Damit erwähnt Zafón den Helden dieses düsteren Buches, das sich hauptsächlich in alten Klostergemäuern, scheinbar unbehausten Villen und Theatern, auf Friedhöfen und unterirdisch anspielt. „Marina“ ist eine unheimliche, halb phantasierte, phantastische Liebesgeschichte – nicht nur der zart erblühenden und noch der Unschuld verhafteten Liebe zwischen Oscar und Marina, sondern auch zwischen Menschen, die sich finden und verlieren. Wie der Autor einst durchstreift Oscar die nächtliche Stadt der siebziger Jahre von seinem Jesuitenkloster aus, erkundet Gassen und Gänge und trifft – hoffentlich anders als sein Autor, auf unheimliche Gestalten
In Deutschland wurde der 1964 geborene Katalane durch seine Barcelona-Romane „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel des Engels“ bekannt. Mit diesen begeisterte er ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt. Mit phantastischen Schauerromanen für Jugendliche gelang ihm daheim der Durchbruch. Nicht ganz dem Jugendbuch entstiegen bleibt die Story „Marinas“ nahe bei den Jugendlichen, lässt in alter Manier Figuren auf- und abtreten, die ihre Beichten beitragen, um danach eliminiert zu werden. Im Untergrund Barcelonas schließlich findet das (oder die Ansammlung dieser) dunklen Geheimnis(se) eine Lösung, eine schauerliches Finale – doch damit endet die Geschichte um Marina noch nicht. Zafón schafft es wiedermal, uns zu Tränen zu rühren und wenn wir das Buch aus der Hand legen, wird ein tiefer Seufzer diese blumig anachronistische Geschichte aus dem Dachgeschoss der Seele davon wehen, fürs erste.
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Carlos Ruiz Zafón, Marina, Roman, Aus dem Spanischen von Peter Schwaar, 350 Seiten, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, April 2011, 19,95 €