Versuchen wir, uns einen Überblick zu verschaffen: Im Jahre 1928 wurden die Muslimbrüder von Hassan al-Banna als Reaktion auf den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches und den britischen Kolonialismus in Ägypten mit dem Ziel gegründet, sich von der fremden Okkupation sowie der britisch-westlichen „Dekadenz“ zu befreien. Außerdem wollte die Bruderschaft gegen die säkularen Tendenzen im Land ihre religiösen Vorstellungen verbreiten. 1930 bereits politisierte sie stärker und setzte sich für das Ziel der Rückkehr zum ursprünglichen Islam und der Einrichtung einer islamischen Ordnung ein, für das Al-Banna sich mit dem Traktat „Aufbruch zum Licht“ an den ägyptischen König und andere arabische Staatsoberhäupter wandte.
1938 protestierte die Bruderschaft bereits mit Gewalt gegen Juden. „Nieder mit den Juden“ und „Juden raus aus Ägypten“, lauteten ihre Parolen. Im selben Jahr erschien Al-Bannas Buch „Die Todesindustrie“, in dem er das Märtyrertum verherrlichte. http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbr%C3%BCder
Muslimbruderschaft hatte 1941 bereits etwa 60 000 Mitglieder, 7 Jahre später, 1948 -waren es schon 500 000 und eine große Anzahl Sympathisanten. Sie verfügte über eigene Moscheen, Firmen, Fabriken, Krankenhäuser und Schulen und besetzte wichtige Posten in der Armee und in den Gewerkschaften. Es wurde großer Wert auf Bildung und Ausbildung im Sinne ihrer islamischen Visionen gelegt. Nachdem sie Anfang der 1940er einen geheimen militärischen Apparat eingerichtet hatte, der nach antibritischen Aktionen und Anschlägen aufgedeckt wurde, verbot Premierminister Mahmoud an-Nukrashi Pascha die Bruderschaft. Danach fiel er selbst einem ihrer Anschläge zum Opfer, Al-Banna selbst wurde im Februar 1949 erschossen.
Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 und dem Ölboom 1973 gewann die Bruderschaft wieder mehr Einfluss. Präsident Sadat ließ sie zwar offiziell dulden, hob aber das Verbot nicht auf. Die Bruderschaft entwickelte sich schnell zu einer treibenden Kraft der ägyptischen Wirtschaft. Unter den 18 Unternehmerfamilien und deren Teilhabern, die als die eigentlichen Kontrolleure der ägyptischen Wirtschaft gelten, sollen sich acht Muslimbrüder befinden. Ende der 1980er Jahre verfügten die von der Bruderschaft kontrollierten Unternehmen im In-und Ausland über ein Kapital von geschätzten 10-15 Milliarden USD.
In den vergangenen Jahren soll die Bruderschaft eine Veränderung erfahren haben. Jüngere Vertreter richten sich demnach nicht mehr nach der Theokratie, sondern fordern eine Demokratie mit islamischen Elementen. So sollen jüngere Muslimbrüder auch an den Protesten gegen Mubarak teilgenommen und von einer Einführung der Sharia Abstand genommen haben.
Neben dem Wahhabismus zählt die Bruderschaft zu den einflussreichsten Elementen des Islamismus. Seit den 1930er Jahren gibt es die Bruderschaft auch in Saudi-Arabien, im Libanon, in Jordanien und in Syrien. Sie nahm 1948 am Krieg gegen Israel teil und die Hamas wird als eine „Tochterorganisation“ der Muslimbrüderschaft gesehen. Im Sudan führte sie 1983 die Sharia ein, nachdem sie eine der wichtigsten Parteien geworden war.