Nach einem sehr erfolgreichen Zyklus der Beethoven-Sinfonien in den Jahren 2009 und 2010, die mit Preisen ausgezeichnet wurde, führt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Paavo Järvi nun die vier Sinfonien von Robert Schumann auf. »Wenn ich einen Komponisten benennen müßte, der mir wirklich nahesteht, dann ist es Schumann,« sagt Järvi, der seit 2004 Künstlerischer Leiter des Orchesters ist. Der Umfang des Projekts war den Sendern ARTE, Radio Bremen und Deutsche Welle Anlass, gleichzeitig mit der Dokumentation den zweiteiligen Konzertfilm »Schumann at Pier 2« zu produzieren.
In der Doku begleitet die Kamera die Bremer Schüler Miriam, Jana und Mitja bei ihrem ersten Konzertbesuch zu der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Ungewöhnlich ist der Ort der Begegnung, im Pier 2, einem stillgelegten Fabrikgebäude im Hafengelände, das überwiegend für Rock- und Popkonzerte genutzt wird. Hier wurden an vier Tagen alle vier Sinfonien Robert Schumanns gespielt. Die drei Schüler beschäftigten sich mit Robert und Clara Schumann und erzählen, wie sie die Persönlichkeiten der Schumanns und Roberts Musik verstehen, wobei ihnen der Dirigent mit viel Wärme assistiert.
Järvi findet die Zusammenarbeit selbst spannend: »Was passiert, wenn Rammstein und andere Bands sich an der klassischen Musik messen müssen? Was muss Schumann bringen, um in die mp3-Player zu kommen?«
Den Schülern imponiert Robert Schumann als Charakter: »Er hat gemacht, was er wollte. Er war ein Rocker, ehrgeizig.« »Es gibt auch alte Dinge, die schön sein können,« findet Miriam. Und für Mitja ist der Unterschied zu den gewohnten Rockkonzerten: »Es kam keine Message rüber, sondern einfach Gefühle.« Interessant wäre gewesen, wie eine Schulklasse kollektiv an die Konzerte herangeführt wird, wie sich zum Beispiel eine Meinung in der Gruppe bildet, und wie sich davon wieder Einzelmeinungen unterscheiden. Hier wurden Möglichkeiten vergeben.
Das Interessanteste am Film ist quasi ein Porträt von Paavo Järvi. Järvi, der am Mittwoch in der Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Beifallsstürme erntete, bekennt sich zu Robert Schumann als romantischem Universalgenie. »Ich liebe die Person Schumann, weil ich seine Musik liebe.« Und weil die wenigen Beispiele der Interpretation von Schumanns vier Sinfonien überzeugen, glaubt man auch, Järvi zu kennen.
Die Kooperation der Sender bereitet den Fernsehzuschauern ein weiteres Angebot. Am 4. und 11. November zeigt die Deutsche Welle den Konzertfilm »Schumann at Pier 2«. Ab 6. Dezember können die Aufzeichnungen aller vier Sinfonien drei Monate lang unter www.arteliveweb.comim Internet abgerufen werden.
Schumann@Pier2: 3 Schüler 4 Sinfonien, Dokumentation von Henning van Lil und Katja Runge, Deutschland 2012, Erstausstrahlung am 4. November 17.10 Uhr auf ARTE.