prof. Dr. Lindner, der sich mühte, der totalen Reklame einen Anstrich von Sachlichkeit zu geben, was ihm als großer Vorsitzender des Minsk-Forums und der Deutsch-Belarussischen Gesellschaft jedoch nicht gelingen wollte.
Aus Sicht des Veranstalters wird die Runde Reklame wohl ein astreiner Abend gewesen sein.