Als er sein Lokal im Mai 2001 im damals erst im Aufbau befindlichen neuen Stadtteil Västra Hamnen eröffnete, wurde der studierte Soziologe und Globetrotter allseits belächelt. Es hat auch gedauert, bis das Unternehmen schwarze Zahlen schrieb. Doch Björn Stenbeck glaubte an seine Idee. Inzwischen wird das Konzept kopiert. Denn das mit Möbeln aus schwedischen Hölzern schlicht eingerichtete Lokal genießt längst einen weitreichenden Ruf als vergleichsweise preiswerter Gourmettempel. Hier speisen nicht nur Einheimische und Touristen, sondern auch Vertreter internationaler Delegationen, die in Malmö lernen möchten, was Nachhaltigkeit ist.
In Västra Hamnen hat die Zukunft scheinbar schon begonnen. Das Beste: Die schöne neue Welt, in der Ressourcen geschont und nur regenerative Energien genutzt werden, funktioniert. Hier ist moderne Architektur vielfältig, kreativ, fantasievoll und dennoch nicht nur am Design orientiert, sondern an Funktionalität und den Bedürfnissen der Bewohner. Und das Ganze ist auch noch bezahlbar. Malmö macht gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise Hoffnung. Denn die 280 000 Einwohner zählende Stadt hat schon schwere Zeiten überstanden und in den vergangenen Jahren Mut, Tatkraft und Durchhaltevermögen bewiesen. 1995 hatte die Schiffbaumetropole am Öresund als Folge der Werftenkrise die höchste Arbeitslosenquote Schwedens zu verzeichnen. Man beschloss, künftig auf Bildung und Dienstleistung zu setzen. In einigen umgebauten Werftgebäuden sind Institute der erst vor elf Jahren gegründeten Universität untergebracht, inzwischen mit über 21 000 Studenten die achtgrößte Lehranstalt des Landes für akademische Grundausbildung. Die Rampe, über die einst Schiffe die Docks erreichten, werden heute von jungen Skateboardfahrern genutzt. Auf der neuen Anlage finden internationale Rollbrett-Turniere statt.
Der Kran der Werft Kockums, einer der höchsten der Welt, war bis zu Verkauf und Demontage 2002 das Wahrzeichen von Malmö. Jetzt erhebt sich in Västra Hamnen ein neues Bauwerk der Superlative: Der Turning Torso, ein Wolkenkratzer mit 54 Etagen und spiralig gedrehter Fassade. Mit 191 Metern Höhe ist das Werk des spanischen Architekten Santiago Calatrava eines der höchsten Wohngebäude Europas und Symbol für Malmös Wandel vom Industriestandort zum Zentrum für zukunftsorientierte Technologie und modernes Wohnen.
Wen angesichts von so viel Innovation die Sehnsucht nach der Idylle vergangener Tage packt, kann sie in nächster Nähe zum neuen Stadtteil in Malmös Altstadt stillen. Viele Fachwerkhäuser sind erhalten. Am Schönsten ist das Ensemble um den Lilla Torg, den kleinen Markt, der 1591 unweit des Rathauses entstand. Das alte Schloss ist der einzige Überrest der ehemaligen Befestigung und von einer sehenswerten Parkanlage mit Schlossmühle umgeben.
Infos: www.malmo.se, www.saltobrygga.se
Tipp: TT-Linie bietet die Städtereise nach Malmö mit zwei Übernachtungen mitten in der Stadt inklusive Schiffsreise ab Travemünde oder Rostock ab 139 Euro pro Person an. Im Preis enthalten ist der Transferbus vom Hafen Trelleborg ins 33 Kilometer entfernte Malmö. Wer sich auch auf der anderen Seite des Öresunds umsehen möchte, bucht das Ticket für die Bahnfahrt über die Brücke für 25 Euro gleich mit.