„Friday I’m in love“ sangen einst The Cure. Das sangen die Fans des 1. FC Union gestern Abend etwas abgewandelt: Unsre Liebe unser Stolz… und auf der Anzeige wurde schnell noch eingeblendet: Nicht ohne Liebe. So sind sie eben die Unioner. Und Schiedsrichter Christian Leicher, Kaufmann aus Landshut, wurde mit Fußball-Mafia DFB-Rufen in die Kabine geschickt.
Natürlich, hätte das Kicker-Personal von Union-Trainer Uwe Neuhaus seine Spielüberlegenheit in Tore umgemünzt – und gegen einen Gegner wie es der VfR Aalen darstellt muss man das eigentlich erwarten – dann hätte anschließend niemand den Schiedsrichter als Buh- und Pfeifenmann zum Thema gemacht. Trotzdem verwunderte es schon, was der Hobby-Squash-Spieler auf dem Spielfeld sah und vor allem, was er nicht sah. Ich allein bemerkte drei Handspiele des Gegners aus der Ostalb – eins davon im Strafraum. Ein halbes Dutzend Fouls in und in Strafraumnähe, vor allem in den letzten Spielminuten gegen den langen Christian Stuff ignorierte der Niederbayer großzügig. Was Handspiele betrifft, so scheint Leicher unter Sehschwäche zu leiden. Bereits im Spiel Fortuna Düsseldorf gegen den FSV Frankfurt übersah der Mann ein klares Handspiel des Frankfurters Manuel Konrad im Strafraum. Der KICKER gab dem Mann mit der Pfeife bislang einen Notendurchschnitt von 3,50. Der könnte sich nach diesem Spiel um einige Zehntel verschlechtern.
Das Spiel ansonsten zeigte: Union ist noch keine Spitzenmannschaft in der 2. Bundesliga. Zu nervös ging sein Personal zu Werke angesichts der selbst verordneten Pflicht unbedingt gewinnen zu müssen. Vergeben Chancen in den Anfangsminuten verstärkten die Unsicherheit, was vor allem in Fehlpässen zum Ausdruck kam. Selbst bei mehreren Passmöglichkeiten wurde oft genau die falsche – zum Gegner – gewählt. „So ist das dann“, meinte später Uwe Neuhaus, „wenn du zu Beginn eine Chance zum Torerfolg nützt, dann läuft das ganze Spiel anders. Lässt du sie aber mehrfach aus, wächst die Angst.“
Genau dies ist es aber, was einer Spitzenmannschaft nicht passieren darf. Selbst nach dem Ausgleich in der 62. Minute wäre genug Zeit gewesen, in Ruhe die Angriffe durchzuspielen. Gestern indes rannten dann alle nach vorn, um möglichst schnell die Führung zu erzwingen. Vor fünf, sechs Wochen hätten dieselben Spieler gelassen kombiniert und auf die Chance gewartet, um sie kühl zu vollenden. Diesmal lief man den Gästen ins offene Messer, obwohl Aalen nicht gerade als konterstarkes Team bekannt ist. Trotzdem stachen sie noch zweimal zu.
„Natürlich werden wir darüber reden müssen“, sagte nach dem Spiel Neuhaus. Vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, dass schon vier Tage später der 1. FC Kaiserslautern zum Pokalspiel an die Alte Försterei kommt. Mit dem hat man ja eine ganz frische Rechnung zu begleichen. Und der Pokal verläuft ja laut Fußballphilosophie nach ganz anderen Gesetzen.