Auch wenn das Wetter – Regen, Sonne, Regen, Blitz und Donner – "katastrophalen Einfluss" (Turnierdirektor Siegbert Brutschin) nahm. So hatte der avisierte "Weltrekordversuch" (mindestens 18 001 Zuschauer am Samstag) keine Chance. Zumal der dafür erhoffte Schub durch Final-Teilnahmen der heimischen Topteams auf der vorletzten Tour-Station (diese Woche Klagenfurt) vor dem olympischen Höhepunkt ab 28. Juli in London ausblieb.
Es ist also durchaus nicht alles nach Wunsch gelaufen aus Sicht der Organisatoren. Das waren in einem Joint-Venture erstmals die Münchner Agentur Sandevents (SAE), Ausrichter der nationalen Mastersserie, und als großer Bruder der Global-Player in Sachen Sportvermarktung, IMG. Sie gingen die etwa eine Million teure Veranstaltung mutig und innovativ an: Wiederbelebung mit einem Grand Slam, der höchsten Kategorie der Welttour. Gesamt-Preisgeld 600 000 Dollar (Sieger Männer und Frauen jeweils 43 500 Dollar). Sportlich mit jeweils 32 Teams hochwertiger als der olympische Medaillenkampf (je 24).
Neu der Schauplatz Waldbühne unterhalb des Glockenturms am Olympiastadion. Neu ein Unterhaltungs-Rahmenprogramm (Kino Open Air, Model Contest, Live Konzert Culcha Candela). An diesen Tagen als weitere Neuerung kein freier Eintritt – Tickets von 5 bis 44 Euro. Ungewohnt für Beachvolleyball-Freunde!
Turnierdirektor Brutschin, seit Beginn der Welttour 1995 in Berlin am Ball: "Wir haben lange Standort-Recherchen betrieben und wussten, dass wir so weit dezentral keine Laufkundschaft wie in der City am Alexanderplatz, Schloßplatz oder Hauptbahnhof bekommen würden. Der Vorteil: Weniger Auf-und Abbaukosten, weil ja kein Stahlrohr-Stadion für paar Tausend Leute errichtet werden muss."
Christian Dau, Beach-Fachagentur SAE: "Für den Unterhaltungsteil ist die Waldbühne mit ihrer fantastischen Akustik, Infrastruktur und Optik einmalig. Ich bin auch überzeugt, dass wir bei normalem Sommerwetter den Zuschauer-Weltrekord geknackt hätten. Immerhin sind 8000 Leute gekommen."
Man werde alle Seiten des Neustarts beleuchten: Die Ticket-Preisgestaltung, ob man den Zuschauern nicht zuviel zumute, ab 9 oder 10 Uhr zum Volleyball zu kommen und nach 20 Uhr noch Entertainment zu erleben? – "Auf alle Fälle wäre eine Bewerbung über einen längeren Zeitraum als jetzt sechs Wochen vorher wohl besser."
Von den Protagonisten, den deutschen Topteams oder den ausländischen Olympiafavoriten aus Brasilien – siegreich bei Frauen und Männern – und den USA, gab es trotz der Wetterkapriolen fast durchweg Zustimmung zur Fortsetzung des Turniers.
Der aus Altersgründen aus dem Amt scheidende Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), Werner von Moltke, bekräftigte: "Wir brauchen in Deutschland ein Top-Turnier für die Beachvolleyballer und das sollte in Berlin ausgetragen werden."
Er hofft natürlich, dass die DVV-Vertreter noch weiter vorn im olympischen Klassement landen können als in Berlin: Katrin Holtwick/Ilka Semmler wurden Vierte, Sara Goller/Laura Ludwig Neunte. Bei den Männern rangierten Jonathan Erdmann/Kai Matysik auf Platz fünf (wie das Nicht-Olympiaduo Klemperer/Koreng). Während das als olympische Medaillenhoffnung geltende Paar Julius Brink/Jonas Reckermann (nach Schulterverletzung nicht in Bestform) mit Position neun zufrieden sein musste. Doch Brink liegt nicht falsch, wenn er erklärt: "Das war hier eine Momentaufnahme. Olympia ist eine ganz andere Sache und erst in gut zwei Wochen."
Was die Perspektiven des Grand Slam in Berlin betrifft, lässt die Aussage des IMG-Deutschland-Chefs hoffen. Christopher Hinz sagte: "Der Grand Slam war die erste Beachvolleyball-Veranstaltung, an der wir uns beteiligen. Ich denke, dass der Ansatz hochklassigen Sport mit einem anspruchsvollen Rahmenprogramm zu verbinden, richtig und erfolgreich sein kann. Die Medienresonanz war schon jetz sehr positiv – in Tagesthemen, Sportschau, Morgenmagazin, Sat 1 Frühstücksprogramm, Hörfunk sowie in den Printmedien. Wir werden alles tun, das Turnier die nächsten Jahre im Veranstaltungsprogramm der Hauptstadt stärker zu platzieren und zu entwickeln." Zumal auch die Stadt Berlin in Person des Innen- und Sportsenators Frank Henkel – am Finaltag in angeregter Gesprächsrunde mit Veranstaltern und Turnierdirektor (Brutschin: "Ich würde hier gern noch einmal bei gutem Wetter das Turnier erleben") – offensichtlich Gefallen an diesem Mix von Sport und Unterhaltung gefunden hat.