Ministerpräsidentin Meloni hat ihre „Justizreform“ durchgesetzt – Juristenverbände warnen vor Aufhebung der Gewaltenteilung

Giorgia Meloni. Quelle: Presidenza del Consiglio dei Ministri, Palazzo Chigi, Bildschirmfoto eines Videos, Ort und Datum der Aufnahme: Washington, D.C., VSA, 2022

Berlin, BRD (Weltexpress). Die von der Ministerpräsidentin der faschistischen Regierung der Republik Italien, Georgia Meloni, verfolgten Pläne zum Umbau der Justiz sind von beiden Kammern des Parlaments – Senat und Abgeordnetenhaus – angenommen worden, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur ANSA am Freitag, den 31.10.2025. Die Pläne sehen vor, per Gesetz die Laufbahnen von Richtern und Staatsanwälten in Zukunft strikt zu trennen. Juristen sollen entweder Recht sprechen oder nur Anklage erheben. Bisher ist ein Wechsel möglich. Außerdem sollen für Richter und Staatsanwälte im Rahmen des Parlaments Selbstverwaltungsorgane gebildet werden, womit die Politik, das heißt die Regierung, wie in den USA oder in Ungarn Einfluss die Besetzung von Richterposten und damit auf die Rechtsprechung nehmen könne.

Die Opposition sieht  die Unabhängigkeit von Richtern und Staatsanwälten bedroht, lehnt die Änderungen ab und hat ein Bestätigungsreferendum angekündigt. Auch die großen Juristenverbände warnen, das verändere die Gewaltenteilung. Die Nationale Richtervereinigung (ANM) erklärte: „Diese Reform verändert die von der verfassungsgebenden Versammlung vorgesehene Machtstruktur und gefährdet die uneingeschränkte Umsetzung des Grundsatzes der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz“.

Die Regierung hält dem entgegen, dass große Teile der Justiz parteipolitisch auf Seiten der Linken stünden. Lega-Chef und Vizepremier Salvini verstieg sich dazu „kommunistischen Richtern“ müsse das Handwerk gelegt werden.

Ärger hatte Meloni immer wieder mit der Justiz, so als Gerichte mehrfach ihre Pläne zur schnellen Abschiebung von geflüchteten Migranten in Auffanglager in Albanien stoppten und Asylsuchende nach Italien gebracht werden mussten. Dann geriet sie mit der Justiz in Konflikt, als der in Turin festgenommene libysche Polizeichef Osama Al-Masri nicht nur freigelassen, sondern auch noch mit einer Regierungsmaschine nach Libyen zurückgebracht wurde. Al Masri war als Folterer in Lagern in Libyen bekannt, wo er Menschen wie Sklaven verkauft, ausgehungert und dem Tod überlassen, Frauen vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen hatte.

Der Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag leitete dazu gegen die italienische Regierung wegen der Freilassung des libyschen Polizeichefs und mutmaßlichen Kriegsverbrechers Al-Masri und der Abschiebung nach Tripolis eine Untersuchung ein. Schließlich kam hinzu, dass Richter des Rechnungshofes gerade das Prestigeprojekt der Regierung, den Bau der Brücke vom italienischen Festland über die Straße von Messina nach Sizilien wegen „zu hoher Kosten“ abgelehnt hatten, was Meloni als „einen weiteren  Akt richterlicher Übergriffigkeit“ scharf verurteilte.

Neben der Justizreform will Meloni laut ANSA nun, wie vor drei Jahren bei Amtsantritt angekündigt, ihre Direktwahl  auf den Weg bringen, wozu die Justizreform auch dienen soll. Die Abgeordnetenkammer hat  den entsprechenden Antrag bereits verabschiedet und auch im Senat wird eine klare Mehrheit  erwartet.  Bislang schlägt der Präsident einen Regierungschef vor – in der Regel den Wahlsieger. Bei dem von ihr „Mutter aller Reformen“ genannten Projekt soll außerdem die stärkste Partei einen Mehrheitsbonus von 55 Prozent der Sitze bekommen, um stabil regieren zu können. Auch hier werde  sich, so ANSA die Regierungschefin wahrscheinlich einem Referendum stellen müssen, da eine dazu erforderliche Verfassungsänderung in Italien nur bei einer Zweidrittelmehrheit sofort wirksam wird. Die meisten Verfassungsänderungen scheiterten dabei bisher.

Anmerkung:

Siehe die Beiträge

im WELTEXPRESS.

Anzeige:

Reisen aller Art, aber nicht von der Stange, sondern maßgeschneidert und mit Persönlichkeiten – auch kulturelle und kulinarische Reisen durch Eurasien –, bietet Retroreisen an. Bei Retroreisen wird kein Etikettenschwindel betrieben, sondern die Begriffe Sustainability, Fair Travel und Slow Food werden großgeschrieben.

Vorheriger ArtikelRechnungshof der Republik Italien stoppt Bau der Brücke zwischen Kalabrien und Sizilien – Wütende Reaktionen der Regierung
Nächster ArtikelEiner der „großen Dichter“ des Jahrhunderts – Zum 50. Todestag des Schriftstellers und Regisseurs Pier Paolo Pasolini