Täve Schur ist auch mit 88 nicht vom Rad zu kriegen

Täve Schur © Neues Leben

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Gustav-Adolf „Täve“ Schur, Weltmeister, Friedensfahrtsieger, olympischer Medaillengewinner 1956 und 1960, neunmaliger „DDR-Sportler des Jahres“ und Volksheld im deutschen Osten begeht am Sonnabend den 88. Geburtstag.

Schur gehört sowohl der Volkskammer der DDR als auch dem Deutschen Bundestag an. Die Aufnahme in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports wurde ihm allerdings verweigert.

14 Bücher wurden von ihm oder über ihn geschrieben. Doch bei dem Thema Bücher winkt Täve ab: „Da steht sicher viel Kluges drin. Viele Wahrheiten, aber leider auch viele Lügen“. Jetzt mit 88 will er sich mit neuem Streit nicht mehr belasten.

Es ist kaum zu glauben. Täve schwingt sich noch immer aufs Rennrad und spult meist an Wochenenden noch bis zu 60 Kilometer in seiner anhaltinischen Heimat rund um Magdeburg herunter. An diesem Sonnabend allerdings nicht. Sohn Gus Erik hat zum Geburtstags-Mittagessen eingeladen. Vater Täve sitzt nämlich allein zu Hause. Ehefrau Renate (87) liegt in Greifswald im Krankenhaus. Beim Moorbad im polnischen Swinemünde bekam sie eine Herz-Attacke.

„Täve. Die Autobiografie“ von Gustav-Adolf Schur. © Neues Leben

„Ich hoffen, meine Frau wird bald gesund und aus dem Krankenhaus entlassen. Ich habe schon die gesamte Palette der Fertiggerichte abgegrast. Heute habe ich eine Büchse Linsen aufgemacht“, berichtet der einstige Radstar.

Lustig wird es, wenn der Ex-Weltmeister olle Kamellen aus seinem Gedächtnis kramt. So berichtete er von seinem ersten Start bei „Rund um Berlin“ 1951. „Ich bin damals, gerade 20 Jahre alt, mit Kniestrümpfen angetreten. Das ist so, als startet ein Schwimmer mit Hut. Dazu hatte ich mir von einem Schumacher in Königsborn Rennschuhe nach Maß schustern lassen. Mein Pech. Der gute Mann hatte noch nie in seinem Leben Rennschuhe angefertigt. Damalige Haudegen wie Rudi Kirchhoff oder Erich Schulz grinsten als sie mich am Start sahen.“

Nach dem Rennen grinsten sie nicht mehr, sondern staunten. Der junge Schur von Aufbau Börde Magdeburg hatte gewonnen.

Bei unserem Abschied in Heyrothsberge rief uns Täve noch zu: „Den 90. feiern wir wieder groß; dann im Friedensfahrt-Museum in Kleinmühlingen.“

Anmerkung:

Der bekannteste und beliebteste DDR-Athlet berichtet in seiner Autobiografie „Täve“ über seine Zeit als aktiver Sportler, über Friedensfahrten und Weltmeisterschaften. 288 Seiten, mit Bildteil, Format: 12,5 x 21 c, Verlag; Neues Leben, Berlin, ISBN: 978-3-355-01783-1, Preis: 19,95 EUR (D)

Vorheriger ArtikelNeuauflage des weltweit meist verkauften SUV – Nissan hat den X-Trail optisch und technisch überarbeitet
Nächster ArtikelDeutschland sollte mehr Verantwortung in der Welt übernehmen, sofort und unverzüglich