Wir sind im September 2009 bei schönstem Spätsommerwetter auf Rhône und Saône dabeigewesen: rund 450 Flusskilometer „zu Berg“ zwischen Arles und Chalons-sur-Saône.
Das offizielle Programm liest sich so:
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Tag: „Die LIBERTÉ erwartet Sie direkt unterhalb des Papstpalastes in Avignon. (Einschiffung bis ca. 12 Uhr). Um die Mittagszeit verlassen wir Avignon und starten unsere Reise auf der Rhône zunächst flussabwärts nach Arles, wo wir gegen 16.30 Uhr eintreffen werden. Am Nachmittag und Abend haben Sie genügend Zeit, sich an Land umzuschauen.
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Tag: Heute Vormittag wenden wir unseren Bug wieder stromaufwärts. Über Beaucare und Tarascon kehren wir in die Provence zurück. Am frühen Nachmittag erreichen wir das sehr schön auf einer Anhöhe gelegene Châteauneuf-du-Pape. Hier besteht die Möglichkeit zu einem Ausflug zur Sommerresidenz der Päpste und zum alten römischen Theater in Orange. Unser Schiff bleibt über Nacht hier liegen.
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Tag: Eine eindrucksvolle Flussfahrt auf der Rhône entlang wunderschöner Landschaften. Am Nachmittag legen wir in der alten Bischofstadt Viviers an.
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Tag: Am Vormittag legen wir zu einem Rundgang in Valence an. Anschließend fahren wir weiter in die Weinbauregion von Tain l ´Hermitage und Tournon. Dort suchen wir uns einen schönen Liegeplatz für die Nacht.
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Tag: Nach dem Ablegen rücken die Berge des Zentralmassivs nahe an den Strom heran. Besonders beeindruckend ist der Blick auf den Mont Pillat und auf die Côte Rotie. Gegen 11 Uhr legen wir in Vienne an. Zeit für einen kleinen Spaziergang. Am Nachmittag erreichen wir Lyon, wo wir über Nacht liegenbleiben werden.
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Tag: Der Vormittag steht Ihnen in Lyon zur Verfügung. Um die Mittagszeit legen wir ab und fahren auf der Saône weiter nach Norden. Am Nachmittag passieren wir Weinberge des Beaujolais. In Macon wird übernachtet.
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Tag: Am Vormittag stoppen wir für eine kleine Besichtigung in Tournus. Hier sollte man sich die berühmte Abtei St. Philibert anschauen. Anschließend starten wir zu unserer letzten Etappe bis nach Chalons-sur-Saône. Hier bleibt Ihnen noch genügend Zeit, um die Stadt näher kennenzulernen.
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Tag: Leider schon Ausschiffungstag. Nach dem Frühstück findet die Ausschiffung bis etwa 12 Uhr statt.“
Handgemachtes Programm
Schon während der Lektüre wird man feststellen, dass viele Punkte nur vage formuliert sind. Ganz bewusst. Der Grund ist einfach, denn der Schiffsname „Liberté“ ist Programm: Freiheit. Das heißt auch Freiheit von starren Programmen. Auf großen Schiffen geht es nicht ohne, wenn Liegeplätze feststehen, Landausflüge organisiert werden müssen und Essenszeiten abzustimmen sind.
Die „Liberté“ hingegen mit ihren maximal zwölf Passagieren ist überschaubar. Da wird das Programm, sozusagen der grobe Rahmen, während der Fahrt zwischen Gästen und Kapitän abgestimmt, der seine Ortskenntnisse dabei einbringt: Wo es sich ruhig liegen lässt, Strom- und Wasseranschluss bestehen, Sehenswürdigkeiten und Restaurants zu Fuß oder per Rad bequem zu erreichen sind. Manchmal ist eine Entscheidung auch wetterabhängig oder ein Liegeplatz belegt. Dann ist der Kapitän gefordert, sich Alternativen zu überlegen. Das macht die Reise spannend, die auch dadurch vom Schema Eff total abweicht. „Hier ist alles handgemacht“, meinte ein Gast, der damit nicht nur die jeweils regionaltypischen Gerichte (z.B. Boullabaisse, Hecht-Klößchen, Kartoffel-Gratin dauphinois, Maronen, Champagner-Sorbet, dazu lokale Weine) aus der Bordkombüse meinte.
Spontaneität gefragt
Da verlängern oder verkürzen sich Liegezeiten, wird neben einem anderen Schiff angelegt, werden individuelle Landausflüge organisiert. Ein zufällig per Rad vorbeikommendes Gastwirtsehepaar lud zum Beispiel die „Liberté“-Fahrer spontan zum Essen in ihr fünf Kilometer entferntes Restaurant ein. Alle sind dafür. Die Kapitänsaufgabe diesmal: in einem kleinen Kaff ein Großraumtaxi zu organisieren. Es kann auch vorkommen, dass er sich darum bemüht, die Öffnungszeiten eines Klosters oder einer Kirche für die Passagiere telefonisch zu verlängern. Oder auch am Restaurant von Paule Bocuse in Collonges-au-Mont d ´Or festzumachen. „Die Wünsche der Gäste“, so Kapitän Thomas Magner, „sind uns sehr wichtig!“ Deren Realisierung haben er und sein zwei- bis dreiköpfiges Team sich auf die Fahnen geschrieben. „Es gibt einen Anfangs- und einen Endpunkt“, fasst Kapitän Johann Magner, der seinen Sohn auf dieser Reise begleitet, das „Liberté“-Reisen-Konzept treffend zusammen, „dazwischen ist alles fließend“.
Dass man dem Mann am Ruder ständig über die Schulter schauen und sich mit ihm auf der jederzeit offenen Brücke unterhalten kann, nehmen alle schon als Selbstverständlichkeit hin. ISPS und andere unter diesem Aspekt hinderliche Sicherheitsvorschriften (gleichwohl wird auf einen sicheren Schiffsbetrieb großer Wert gelegt) wie auf Seeschiffen werden hier nicht angewendet. Ganz im Sinne der Gäste. „Ein absolutes Wohlfühlschiff ohne Massenabfertigung“, fanden alle, „noch individueller als hier kann es wohl kaum gehen“.
Infos:
MS „Liberté“:
Technische Daten: Baujahr 1935 als Binnenfrachter; Bauwerft: Th. Kempers & Zoon, Alphen, Niederlande; Länge: 37,66 m, Breite: 5,05 m, Tiefgang: 1,22 m; Verdrängung: 151 Tonnen; Antriebsleistung: 256 kW/333 PS; Rufzeichen: DC 3660; Schiffsnummer: 4305260; Heimathafen: Neckargemünd; Flagge: deutsch;
Bis 1975 als Frachtschiff im Einsatz, 1975 Umbau zum Passagierschiff, 1985 und 1998 komplett überholt (2004: Verlängerung um 4 m) – eine „charmante, alte Lady in neuem Glanz“;
Ausstattung: 6 komfortable Doppelkabinen (insgesamt 12 Personen; bei Tagesfahrten bis zu 50 Personen) mit neben- und auseinander stehenden Betten, Bad mit Dusche, WC; 2 Salons; 1 großes Sonnendeck; 1 Whirlpool unter freiem Himmel; Fahrräder für alle Gäste; 1 Bar; offene Brücke; Fernseher: darauf ist bewusst verzichtet worden (niemand hat den bisher vermisst; die Abende werden in eigener Regie gestaltet, sehr gern auch bei Unterhaltung und Spiel oder einer Ortserkundung); Motto: individuelle Kreuzfahrt in kleinstem Kreis; geboten wird Halbpension (ausgiebiges Frühstück und Mittagessen; Abendessen in eigener Regie an Land). Das Weinangebot ist erlesen und (auch) den durchfahrenen Regionen angepasst.
Zur Verfügung stehen auch alle technischen Mittel für Seminare und Tagungen. Vollcharter des Schiffes auf Anfrage.
Im Programm 2010 (29 Reisen zwischen März und Oktober) sind übrigens sieben neue Reisestrecken ausgewiesen (z.B. Berlin-Rundreise, Märkische Seenplatte, Schlesien, Böhmen, Saale, Loire; geplant sind auch Reisen nach Masuren).
Reiseführer: Polyglott on tour „Südfrankreich“ mit flipmap; Gewässerkarte Frankreich, Edition maritim, Delius Klasing Verlag; Guide Vagnon de Tourisme Fluvial, Nr. 5: Rhône, ISBN 2-85725-158-0; Guide de Saône, Nr. 6 (dreisprachig Englisch, Deutsch, Französisch mit vielen nützlichen Informationen: sehr zu empfehlen!).
Informationen und Buchungen: „Liberté“-Reisen, Johann und Thomas Magner GbR, Telefon: 0172/872 27 96, 0172/394 03 24, E-Mail: t.magner@gmx.de, Internet: www.liberte-reisen.de
Große Namensvorgängerin: die 1930 von Blohm & Voß an den Norddeutschen Lloyd abgelieferte „Europa“; sie musste 1946 als Reparationsleistung 1946 an Frankreich übergeben werden und erhielt den Namen „Liberté“ (1960 abgebrochen und verschrottet).