Das Virtuelles Weingut im weltweiten Web
Darüber freuen sich die Verantwortlichen des kleinen und feinen Württembergischen Weinguts und posteten die Urkunde am 2. Dezember 2013 auf ihrer Seite im Facebook, die mittlerweile über 100 „Gefällt-mir“-Angaben ausweist und eine durchschnittliche Nutzerbewertung von vollen 5,0 Punkten bei vier öffentlichen Bewertungen. Nun ja, das eine ist Gault & Millau, das andere Facebook.
Wirklich: 100 % biologisch-organischer Weinbau für den Rebstock, den Grundstock guten Weines
Die Weiß auf Schwarz mit bunten Bildern modern gestaltete Website des Weingutes spricht uns an und wir wollen dem Wein auf den Grund gehen. Die Böden, auf denen die Trauben der Hirth-Weine wachsen und gedeihen, wurden vor Jahrmillionen gebildet. Die Wurzeln der Reben dringen tief in Boden voll Keuper und Mergel ein und ziehen daraus Wasser, Mineralien und Stickstoff. Zum anderen ranken die Reben zum Licht empor und lieben Sonne. Am Ende entscheidet jeder Tag im Weinberg des Herrn über die Klasse eines Jahrgangs sowie eine Extraportion Hege und Pflege. Als Bio-Winzer entscheidet neben dem Abstand zwischen den Rebzeilen die dort wachsenden Blumen und Kräuter. Mit Geduld auf die Lese warten zu können, erhöht den Genuss.
Das vom Feinschmecker 2013 im Weinguide Deutschland empfohlene Weingut Hirth – Rebhof hat sich dem ökologisch bewirtschafteten Weinberg verschrieben. Das Bodenleben wird durch Gründüngung und Kompost gefördert, damit die Reben gut gedeihen und die Trauben prächtig wachsen. Um die Weinberge und den biologisch-organischen Weinbau sorgt sich der Außenbetriebsleiter und Weinbautechniker Gebhard Steng, der gerne auf die vielen Regenwürmer hinweist, die den Nährstoffkreislauf in Schwung halten würden.
Auf dem Rebhof von Helmuth Hirth
Nicht nur im Weinberg auch auf dem Hof von Helmuth Hirth sind Gaste herzlich willkommen, denn „ein Besuch sagt mehr als 1000 Worte“. Dort werden vom einst „Anti-Schwaben“ genannten Hirth, der mit einem Hemd auf dem „Trinker kennen Württemberger“ stand, einst provozierte, keine Zechweine für die Besenwirtschaft sondern Qualitätsweine für Kenner produziert, nicht wie die Mittelmäßigen auf Masse, also auf Ertrag, sondern auf Klasse zu arbeiten. Hirth solle „eine Art Glaubenskrieg gegen diese Immer-mehr-und-billig-Mentalität“ geführt haben, lese ich bei Rainer Schäfer im Merian unter der Überschrift „Der Anti-Schwabe“ (Hamburg, 2011).
Helmuth Hirth sollte 2000, als sein Vater Walter starb, den Weinbaubetrieb übernehmen, notiert Schäfer und unterrichtet weiter, dass der Sohn den „idyllischen Rebhof seiner Eltern“ gerne übernehmen und erhalten wollte. Nach Überprüfung der Lagen, Keuper- und Mergelböden auf ihr Potential habe ihn das Ergebnis überrascht, so dass er begonnen habe, „sich auf wenige Rebsorten, die in seinen Lagen Weine mit ausgeprägtem Charakter versprachen“, zu konzentrieren und den Ertrag zu begrenzen. Damit erarbeitete sich Hirth gegen alle Widerstände für sein Weingut eine Sonderstellung unter den Württemberger Weingütern.
Der Kayser im Keller
Seit 2010 führt Frank Kayser (34) als Betriebsleiter und Kellermeister das Weingut, denn der Inhaber Helmuth Hirth sei überwiegend in Italien statt im Weinsberger Tal. Das Weingut Hirth wiederum ist beim Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V. ECOVIN, dem weltweit größten Verband ökologisch arbeitender Weinbaubetriebe (www.ecovin.org), Mitglied.
Kayser, der sich im Keller nicht als Maschinist sondern als Dirigent begreift, gibt an, dass er „auf einen Jahrgang etwas länger warten“ müsse. „Er gibt den Takt vor, wartet mit feinen Sinnen auf den richtigen Moment“, wenn er von jeder Rebsorte nur einen Wein mit Geduld ausbaut.
Wunderbare Weine
Kayser, der die Fläche von fünf auf zehn Hektar vergrößerte, setzt auf Slow Wine, auf Entschleunigung. Die Weißweine würden „ein langes Feinhefelager“ genießen, schreibt dazu Schäfer, während die Rotweine „manchmal Jahre lang im Barrique“ lägen und auch in der Flasche nachreifen würden. Kein Wunder, dass das Weingut Hirth mit Preisen bedacht wird. Der 2011er Auxerrois QbA trocken war der Siegerwein Weißer Burgunder beim Weinbauverband Württemberg. Auf der Website des Weinguts Hirth lesen wir, dass „bei der ECOVIN-Verkostung der besten Bioweine Anfang Mai – neben dem 2013er Auxerrois – der 2013er Riesling den 1. Platz“ holte und „nun offiziell „Bester Biowein Baden-Württemberg 2014“ ist. Der besteche durch „seine schöne, kräftige Farbe und seinen unwiderstehlicher Duft nach frischen Äpfeln, Pfirsich und einer exotischen Note von Litschis“ und werde „gekrönt von dem geschmacklich perfekten Zusammenspiel zwischen Süße und Säure“.
Der 2012er Wein, den wir trinken, ist ein trockener Auxerrois, der im Holzfass und Tank ausgebaut wurde. Er strahlt in einem hellen Goldgelb, duftet dolle nach Birne, Banane und – mag sein – auch Mango mit einem Hauch Limetten. Er schmeckt samtig bis schmelzig und mundet weich, wobei seine Säure (5,6 G/L) leicht bekömmlich ist. Nach hinten heraus hält der Wein mit 12,5 % Vol.Alkohol jeder Verlängerung stand. Der filigrane Riesling, wir schlürfen einen 2012er, ist ebenfalls ein trockener Weißwein, der im Glas strohgelb leuchtet. Er duftet nach jungem Apfel, Pfirsich und Litschi. Er schmeckt so fruchtig, wie er riecht und das Gute hält im Abgang lange an. Dramatische Süße (Restzucker 7,2 G/L) und delikate Säure (6,7 G/L) passen prächtig und geben dem im Tank ausgebauten Riesling (120 % Vol.Alkohol) eine betonte Frische. Auch ein trockener Chardonnay sowie ein trockener Chronos befinden sich im Sortiment.
Der Rosé aus den Rebsorten Lemberger, Merlot und Spätburgunder ist dieser Tage mit über 30 ° Celsius im Schatten als frischer Sommerwein das Beste, was einem an Gehaltvollem gereicht werden könnte. Im hellen Lachs-Rosa schimmert er und besonders nach Erdbeere mit Vanille. Er schmeckt nicht anders. Leicht im Abgang ist dieser spritzige Spaß bekömmlich.
Als Top-Cuvee gilt der trockene Calmar aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Lemberger mit seinem dunklen Kirschrot, der nach Zimt, Bittermandel und Schokolade duftet.
Auch der trockene, fruchtbetonte St. Laurent (12,5 % Vol.Alkohol, Restzucker 5,3 G/L, Säure 4,6 G/L), der im Holzfass ausgebaut wurde, bezaubert in dunklem Kirschrot und duftet nach nicht gesüßter Schokolade. Rote Beeren fallen dem Genieße beim Schmecken ein, bis der Nachgeschmack langsam und geschmeidig ausbüchst. Die Rotweine werden ausschließlich durch Maischegärung vinifiziert. Die natürlichen Aromen spüren wir somit auch beim trockenen Spätburgunder. Der 2010er, ein vollständig im Barrique ausgebaute Wein (13,0 % Vol.Alkohol, Restzucker 5,8 G/L und Säure 4,8 G/L), leuchtet in dunklem Kirschrot, zieht kräftig in die Nase und uns geraten Kirschen, Erdbeeren und Vanille vors innere Auge. Er ist mein Favorit.
Ein trockener Kairos, ein trockener, kräftiger Lemberger, der lange in Barrique-Fässern gelagert wurde, und ein Rosé-Sekt für Freunde, denen Perliges Passion ist, runden das aktuelle Angebot ab.
Ein Spaziergang und neun Gänge
In den nächsten Tagen steht der ein oder andere Gutsausschank auf dem Plan sowie manche Spaziergänge im ökologischen Weinberg. Die geführten Touren dauern rund zwei Stunden und neben einem kleinen Snack werden für 15 Euro Gebühr pro erwachsenem Teilnehmer drei Weinproben gereicht. Am 2. August 2014 tischen Martina und Martin Berstecher (mehr unter http://www.roter-mohn.biz/) beim Winzer vor Ort mit einem Flying-Buffet neun Gänge auf und das Weingut Hirth reicht dazu neun passende Weine. Zu den aktuellen Terminen des Weinguts Hirth siehe: http://www.weinguthirth.de/aktuelles-2
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Weingut Hirth, Rebhof 1, 74182 Willsbach-Obersulm, Weinsberger Tal Württemberg Telefon: 07134 5369454, Email: info@weinguthirth.de, Website: www.weinguthirth.de
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung.